Teaserbild
Trennline

MÜNZHANDLUNG BASEL, Auktion 3 vom 4.-5.3.1935, Basel.

MÜNZHANDLUNG BASEL
Auktion 3 vom 4.-5.3.1935, Basel.

Zurück zur Listenansicht
In Merkliste legen

Losnummer 4203




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 30,00 €


MÜNZHANDLUNG BASEL, Auktion 3 vom 4.-5.3.1935, Basel.
No. 3. Collection de monnaies et médaillons romains formée en majeure partie par le Prince W. vers la fin du XVIIIe siècle. 4 unpaginierte, 82 S. 52 Tfn. 1071 Nrn. Orig.-Broschur.


Der im Katalogtitel lediglich durch seine Namensinitiale gekennzeichnete Prinz ist schon bald seitens der numismatischen Szene dem Adelshause Waldeck zugeordnet worden (Eine unumstößliche Bestätigung dieser Zuweisungsthese findet sich in einem auf den 8.10.1935 datierten Brief von Herbert A. Cahn, der unserer Kat.-Nr. 4204 beigefügt ist). Römische Münzen bildeten neben antiken griechischen sowie Prägungen des Mittelalters und der Neuzeit einst einen Bestandteil des heute in seiner Substanz nicht mehr bestehenden fürstlich-waldeckischen Antikenkabinetts im Schloss zu Arolsen. Die numismatische Sammlung gründet sich auf die Antikenbegeisterung der Söhne des regierenden Fürsten Carl August Friedrich (* 1704, Ó 1763) und der Fürstin Christiane Henriette (* 1725 in Rappoltsweiler, Ó 1816 in Arolsen). Schon die Eltern pflegten ihr großes Interesse an der Antike, an Kunst und Literatur und gaben dieses an ihre Kinder weiter. Insbesondere der drittgeborene Prinz Christian August (* 1744 in Arolsen, Ó 1798 in Sintra, Portugal) entwickelte eine große Leidenschaft für die Antike, die sich auch in seiner großen Sammelleidenschaft kundtat. Doch auch sein jüngerer Bruder Georg (* 1747 in Arolsen, Ó 1813 in Pyrmont) und der ältere Bruder Friedrich Carl August (* 1743 in Arolsen, Ó 1812 ebendort), der 1763 nach dem Tode des Vaters das Zepter im Fürstentum Waldeck-Pyrmont übernahm, bereicherten die Antikensammlung des Hauses Waldeck, und schließlich auch einige Nachgeborene mit einigen weiteren Erwerbungen. Folgt man Rudolph Gaedechens (Die Antiken des Fürstlich Waldeckischen Museums zu Arolsen, Arolsen 1862, S. 5 und 6, Anm. 1), so ging der numismatische Sammlungsbestand des Hauses Waldeck und Pyrmont aber in seinem wesentlichen Kern auf Prinz Christian August zurück, während Prinz Georg hingegen den Grundstein für diese Kollektion gelegt haben soll (Ebd. S. 6, Anm. 1). Die Masse der Arolser Münzen- und Antikensammlung ist heute längst verkauft und weit verstreut worden. Antike Münzen aus dieser Adelssammlung, die (wie das Titelblatt des vorliegenden Katalogs uns verkündet) hauptsächlich von einem Prinzen (bei dem es sich wahrscheinlich um Christian August gehandelt hat und nicht um seinen Bruder Georg) gegen Ende des 18. Jahrhunderts dem fürstlichen Bestand zugeführt worden sind, hat die Münzhandlung Basel im Rahmen von vier Versteigerungen auf den Markt gebracht (Auktionen vom 4.-5.3.1935, vom 1.10.1935 und folgende Tage, vom 18.3.1936 und folgende Tage und vom 22.-23.3.1937, siehe unsere Kat.-Nrn. 4204, 4207 und 4209).
Prinz Christian August kam als drittem Sohn nicht die Rolle als Thronerbe und Landesherr zu. Vielmehr hatte man für ihn eine militärische Karriere vorgesehen. 1723 trat er als Obristwachtmeister in die österreichische Armee ein und stieg hier im Laufe seiner langen Laufbahn bis zum General der Kavallerie auf. Nach Ausbruch des Russisch-Türkischen Krieges (1768-1774) diente er mit Genehmigung des Kaisers als Freiwilliger in der Zarenarmee, um danach wieder seine Aufgaben im österreichischen Dragonerregiment Nr. 39 wieder aufzunehmen. Diese Truppeneinheit erhielt 1781 den offiziellen Beinamen "Prinz Waldeck" nachdem Prinz Christian August über sie das Oberkommando erhalten hatte. In dem gegen Frankreich geführten ersten Koalitionskrieg (1791-1797) verlor er 1792 als Feldmarschalleutnant auf dem Schlachtfeld seinen linken Arm, was ihn aber schon im Folgejahr nicht daran hinderte, sich an den Kämpfen rechts des Rheins wieder zu beteiligen. Für seine Verdienste empfing er noch im selben Jahr das Kommandeurkreuz des Maria-Theresienordens und erhielt 1794 die Ernennung zum General. Nach einer kurzen Tätigkeit als Generalquartiermeister der österreichischen Armee in den Niederlanden wurde er bald Mitglied des Hofkriegsrates in Wien und 1796 kommandiererender General in Böhmen. Nach Einholung der kaiserlichen Erlaubnis begab er sich im August 1796 nach Portugal, wo er auf Wunsch des Königs als Feldmarschall das Kommando über dessen Landarmee erhielt, ein Auftrag, den er bis zu seinem Tode erfüllte.
Neben seiner dienstlichen Tätigkeit unternam Prinz Christian August zahlreiche Reisen nach Italien, wo er im Kreise gleichgesinnter Freunde die hier vorhandenen Kunstwerke studierte, Ausgrabungsstätten besuchte und auch seiner Sammelleidenschaft nachgehen konnte, indem er im Land eine Vielzahl von Münzen und weiteren antiken Gegenständen erwarb. So baute er im Laufe seines Lebens beachtliche Sammlungen von Münzen und weiteren Objekten der Antike auf, darunter auch mehr als 700 antike Bronzegegenstände und diverse Marmorarbeiten sowie einen umfangreichen einschlägigen Bücherbestand. Da Prinz Christian August unverheiratet und kinderlos starb, ist davon auszugehen, dass spätestens in Folge seines Ablebens seine numismatische und archäologische Kollektionen Eingang in das fürstlich waldeckische Antikenkabinett gefunden haben.
Auch Prinz Georg stand in der Herrschaftsfolge nicht an erster Stelle. Als Georg I. wurde er 1805 Graf von Pyrmont und 1812 nach dem Ableben seines regierenden fürstlichen Bruders souveräner Fürst von Waldeck, Pyrmont und Rappoltstein. Ein tödlicher Reitunfall setzte seiner kurzen Regierungszeit ein jähes Ende.