Teaserbild
Trennline

Im Folgenden gelangen einige Ordensinsignien des preußischen Generals der Infanterie George von Engelbrechten (1855-1935) zum Aufruf: Orden pour le mérite, verliehen am 8. Juli 1918 an Generalleutnant von Engelbrechten. Ordenskreuz, 53,3 x 53,3 mm, s

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
PREUSSEN, KÖNIGREICH PREUSSEN (1701-1918)

Zurück zur Listenansicht
In Merkliste legen

Losnummer 7011




Schätzpreis: 10.000,00 €
Zuschlag: 17.000,00 €


Im Folgenden gelangen einige Ordensinsignien des preußischen Generals der Infanterie George von Engelbrechten (1855-1935) zum Aufruf: Orden pour le mérite, verliehen am 8. Juli 1918 an Generalleutnant von Engelbrechten. Ordenskreuz, 53,3 x 53,3 mm, sog. "Wagner-Friedländer-Typ" (mit sog. "Barock"-Agraffe), wohl Anfertigung der Firma Johann Wagner & Sohn in Berlin vom Frühjahr 1918, Silber vergoldet und emailliert, 27,1 g (mit Sprungring!), Emaille min. wellig, min. oberflächlicher Emaille-Chip, die Brust des rechten unteren Adlers weist den für diese Stücke typischen Prägefehler (langer senkrechter Strich) auf, auf dem Rand des unteren Kreuzarms Silberpunze "938", ohne Hersteller-Kennzeichnung, auf dem unteren Bogen des Sprungrings Silberpunze "800", am originalen alten, getragenen Halsband, im nicht zugehörigen Holz-Etui der Firma W. Krausbeck in Karlsruhe. BWK2 196 var.; KB3 1529A var.; OEK21 1593/4.


II

Ein nahezu identisches Exemplar, verliehen am 30. Juni 1918 an Oberst Udo von Fischer (1868‒1938), wurde in unserer 284. Auktion am 30. September 2016 unter der Kat.-Nr. 7064 angeboten.

Wir halten dieses Exemplar trotz fehlender Ritzmarke oder Herstellerpunze aufgrund der firmentypischen Merkmale für eine Anfertigung der Firma Johann Wagner & Sohn in Berlin aus dem Frühjahr bzw. Frühsommer 1918. Hier ist besonders die Silberpunze "800" zu nennen, die, wie bei gekennzeichneten Wagner-Stücken auch, auf dem unteren Bogen des Sprungrings und nicht wie bei Sprungringen anderer Hersteller am Ende des Drahtes angebracht ist. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß die Firma Wagner diese nicht gekennzeichneten Stücke für einen weiteren Lieferanten der General-Ordenskommission gefertigt hat, dessen Identität bisher nicht aufgedeckt werden konnte.

Aufgrund der kriegsbedingt zunehmenden Knappheit an Gold sowie der steigenden Herstellungs-Summen von Orden, bedingt durch die kriegsbedingte Zunahme an Ordensverleihungen, überlegte die General-Ordenskommission im Frühherbst 1916 die Möglichkeit einer Umstellung von Gold auf vergoldetes Silber als Basismaterial für die Ordensinsignien. Deshalb wurden Mitte Oktober von verschiedenen Berliner Ordensjuwelieren diesbezügliche Kostenvoranschläge u. a. auch für den Pour le mérite aus vergoldetem Silber eingeholt. Nachdem Wilhelm II. (1859-1941, reg. von 1888 bis 1918) mit Allerhöchster Entschließung vom 16. November 1916 genehmigt hatte, " . . . daß bis auf weiteres alle Orden und Ehrenzeichen, deren Herstellung bisher unter Verwendung von Gold erfolgte, aus vergoldetem Silber angefertigt werden. . . . " Gemäß einer Herstellungs-Vorgabe der General-Ordenskommission vom Oktober 1916 sollte " . . . für silberne Abzeichen 938fein Silber verwendet . . . " werden. Dieser Feingehalt wurde für die nunmehr zu fertigenden Ordensinsignien aus vergoldetem Silber übernommen, und zu ihrer Unterscheidung von den echt goldenen Insignien die Silberpunze "938" eingeführt. Somit kann davon ausgegangen werden, daß wohl schon ab Ende November 1916 mit der Herstellung von Kreuzen des Ordens pour le mérite aus vergoldetem 938er-Silber begonnen wurde, und diese mit der Feingehaltspunze "938" (oder "937") gekennzeichnet wurden.

Insgesamt wurden von Wilhelm II. im Ersten Weltkrieg 699 Verleihungen des Ordens pour le mérite vorgenommen, wovon 174 auf das Jahr 1917 entfielen und 361 auf 1918.

Seit März 1915 stand die 50. Infanterie-Division unter ihrem Kommandeur, Generalmajor von Engelbrechten, an der Westfront, wo sie u. a. im Stellungskampf in der Champagne, dann bei Verdun, in den Argonnen und an der Aisne zum Einsatz gelangt war. Anfang Januar 1918 nahm sie im Verbund mit der 18. Armee an deren März-Offensive teil. Ende Mai und Anfang Juni nahm die Division an der Schlacht bei Soissons und Reims teil und rückte weiter bis zur Marne vor, die sie am 30. Mai erreichte.

Generalleutnant Eberhard Graf von Schmettow (1861-1935), kommandierender General des Generalkommandos 65 (Gruppe Schmettow) innerhalb der deutschen 7. Armee schlug daraufhin den inzwischen zum Generalleutnant beförderten George von Engelbrechten mit folgenden Begründung zur Verleihung des Ordens pour le mérite vor:

" . . . Von allen früheren Vorgesetzten wurde der Einfluß des Div.Kdrs. auf seine Truppe ganz besonders rühmend hervorgehoben. Stets siegesgewiß und voll Vertrauen auf seine Leute, auch in schwierigen Lagen, übertrug er diesen zuversichtlichen Geist auch auf seine Regimenter, die er voll Eifer für ihre Angriffsaufgaben geschult hatte. - Bei dem am 27. Mai beginnenden Angriff der 7. Armee hatte die Division den rechten Flügel des Korps Schmettow. Ihr fiel die Erstürmung des Dorfes und Waldes Ville aux Bois zu, die in frischem Angriff erfolgte. Im gleichen Drange nach vorwärts wurde der Aisne-Übergang erzwungen und in den folgenden Tagen Oise und Velse überschritten. Den anderen Divisionen voraus, ruhte die Division nicht eher, als bis sie als erste die Marne erreichte. - Auch ich habe von dem Gen.Lt. von Engelbrechten den Eindruck gewonnen, daß ihm ein Hauptverdienst an den Erfolgen der Division beizumessen ist. Mit sicherer Hand führte er die Division und wußte sie immer von neuem anzuspornen. Bei dem Vertrauensverhältnis zwischen Führer und Truppe würde die Auszeichnung ihres Kdrs. auch als Anerkennung der Leistungen der Division aufgenommen werden. . . . "

Mit Datum vom 8. Juli 1918 entsprach Wilhelm II. (1859-1941, reg. von 1888 bis 1918) der Eingabe von Schmettows und verlieh von Engelbrechten den Orden pour le mérite.

George Louis von Engelbrechten wurde am 30. April 1855 als zweiter Sohn des Hannoverschen Oberstleutnants Karl von Engelbrechten (1821-1907) und seiner Ehefrau Sophie geb. von Hattdorf (1820-1903) in Neustadt am Rübenberge im heutigen Landkreis Region Hannover geboren. Sei älterer Bruder war der spätere preußische Generalleutnant Maximilian von Engelbrechten (1851-1911).

Aus dem preußischen Kadettenkorps kommend, trat er 1873 im Alter von 18 Jahren als Fähnrich in die preußische Armee ein. 1874 erfolgte seine Beförderung zum Secondelieutenant, 1884 zum Premierlieutenant, 1889 zum Hauptmann, 1900 zum Major, 1907 zum Oberstlieutenant und 1910 zum Oberst. 1913 wurde er zum Generalmajor befördert und zum Kommandeur der 69. Infanterie-Brigade in Graudenz (heute Grudziądz in polnisch Pommern) ernannt.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nahm von Engelbrechten mit seiner Brigade an den Schlachten bei Gumbinnen in Ostpreußen (19./20. August 1914), bei Tannenberg (vom 26. bis 30. August 1914), an den Masurischen Seen (vom 6. bis 14. September 1914) und um Łódź (vom 11. November bis 5. Dezember 1914) teil. Im weiteren Verlauf des Krieges an die Westfront versetzt, kommandierte er seine Division von Mitte April bis Anfang November 1916 in der Schlacht um Verdun. Mit Datum vom 22. März 1917 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant. Am 1. Juli 1918 gab er das Kommando über seine Division ab und wurde zum Gouverneur von Riga und Dünamünde ernannt.

Auf seinen eigenen Wunsch hin wurde von Engelbrechten mit Datum vom 23. Oktober 1918 unter Belassung seines Ranges zur Disposition gestellt. Am 2. Januar erfolgte seine Verabschiedung in den Ruhestand unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters als General der Infanterie.

George von Engelbrechten war seit 1892 mit Clara Julie geb. Sieg (geb. 1875) verheiratet, mit der er drei Kinder hatte, zwei Söhne und eine Tochter. Ihr ältester Sohn George von Engelbrechten, geb. 1894, fiel am 4. Oktober 1914 als Leutnant im Garde-Jäger-Bataillon bei Cambrai. General von Engelbrechten selbst starb am 6. Oktober 1935 in Eberswalde und wurde wohl auch dort beigesetzt.

George von Engelbrechten war Inhaber der nachfolgenden Orden und Ehrenzeichen.

- Bis 1914 verliehen (jeweiliges Verleihungsdatum unbekannt):

Preußen: Zentenarmedaille 1897;

Preußen: Roter Adler-Orden IV. Klasse;

Preußen: Königlicher Kronen-Orden III. Klasse;

Preußen: Roter Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife;

Preußen: Offiziers-Dienstauszeichnung für 25 Dienstjahre;

Preußen: Johanniterorden, Ehrenritter-Kreuz (1899);

Preußen: Johanniterorden, Rechtritter-Kreuz (1907);

Lippe: Fürstlich Lippischer Hausorden, Ehrenkreuz 3. Klasse.

- Ab 1. August 1914 verliehen (jeweiliges Verleihungsdatum unbekannt):

Bremen: Hanseatenkreuz 1914;

Hamburg: Hanseatenkreuz 1914:

Lippe: Kriegsehrenkreuz für heldenmütige Tat;

Lübeck: Hanseatenkreuz 1914;

Preußen: Eisernes Kreuz 1914, II. Klasse;

Preußen: Eisernes Kreuz;

Preußen: Roter Adler-Orden II. Klasse mit Krone, Schwertern und Eichenlaub;

Schaumburg-Lippe: Kreuz für treue Dienste.

- Ab 1. August 1914 verliehen (mit Verleihungsdaten):

22.10.1915 - Sachsen-Meiningen: Kreuz für Verdienst im Kriege am Kämpferband;

20.12.1915 - Sachsen: Königlicher Albrechts-Orden, Komturkreuz I. Klasse mit Schwertern;

??.02.1918 - Preußen: Roter Adler-Orden, Bruststern zur II. Klasse mit Schwertern und Eichenlaub;

11.05.1918 - Preußen: Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Komturkreuz mit Schwertern;

08.07.1918 - Preußen: Orden pour le mérite.

Die vorstehende Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da sie anhand von Photographien, seinem Miniaturen-Kettchen und diversen Angaben in der Fachliteratur rekonstruiert wurde.