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Kapitelkreuz des katholischen Domkapitels des Bistums Speyer. 2. Modell (mit roten Armen ‒ letztes Drittel des 18. Jh.‒1822), Anfertigung um 1780, 60,1 x 50,8 mm, Gold massiv, Glasfluß, Emaille mit feinster Emaille-Malerei, 52,4 g, ohne Halsband.

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
DEUTSCHE STAATEN, HOCHSTIFT DES BISTUMS SPEYER (BIS 1802)

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Losnummer 7148




Schätzpreis: 3.000,00 €
Zuschlag: 7.000,00 €


Kapitelkreuz des katholischen Domkapitels des Bistums Speyer. 2. Modell (mit roten Armen ‒ letztes Drittel des 18. Jh.‒1822), Anfertigung um 1780, 60,1 x 50,8 mm, Gold massiv, Glasfluß, Emaille mit feinster Emaille-Malerei, 52,4 g, ohne Halsband.


RRRR II

Exemplar der 32. Auktion der Firma Carsten Zeige in Hamburg am 27. Juni 2009, Kat.-Nr. 39, dort ohne Zuschreibung.

Die Gründung des Bistums Speyer reicht in römische Zeit zurück, der erste Bischof der Stadt ist schon für die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts belegt. Das Domkapitel, das sog. "Verwaltungs-Kollegium" für die Domkirche und das Bistum ist wohl gegen Ende des neunten Jahrhunderts entstanden und erlangte relativ bald Unabhängigkeit und juristische Selbstständigkeit vom Bischof. Es bestand aus ca. sechs bis zwölf Domherren.

Wohl von Kaiser Karl VII. (1697‒1745, seit 1726 Kurfürst von Bayern, seit 1742 römischer Kaiser) wurde dem Speyerer Domkapitel für seine Domherren das Privileg verliehen, ein Kapitelkreuz zu tragen. Eindeutiger Hinweis hierfür sind die in den Kreuzwinkeln angebrachten Kaiserkronen, die unverwechselbar die Gestalt derjenigen Kaiserkrone aufweisen, die Karl VII. aus Anlaß seiner Krönung im Frankfurter Dom 1742 hatte anfertigen lassen. Dies war notwendig geworden, da die in Wien aufbewahrte ottonische Reichskrone von Maria Theresia (1717‒1780), Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn, nach dem Tode ihres Vaters Kaiser Karls VI. (1685‒1740, römischer Kaiser seit 1711) nicht nach Frankfurt zur Krönung herausgegeben worden war. Die Karkasse (Rohgestell ohne Edelsteine) der Kaiserkrone Karls VII. befindet sich noch heute in der Schatzkammer der Münchner Residenz.

Das Kreuz ist eindeutig dem Domkapitel von Speyer zuzuschreiben, weil auf dem Avers-Medaillon die Bistumspatronin Maria mit Jesuskind vor dem Bistumswappen, einem silbernen (weißen) Kreuz in blau zu sehen ist. Das Revers-Medaillon zeigt den aus dem Elsaß stammenden hl. Papst Leo IX. (ursprünglich Bruno von Egisheim-Dagsburg ‒ 1002‒1054, Papst seit 1049), den zweiten Bistumspatron des Bistums Speyer.

Nachdem 1822 ein neues Domkapitel errichtet worden war, wurden auch neue, einfacher gestaltete Kapitelkreuze geschaffen, die bis in die Gegenwart getragen werden. Die Kapitelkreuze waren und sind nach dem Tod ihres Trägers streng rückgabepflichtig und wurden bzw. werden bei der Installation eines Domherrn bzw. Domkapitulars wieder neu vergeben, was ihre große Seltenheit erklärt.