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FELIX SCHLESSINGER, Auktion [9] vom 7.12.1931 u.f.T., Berlin.

FELIX SCHLESSINGER
Auktion [9] vom 7.12.1931 u.f.T., Berlin.

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Losnummer 4626




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 490,00 €


FELIX SCHLESSINGER, Auktion [9] vom 7.12.1931 u.f.T. Berlin.
[Katalog 9.] Münzen und Medaillen von Mecklenburg, Rostock/Wismar. 2 unpaginierte, 108 S. 34 Tfn. 1756 Nrn. Grauer Halbleineneinband, wohl des dritten Fünftels des 20. Jahrhunderts, mit leinernen Eckbezügen und einem goldgeprägten braungefärbtem ledernen Rückenschild. Die Deckel außen mit graugrünem Elefantenhautpapier bezogen.


Es ist seit Langem bekannt, dass diese anonym versteigerte Sammlung vom promovierten Naturwissenschaftler und Münzenhändler Richard Gaettens aufgebaut worden ist (Hierzu und zum Folgenden, siehe: Kricheldorf, in: Der Münzen und Medaillensammler, Berichte aus allen Gebieten der Geld-, Münzen- und Medaillenkunde S. 609f.; Michael Kunzel/Jürgen Gottschalk, in: Numismatische Beiträge 3/1987, S. 116-123; Walter Müller in: Ulf Dräger/Monika Lücke/Walter Müller [Hrsg.], Impulse, Halle und die Numismatik, Wissenschaftlicher Tagungsband zum 8. Deutschen und 19. Mitteldeutschen Münzsammlertreffen, 14.-16. Oktober 2011, Halle [Saale] 2013, S. 108-119). [Hermann Ludwig] Richard Gaettens (* 1886 in Hagenow, Mecklenburg, Ó 1965 in Heidelberg), Sohn eines Amtsgerichtsrates, studierte von 1904 bis 1907 Chemie, Physik, Geologie und Mineralogie in Rostock und Heidelberg. Im Sommer 1909 an der Universität Rostock zum Dr. phil. promoviert, fand er 1910 eine Anstellung als Assistent am chemischen Institut der Universität in Halle an der Saale. Im selben Jahr gründete sein Studienfreund Albert Riechmann (* 1884 in Bangkok) in dieser Stadt eine aufstrebende Münzenhandlung, die ihre erste Lagerliste noch vor Ablauf des Jahres herausgab und bereits am 14. 3.1911 und folgende Tage ihre erste Auktion durchführte, der noch 40 weitere folgen sollten. Riechmann und Gaettens zählten auch zu den Protagonisten der Gründung der Numismatischen Gesellschaft zu Halle an der Saale im Januar 1911. Gaettens, der bereits seit seinem zehnten Lebensjahr Münzen und Medaillen sammelte und sich auch im 1908 fundierten Rostocker numismatischen Vereins engagierte, ergriff bald die Chance, seine Arbeit im Chemielabor, die sich für seine Gesundheit schädlich erwies, aufzugeben und seine numismatische Passion zu seinem Beruf zu machen, indem er im April 1912 als Mitinhaber in die Firma A. Riechmann eintrat. Während sich Gaettens von Anbeginn an um die fachlichen numismatischen Belange und den Münzen- und Medaillenhandel sowie um die Auktionen des fortan unter dem Namen A. Riechmann & Co. geführten Unternehmens kümmerte, konzentrierte sich Riechmann auf die Betreuung des 1913 gegründeten numismatischen Verlags und auf Verwaltungsaufgaben in der gemeinsamen Firma. Mit dieser Ausrichtung und ihrer Kompetenz zählte ihre Firma innerhalb weniger Jahren zu den bedeutendsten Münzenhandlungen und numismatischen Auktionshäusern in Deutschland und erwarb sich hier eine führende Rolle in der Vermarktung numismatischer Literatur. Derartig etabliert, konnte auch der Erste Weltkrieg und die schwere Verwundung, die Richard Richard Gaettens als Kriegsfreiwilliger erlitt, überstanden werden. Albert Riechmann nahm auch die Ende 1918 neu gegründete Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung unter seine Obhut. Spätestens gegen Ende der Zwanziger Jahre soll sich sich dieser aus dem Geschäft zurückgezogen haben. Um den Erhalt der Firma in der Weltwirtschaftskrise zu sichern, sah sich Richard Gattens in den Jahren von 1929 bis 1933 dazu gewungen, Notverkäufe zu tätigen, zu dem auch die Veräußerungen des großzügigen Geschäftsgebäudes der Firma und seines Wohnhauses in Halle zählten. In diesem Zusammenhang steht auch die Versteigerung seiner im Laufe von knapp 35 Jahren aufgebauten Privatsammlung von Münzen und Medaillen der mecklenburgischen Herzogtümer sowie der Städte Rostock und Wismar, die damals den umfassendsten numismatischen Bestand dieser Gebiete darstellte. Den für Schlessingers Kundschaft gefertigten Katalog dieser Auktion erarbeitete Gaettens persönlich und brachte diesen im Folgejahr nochmals als monographische Fachpublikation im Verlag der Münzenhandlung A. Riechmann & Co. unter Veränderung der Vorsatztexte nun unter dem Titel "Beiträge zur Münzgeschichte und Geldgeschichte. Mecklenburg, Rostock Wismar, Band 2" auf den Büchermarkt. Wohl schon bald nach der Veräußerung seiner Spezialsammlung begann Gaettens mit dem Aufbau seiner privaten Kollektion von Münzen des deutschen Mittelalters, bei denen er sich vor allem auf die stauferzeitlichen Prägungen verlegte. Nach Veräußerung der Immobilien musste er kleinere Geschäftraume beziehen und die 10.000 Bände umfasssende Firmenbibliothek auslagern, doch so konnte er in der Saalestadt den Geschäftsbetrieb bis auf auf Weiteres aufrecht erhalten. Die letzte Auktion der Münzenhandlung A. Riechmann & Co. erfolgte hier im Jahre 1934. Gaettens führte in der Stadt die Geschäfte bis 1939 weiter und ließ dann vor Ort nur noch die Buchhandlung A. Riechmann & Co. bestehen, die bis Anfang der Fünziger Jahre dort fassbar ist. Die Münzhandlung verlegte er unter ihrem bisherigen Namen mitsamt der gesamten Bibliothek indes nach Berlin. Doch nach nur rund einem Jahr verließ er die Hauptstadt wieder aufgrund der kriegerischen Bedrohungslage und bezog, einer Einladung des Fürsten von Hohenzollern folgend, seinen Wohnsitz auf dem Schloss Hohlstein bei Löwenberg in Niederschlesien und konnte 1942/1943 mit amtlicher Genehmigung auch die Firmenbibliothek dort ebenfalls unterbringen. Gegen Kriegsende floh er mit seinen wesentlichen Sammlungsbeständen nach Westen unter Zurücklassung der Bücherbestände. Diese fielen an den polnischen Staat und bilden heute einen Bestandteil der Universitätsbibliothek Wroclaw. Richard Gaettens ließ sich im südhessischen Neckarsteinach unweit von Heidelberg nieder, wo er seine Sammeltätigkeiten und Autorentätigkeiten fortsetzte. Bereits 1946 berief ihn die Universität Heidelberg zum Lehrbeauftragten für mittelalterliche Münz- und Geldgeschichte. Seine Sammlung der Münzen der Stauferzeit ließ er 1959 und im Folgejahr in Luzern im Zuge zweier seitens der Bank Leu & Co. AG und der Adolph Hess A.G. gemeinschaftlich durchgeführten Versteigerungen veräußern, wobei er auch in diesen Fällen die Bearbeitetung der Kataloge übernahm. Nach seinem Tod versteigerte sein Sohn und Nachfolger Richard Gaettens jun. (siehe die Anmerkung vor unserer Kat.-Nr. 3489) die von seinem Vater wohl erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gebildete Sammlung von Kunstmedaillen und Plaketten (Auktion vom 1.4.1966, [Katalog XXI ]) sowie dessen Partie vorstauferzeitlicher deutscher Mittelaltermünzen (Auktion vom 18. November 1966, [Katalog XXII]).