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Johann Georg I., 1615-1656. Goldmedaille zu 5 Dukaten 1617, Slg. Merseb. 872 (dort in Silber); Slg. Whiting 84 (dort in Silber); Brozatus 687 (dort in Silber).

DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
SACHSEN, SACHSEN, KURFÜRSTENTUM

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Losnummer 3718




Schätzpreis: 3.000,00 €
Zuschlag: 4.800,00 €


Johann Georg I. 1615-1656.
Goldmedaille zu 5 Dukaten 1617, von Chr. Maler, auf die 100-Jahrfeier der Reformation. Engel und Luther heben Scheffel von Kerze, die auf einem Altar steht//Friedrich der Weise und Johann Georg hinter Altar mit Bibel und Kruzifix. 32,86 mm; 17,90 g.
Slg. Merseb. 872 (dort in Silber); Slg. Whiting 84 (dort in Silber); Brozatus 687 (dort in Silber).

GOLD. Von allergrößter Seltenheit. Min. Fassungsspuren (?), sehr schön-vorzüglich

Auf Anregung des reformierten Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz fasste die Protestantische Union im April 1617 an ihrer Bundesversammlung zu Heilbronn den Beschluß das 100-jährige Jubiläum des Beginns der Reformation in möglichst einmütiger und gleichförmiger Weise festlich zu begehen, auch um die Einheit der Anhänger des evangelischen Bekenntnisses gegenüber den Gegnern der Reformation zu demonstrieren. Zur Gewährleistung der Einheit von Lutheranern und Reformierten billigten sich Fürsten und Räte zu, daß dabei „jeder bei seiner Religion, Predigt, Kirchenzeremonie und Lehre“ bleiben könne. In den reformierten Gemeinden des evangelischen Deutschlands wurde dieses Fest am Sonntag, den 2. November begangen.
In ganz Kursachsen wurde das 100-jährige Jubiläum des Beginns der Reformation auf Anweisung des Landesherrn Johann Georg I. und in Abstimmung mit der obersten kirchlichen Behörde, dem Dresdner Oberkonsistorium, vom 31. Oktober bis 2. November 1617 festlich begangen. Die Anregung zu einer solchen Feier als „Primus Jubilaeus Christianus“ kam im April von den Theologen der Universität Wittenberg, die für den 31. Oktober, den Jubiläumstag des Thesenanschlags Luthers am Vortag von Allerheiligen 1517, ursprünglich lediglich eine lokale Veranstaltung an ihrer Lehranstalt Leucorea geplant hatten. Da sich die Idee landesweiter Festlichkeiten in Sachsen erst bald nach dem Vorschlag des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. nachweisen läßt, ist es fraglich, ob der Lutheraner Johann Georg dieses Projekt in Konkurrenz zum reformierten Pfälzer vorangetrieben hat oder ob beide Pläne eine unabhängig voneinander gediehene Wurzel haben. Jedenfalls regte Johann Georg andere Reichsstände lutherischen Bekenntnisses an, nach dem sächsischen Vorbild zu feiern.

In Kursachsen waren die Festivitäten strikt geregelt. Zentrale Bedeutung hatten die kirchlichen Feierlichkeiten mit teils vorgegebenen Predigten und Abendmahl, Dankgebeten und Absingen bestimmter Lieder an jedem der drei Festtage. Die religiösen Feierlichkeiten wurden durch Umzüge, Salutschüsse und weitere Lustbarkeiten aufgelockert. Musikalische Darbietungen mit den Kompositionen des Heinrich Schütz, von Michael Praetorius und anderen gab es nicht nur am kursächsischen Hof zu Dresden, sondern auch für die breitere Öffentlichkeit anderswo im Lande. Es wurden anlassbezogene Komödien aufgeführt und Gedichte vorgetragen. Ferner wurde dem Jubiläum an Hochschulen mit öffentlichen Ansprachen, Disputationen und Promotionen Rechnung getragen. Zur bleibenden Erinnerung an dieses Jubiläum erschienen Flugschriften, Medaillen und nicht zuletzt die in Silber und in Gold geprägten Münzen aus der kurfürstlichen Münzstätte zu Dresden, die in diversen Wertstufen vom Achtel- bis zum Vierfachtaler, vom einfachen bis zum mehrfachen Dukaten ausgebracht worden sind und teils in Verkehr gebracht, teils als kurfürstliche Donative ausgeteilt worden sein dürften.