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Peter I., der Große, 1682-1725. Goldmedaille 1709, Diakov 27.2 (dort nur in Silber).

EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
RUSSLAND, KAISERREICH

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Losnummer 714




Schätzpreis: 20.000,00 €
Zuschlag: 18.000,00 €


Peter I. der Große, 1682-1725.
Goldmedaille 1709, von S. Judin und B. Scott (spätere Prägung um 1760). Tapferkeitsmedaille für Offiziere in der Schlacht bei Poltawa am 28. Juni 1709 (nach gregorianischem Kalender am 8. Juli 1709). Geharnischtes Brustbild r. mit Lorbeerkranz und umgelegtem Mantel//Ansicht der Schlacht, im Hintergrund r. die befestigte Stadt Poltawa. 51,07 mm; 74,40 g.
Diakov 27.2 (dort nur in Silber).

GOLD. Von größter Seltenheit. Winz. Randfehler, vorzüglich

Obwohl durch die schwedische Niederlage bei Lesnaja am 29. September 1708 der Nachschub für die schwedische Hauptarmee quasi völlig abgeschnitten worden war, setzte König Karl XII. ("König Eisenkopf") den Feldzug gegen seinen bedeutendsten Rivalen, Zar Peter I. fort und marschierte in die Ukraine ein. Ende April 1709 zog er mit seinem Heer vor die in der Ukraine gelegene Kosakenstadt Poltawa und begann am 1. Mai 1709 die Belagerung. Mitte Mai 1709 schlug der russische General Alexander Menschikow auf der anderen Seite der Stadt sein Lager auf, und einige Wochen später stieß auch Feldmarschall Boris Sjeremetjev und Anfang Juni auch Zar Peter mit weiteren Truppen zu Menschikow. Als der Zar davon erfuhr, daß Karl XII. bei einem Aufklärungsritt durch einen Schuß in den Fuß verletzt worden war, beschloß er, rasch eine Entscheidung herbeizuführen. Ungefähr 50.000 russische Soldaten standen nun etwa 28.000 Schweden gegenüber, von denen allerdings viele bereits verletzt und vom langen Feldzug erschöpft waren. Im Morgengrauen des 28. Juni 1709 griff der schwedische Feldmarschall Graf Carl Gustav Rehnsköld als Vertreter des verletzten Königs das russische Lager an. Die Schweden erlitten jedoch eine herbe Niederlage, wohl die schwerste in der Geschichte des Landes. Nach der Gefangennahme Rehnskölds blieb Karl XII. der auf einer Bahre über das Schlachtfeld getragen wurde, nur der Befehl zum Rückzug.

Die Schlacht von Poltawa, die für Karl XII. die schwerste persönliche Niederlage, für Schweden das Ende seiner Vormachtsstellung im Ostseeraum, für Zar Peter I. aber den Sieg über seinen ärgsten Rivalen und für Rußland endlich den unbestrittenen Zugang zur Ostsee bedeutete, wurde von Peter I. natürlich ausgiebig gefeiert. Sowohl in St. Petersburg als auch in Moskau wurde der Zar jubelnd empfangen, in Moskau setzte er sich an die Spitze eines Triumphzuges durch sieben Ehrenpforten, bei dem auch Trophäen und schwedische Kriegsgefangene mitgeführt wurden. Der Tag der Schlacht, nach der russischen Variante des julianischen Kalenders der 27. Juni, wurde zum nationalen Feiertag ernannt.

Der Zar ließ an Offiziere und Soldaten Tapferkeitsmedaillen in Gold und Silber vergeben, und es wurden auch weitere Erinnerungsmedaillen ausgegeben.

„Die russische Medaillenprägung der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts hat einen umfangreichen Bestand an Stempeln hinterlassen. Die Auflagen der Medaillen waren nicht nach einer bestimmten Prägeanzahl beendet. Das Interesse an den Medaillen dieser Zeit war sehr hoch, so dass die Stempel häufig benutzt, beschädigt und danach ersetzt wurden. Im Laufe des 18. Jahrhunderts waren die Medaillen auf Peter den Großen sehr beliebt und wurden zahlreich nachgeprägt.“ Schukina, E. S.: Medaillenkunst im 18. Jahrhundert, Leningrad 1962. Wir freuen uns, Ihnen eine solche Nachprägung der Originalmedaille von 1709 aus der Hand des Stempelschneiders Gojen in unserer Auktion anbieten zu können. Bei der Nachprägung wurde der Stempel der Vorderseite von Samoil Judin und der Stempel der Rückseite – mit der Darstellung der Schlacht von Poltava – von Benjamin Scott geschnitten. Der Engländer Benjamin Scott wurde für seine Tätigkeit in Russland 1748 von der Münzkanzlei eingeladen und arbeitete dort bis 1761. Alexander Sivers hat die genauen Vertragsbedingungen und verschiedene Etappen seines Lebens beschrieben. Darüber hinaus listet er seine Arbeiten auf, bei denen es sich meistens um spätere Nachprägungen von berühmten Medaillen handelte. Eine große Bedeutung hatte auch seine pädagogische Tätigkeit, da er sehr sorgfältig einige russische Medailleure ausbildete. Zwei von seinen drei Lehrlingen sind ebenfalls berühmte russische Medaillenkünstler geworden – Samoil Judin und Timofej Ivanov. Man kann Scott vielleicht nicht als besonders kreativen Medailleur bezeichnen, da er stilistisch sehr stark an seinen Vorlagen hing. Aber vor allem Eigenschaften wie Genauigkeit bei der Kopierarbeit und sachlich-technische Kompetenz waren zu diesem Zeitpunkt die geforderten Eigenschaften für den Hauptmedailleur des Münzhofes. Die hier angebotene Medaille ist unserer Meinung nach ein sehr gelungenes Exemplar von Scott und Judin und stellt ein historisch und künstlerisch äußerst interessantes Objekt dar.