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Hoher Orden vom Schwarzen Adler (1701). Goldene Kette des Ordens ohne Kleinod, 2. Ausgabe (ab 1840), 2. Ausführung (1847), bestehend aus zwölf Monogramm-Gliedern, mit festgelöteten Kronen, zu je ca. 18 g, und zwölf hohl gefertigte

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
PREUSSEN, KÖNIGREICH PREUSSEN (1701-1918)

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Hoher Orden vom Schwarzen Adler (1701). Goldene Kette des Ordens ohne Kleinod, 2. Ausgabe (ab 1840), 2. Ausführung (1847), bestehend aus zwölf Monogramm-Gliedern, mit festgelöteten Kronen, zu je ca. 18 g, und zwölf hohl gefertigten Adler-Gliedern, zu je ca. 16 g, Anfertigung von Johann George Hossauer in Berlin zwischen Ende 1846 und Anfang April 1847. Gold (916,7 fein) und Emaille, Gesamtgewicht 475 g. Jedes Kettenglied auf dem Revers mit eingeschlagener Herstellerbezeichnung „HOSSAUER“ und Feingehalts-Angabe „LOUIS D’OR“ die Adler-Glieder mit kleiner Luftdruck-Ausgleichs-Öffnung in der Mitte, acht der zwölf Monogramm-Glieder mit mehr oder weniger deutlichen Abplatzungen der blauen Emaille im äußeren Medaillon-Ring, einige wenige mit alten Emaille-Reparaturen, die Adler-Glieder teils mit minimalen Abplatzungen in der schwarzen Emaille, einzelne Adler-Glieder mit leichten Eindellungen im Bereich der Einhängehaken. Die vorliegende Kette ist von Sauerwald und Schubersky beschrieben worden, allerdings sind die angegebenen Träger-Gravuren dort teilweise unvollständig wiedergegeben. Die Träger-Grauvuren lauten: "ERNST VON PFUEL / ORD. ADSCR. XVIII. JAN. / MDCCCXLIV / TORQ. INV. APRIL MDCCCXLVII / † III. DEZEMB. MDCCCLXVI" sowie "PETER GROSSHERZOG VON OLDENBURG. / ORD. XVII MAI MDCCCL. / CAP. XXII MÄRZ MDCCCLXVIII / † XIII JUNI MDCCCC". OEK23 1578.


Sehr selten, besonders in dieser frühen Anfertigung der Firma Hossauer. II-III

Die Träger der angebotenen Kette:

Ernst von Pfuel (1779-1864)

https://www.kuenker.de/de/information/presseinformationen/aktuelle-mitteilungen/396

 

Peter Großherzog von Oldenburg (1827-1900)

https://www.kuenker.de/de/information/presseinformationen/aktuelle-mitteilungen/397

Von den goldenen Ketten des schwarzen Adler Ordens sind nur wenige Exemplare in Privatbesitz bekannt. Vor allem die in hoher Qualität angefertigten frühen Stücke aus der Goldschmiede Hossauer werden selten angeboten.

Mit der Stiftung des Ordens noch durch den Kurfürsten Friedrich III. (1657-1713, reg. seit 1688 als Kurfürst und seit 1701 als König) am 17. Januar 1701, am Vorabend seiner Krönung zum König in Preußen, wurde auch die Goldene Kette für alle Ordensritter geschaffen. Noch am Tage seines Regierungsantritts schuf sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm I. (1688-1740, reg. seit 1713) jeglichen Prunk am Hofe und damit auch die Ordensfeste und Investituren und die Ordenskette ab. Die zurückgegebenen Ketten fielen alle der Einschmelzung zum Opfer.

Erst König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861, reg. seit 1840) beschäftigte sich vom Beginn seiner Regierung an mit der Einführung von Investitur und Ordenskette (2. Ausgabe). Mit der Realisierung wurde der Hofgoldschmied Johann George Hossauer (1794-1874) in Berlin betraut, der auch die Entwürfe nach Vorgaben des Königs ausfertigte. Die erste fertiggestellte Kette, bei der die Kronen der Monogramm-Glieder mittels zwei auf dem Revers sichtbaren Nieten auf den Ringen befestigt waren (2. Ausgabe, 1. Ausführung), übergab der König am 28. Juni 1841 an seinen jüngeren Bruder Generalleutnant Prinz Carl von Preußen (1801-1883).

Johann George Hossauer hatte seine Tätigkeit in Berlin im Jahre 1819 aufgenommen und wurde 1826 zum „Goldschmied Seiner Majestät des Königs“ ernannt. Er fertigte nahezu alle preußischen Ordensinsignien einschließlich der Ausführungen mit Diamanten. Im Jahre 1859 stellte er seine Tätigkeit ein und schloß seine Firma.

Ab 1846 beschäftigte sich Hossauer im Auftrag des Königs mit der Überarbeitung der ursprünglichen Entwürfe und fertigte ca. von Jahresende 1846 bis Anfang April 1847 insgesamt 17 Ordensketten an, bei denen die Kronen der Monogramm-Glieder auf den Ringen festgelötet waren (2. Ausgabe, 2. Ausführung).

Die vorliegende Kette wurde aus französischen Goldmünzen Louis d’Or (916,7 Feingehalt) aus dem preußischen Staatschatz hergestellt, weshalb als Feingehaltspunze auf dem Revers „LOUIS D’OR“ eingeschlagen wurde. Demgegenüber wurde die oben erwähnte Kette des Prinzen Carl aus preußischen Goldmünzen Friedrichs d’Or (903 Feingehalt) aus dem preußischen Staatsschatz hergestellt, weshalb als Feingehaltspunze auf dem Revers „FR D’OR“ eingeschlagen wurde.

Am 8. April 1847 tauschte Hossauer beim König das neue Exemplar gegen das bisherige aus, und am 9. April lieferte er insgesamt 16 Ketten an den königlich preußischen Staatsminister des Königlichen Hauses, Wilhelm Fürst zu Sayn und Wittgenstein (1770-1851, Fürst seit 1804) ab.

Schon am folgenden Tag, dem 10. April 1847, wurde dem Generalleutnant Ernst von Pfuel (1779-1864), 663. Ordensritter seit dem 18. Januar 1844, zusammen mit elf weiteren Ordensrittern persönlich von Friedrich Wilhelm IV. in Privataudienz ohne besondere Investitur-Feierlichkeit die Ordensketten übergeben, wobei von Pfuel das hier angebotene Exemplar erhielt. Nach dessen Tod 1864 erfolgte die Rückgabe.

Ernst Heinrich Adolf von Pfuel wurde am 3. November 1779 auf Gut Jahnsfelde im Märkischen Oderland Brandenburgs als Sohn des preußischen Generalmajors Ludwig von Pfuel (1718-1789) und dessen Ehefrau Sophie, geb. Kranz (1755-1783) geboren. Er schlug eine sehr erfolgreiche militärische Laufbahn ein, die ihn in den Kriegen gegen Napoléon in preußischen, österreichischen und russischen Diensten kämpfen ließ. Während er noch 1806 nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt bei Lübeck in französische Gefangenschaft kam und auf sein Ehrenwort entlassen wurde, kämpfte er für die Habsburger in Sachsen und arbeitete im Wiener Kriegsarchiv. Im Wendejahr 1812 wurde er in russischen Diensten angestellt und beteiligte sich bei der Rückeroberung Europas, so bei der Besetzung Berlins und Hamburgs. Danach kehrte er in preußische Dienste zurück und befand sich 1815 im Generalstab von Blücher. Nach dem Sieg von Waterloo kontrollierte von Pfuel den preußischen Sektor von Paris als zuständiger Kommandant. Diese Jahre haben ihn geprägt, so erhielt er für seine militärischen Leistungen im Holsteinfeldzug 1814 den Orden Pour le Mérite, für seine Teilnahme an der Schlacht bei Ligny, kurz vor Waterloo, das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Außerdem verfasste von Pfuel ein Buch über die Zeit nach Napoléons Niederlage in Russland: Ernst von Pfuel, Übersicht der Kriegsjahre 1813, 1814, 1815, Berlin 1828.

Nach dem Krieg übernahm er Kommandeurstellen in Koblenz und Magdeburg und wurde dort mehrmals befördert. 1830 war er Kommandant von Köln, bevor er ab Mai 1831 in das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) in der Schweiz berufen wurde, wo ein Aufstand ausgebrochen war. Diesen konnte er erfolgreich beenden, sodass ihm das Eichenlaub zum Orden Pour le Mérite und die Stellung des Gouverneurs zuerkannt wurde. 1842 folgte die Ernennung zum Regimentschef des 13. Infanterieregiments und die Auszeichnung der Brillanten zum Roten Adlerorden 1. Klasse. Zudem erhielt er 1844 den Ritterschlag zum Schwarzen Adlerorden. Bei einem Besuch in Stockholm wurde er in den Seraphinenorden aufgenommen. 1847 erhielt er die Kette des Schwarzen Adlerordens. Im Jahr der Märzrevolution 1848 waren seine Aufgaben jeweils nur von kurzer Dauer: Als Gouverneur von Berlin stellte er sich vor die schussbereiten Truppen – er verhinderte ein Blutbad und verlor sein Amt nach nur einer Woche. Im September wurde er preußischer Ministerpräsident und Kriegsminister. Als im Oktober die Nationalversammlung beschloss, Adel, Orden und den Titel „von Gottes Gnaden“ in der Königstitulatur abzuschaffen, erregte von Pfuel den Ärger des Königs, der ihm vorwarf, sich nicht entschieden genug dagegen positioniert zu haben. Anfang November nahm von Pfuel seinen Hut. Dies war jedoch nicht das Ende seiner politischen Karriere. 1858 wurde er nämlich in das preußische Herrenhaus berufen. 1864, ein halbes Jahr vor seinem Tod, erhielt er noch die Krone zum Orden Pour le Mérite.

Von Pfuel war ein großer Verfechter des Schwimmens. So gründete er 1810 in Prag die erste Schwimmschule der Welt, 1817 folgte eine in Berlin. Dort lernten in den Folgejahren vor allem die Soldaten das Schwimmen. Zum 25jährigen Bestehen der Berliner Schwimmschule wurde ihm eine Medaille gewidmet. Nach seinem Tod am 3. Dezember 1864 in Berlin wurde er auf dem Gut Jahnsfelde beigesetzt, und seine Ordensinsignien wurden an die Generalordenskommission zurückgegeben, die die Kette einer Restaurierung unterziehen und die Ordensdaten von Pfuels auf dem Revers eines Adler-Gliedes eingravieren ließ.

Im Ordenskapitel vom 22. März 1868 wurde diese Kette dann an den bereits am 17. Mai 1850 als 712. Ordensritter aufgenommenen Großherzog Peter II. von Oldenburg (1827-1900, reg. seit 1853) von König Wilhelm I. feierlich verliehen.

Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg wurde am 8. Juli 1827 in Oldenburg als ältester Sohn des Erb-Großherzogs Paul Friedrich August von Oldenburg (1783-1853, reg. seit 1829 als Großherzog August I.) und dessen zweiter Ehefrau Ida, geb. Prinzessin von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym (1804-1828) geboren. Dem Erbprinzen kam eine gute Ausbildung zugute, die ihn zum Studium nach Leipzig 1846-1848 führte. Im Revolutionsjahr wurde er nach Oldenburg zurückgerufen, um seinen Vater Unterstützung zukommen zu lassen. Zwei Jahre später erfolgte auf den Vorschlag des mit dem Haus Oldenburg verwandten Zaren Nikolaus I. das Angebot, Nikolaus Friedrich Peter zum dänischen Thronerben zu ernennen. Das Interesse Dänemarks lag in einer Entschärfung der Schleswig-Holstein-Frage. Mit einem deutschen Erbprinzen ließen sich die Herzogtümer bei Dänemark halten, so die Hoffnung. Der Großherzog August sagte ob des Prestigegewinns voreilig zu, sein Parlament war aus nationalen Interessen dagegen und auch Nikolaus Friedrich Peter widersetzte sich, wohl da er die politischen Risiken besser einzuschätzen wusste. Der dänische Vorschlag wurde zurückgezogen.

Nach dem Tode seines Vaters bestieg er am 27. Februar 1853 den Thron des Großherzogtums Oldenburg unter dem Namen Peter II. Er sah die Verbindung mit Preußen als einzige Chance für sein Großherzogtum. So verkaufte er am 20. Juli 1853 das Gebiet des späteren Wilhelmshavens am Jadebusen an Preußen zur Errichtung eines Marinestützpunktes. Im Gegenzug sicherte er sich die preußische Unterstützung für seine Übernahme der Herrschaften Kniphausen und Varel. Auch 1866 im Deutschen Krieg verband er sich mit Preußen, was das Überleben seines Herzogtums sicherte. Oldenburg trat als erster Staat dem Norddeutschen Bund bei. Er schlug dem preußischen König die Kaiserkrone vor, um in dieser Tradition es den übrigen deutschen Fürsten leichter zu machen, ebenfalls in den Norddeutschen Bund einzusteigen.

Andere Projekte waren dagegen nicht von Erfolg gekrönt: 1864 erhob Peter II. nach Übernahme der gottorpschen Rechte von Zar Nikolaus I. Anspruch auf die gerade eroberten Herzogtümer Schleswig und Holstein. Doch weder in den Herzogtümern selbst, noch in Oldenburg, ganz zu schweigen von der deutschen Öffentlichkeit war dieser Vorschlag populär, da er allein dynastische Gründe berücksichtigte. Die Welt hatte sich allerdings schon weiter gedreht und nationale Argumente spielten eine große Rolle. Sein Verfassungsentwurf für den Norddeutschen Bund umfasste ein Ober- bzw. Fürstenhaus, dem auch die mediatisierten Geistlichen und die Reichsgrafen des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches angehören sollten. Dieser Vorschlag unterschied sich von den anderen Verfassungsentwürfen durch seine starke Zurückgewandtheit.

Mit seinem rigiden Konservativismus trat Peter II. vor allem in der Innenpolitik gegen den liberaleren Zeitgeist an. So ließ er das Oldenburger Staatsgrundgesetz revidieren und ernannte in seiner langen Regierungszeit von 47 Jahren gerade vier Regierungen mit insgesamt zehn Ministern. Von ihm stammt die einzige Oldenburger Goldmünze aus dem Kaiserreich, nämlich das 10 Mark-Stück aus dem Jahr 1874 (J. 241).

Der Zustand der Kette weist darauf hin, daß sie zwischen 1900 und 1918 noch einmal vergeben worden sein könnte und nach dem Tod des Trägers wohl erst nach 1918 zurückgegeben wurde, weshalb eine neuerliche Überarbeitung und die Gravur der Daten des möglichen dritten Trägers unterblieb.

Vgl.: Sauerwald und Schubersky (in SKT S. 3 ff.), Schneider (in SN01 S. 1 ff. sowie Anhang S. 1 ff.) und Stillfried (in SSAa S. 43 und 46).