Teaserbild
Trennline

Heinrich XXXI., 1493-1526. Guldengroschen 1525, Frankenhausen, Dav. 9824; Fischer 69 var. (Legende der Rückseite); Bethe - (dort unter Nr. 247 eine zeitgenössische Verkehrsfälschung eines Guldiners 1525).

DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
SCHWARZBURG, SCHWARZBURG, GRAFSCHAFT

Zurück zur Listenansicht
In Merkliste legen

Losnummer 584




Schätzpreis: 25.000,00 €
Zuschlag: 28.000,00 €


Heinrich XXXI. 1493-1526.
Guldengroschen 1525, Frankenhausen, 28,52 g. Û SANCTE Û MAR Û O - R - A Û PRO Û NOB Û Der Heilige Martin mit Schwert reitet r. und teilt seinen Mantel mit einem am Boden sitzenden Bettler//Ì MO Û NO Û HE - NRI - Û CO Û DE Û SWAR Û Behelmtes Wappen, zu den Seiten je ein Mann und eine Frau als Schildhalter, oben zu den Seiten die geteilte Jahreszahl 15 - 25.
Dav. 9824; Fischer 69 var. (Legende der Rückseite); Bethe - (dort unter Nr. 247 eine zeitgenössische Verkehrsfälschung eines Guldiners 1525).

Von allergrößter Seltenheit. Attraktives Exemplar mit hübscher Patina, sehr schön

Exemplar der Auktion Dr. Busso Peus Nachf. 403, Frankfurt/Main 2011, Nr. 2763. 

In Frankenhausen hatten bereits die Grafen von Beichlingen Münzen geprägt. Seit 1340 gehörte der Ort zur Grafschaft Schwarzburg, die hier freilich kurzzeitig, in den Jahren 1523 bis 1524 eine Prägestätte Münzstätte betrieben. Am 7. März schloß Graf Heinrich XXXXI. einen Vertrag mit dem Münzmeister Heinrich Straube, damit dieser in Frankenhausen für die Dauer von zwei Jahren „grosze Groschen zu Gulden [d. h. Guldengroschen], gantze und Halbe groschen auch pfennige“ auf kursächsischen Fuß schlagen solle (Fischer S. 34 f). Gemäß den auf uns gekommenen datierten Münzen dürfte die Prägestätte in Frankenhausen bis zum Jahre 1526 betrieben worden sein. Neben dem halben Guldengroschen (mit Jahreszahl 1525, Davenport 9822; Schulten 3376), sind  hier dokumentiert der Guldengroschen 1524 (Fischer 67) und 1525 (Fischer 68-69) sowie 1526, letzterer geprägt mit einem nachgeschnittenen Stempel, dessen Einserziffer 5 in eine 6 umgeschnitten worden ist (Davenport 9824; Schulten 3377) sowie ein aus Guldengroschenstempeln geprägter dicker doppelter Guldengroschen 1525. Die einseitigen Pfennige ohne Jahreszahl (Bethe 249-251; Schulten 3379), die früher ebenfalls dieser Prägeperiode zugewiesen wurden, sind nach heutiger Kenntnis Henneberger Prägungen aus der Münzstätte Schleusingen (Heus 221) und daher in dieser Hinsicht  auszuscheiden. Die im Vertrag genannten Groschen und Halbgroschen konnten bisher noch nicht identifiziert werden, soweit sie überhaupt geprägt worden sind. Sämtliche Großsilbermünzen aus der Münzstätte Frankenhausen tragen identische Bildthemen und, wenngleich in unterschiedlichen Fassungen, die gleichen Umschriften. Die Vorderseite präsentiert stets den von einem Wilden Mann und einer Wilden Frau gehaltenen Schwarzburger Wappenschild, die lateinische Umschrift weist die Münze als Geldstück des Heinrich Graf von Schwarzburg aus. Die Rückseite jedes dieser Stücke trägt das Abbild den heiligen Martin zu Pferde sowie den Bettler, die Umschrift in gekürzter Fassung den Bittruf „Sancte Martine ora pro nobis“ (= Heiliger Martin, bete für uns!). Die Wahl des Bildmotivs und der Anrufung dieses barmherzigen und den Armen zugewandten Heiligen durch den zeitlebens dem katholischen Glauben zugewandten Graf Heinrich mag auch einen Reflex auf die bewegten glaubenspolitischen Umwälzungen jener Zeit beinhalten. 
Das Prägejahr des hier offerierten Guldentalers wird im Geschichtsbewußtsein mit dem Bauernkrieg in Thüringen verknüpft. Unter dem Einfluß der Ideen des radikalen Reformers Thomas Müntzer und seiner Anhänger gründete sich im 1524 der Allstedter Bund und im darauf folgenden September in Mühlhausen der „Ewige Bund Gottes“. Auch in und um die Städte Eisenach, Langensalza, Nordhausen Sangerhausen und Frankenhausen formierte sich eine Opposition gegen die etablierte Ordnung und die herrschende Obrigkeit. In der Salzstadt Frankenhausen wandten sich Teile der Einwohnerschaft der Stadt und des Umlandes gegen den Stadtrat und den Grafen von Schwarzburg. Die Lage radikalisierte sich in der Stadt und in der Umgebung Ende April 1525 rasch, mehr und mehr umstürzlerische Bauern aus dem Umland, aus Sachsen und Thüringen zogen dorthin. Bei Ausbruch der Unruhen hatte Graf Heinrich XXXI. von Schwarzburg seinem Sohn Günther (XL.) die Amtgeschäfte übertragen und Unterschlupf bei den Grafen von Stolberg gesucht. Am 29. April wurde der Rat der Stadt Frankenhausen gestürzt und das vor der Toren der Salzstadt liegende gräfliche schwarzburgische Schloß von den Aufständischen besetzt. In Anlehnung an die in 12 Artikeln gefassten Forderungen der aufständischen Bauern in Süddeutschland formulierten sie die „14 Frankenhäuser Artikel“ die religiöse, aber auch politisch-weltliche Forderungen beinhalteten. Am 30. April trat Graf Günther von Schwarzburg im Feldlager des Mühlhäuser und Thüringer Haufens dem Verbund der Aufständischen bei, wobei es bis heute nicht geklärt ist, ob der Entschluß zu dieser Parteinahme als eine situationsgebundene, rein taktische Maßnahme in Absprache mit seinem Vater gedieh oder infolge einer spontanen akuten Bedrohung der Revoltierenden gefällt worden ist. Zwar unterzeichnete er am 3. Mai auch die Frankenhäuser Artikel gemeinsam mit den Grafen von Stolberg, doch hat er militärische oder sonstige Unterstützung den Aufrührern nie geleistet.
Anfang Mai zog der bereits auf mehr als 5.000 Kämpfer angewachsene „Frankenhäuser Haufen“ gegen umliegende Klöster und Adelssitze. Als ein Bollwerk adeligen Widerstandes erwies sich das gräflich-mansfeldische Schloß Heldrungen, das von ihnen nicht eingenommen werden konnte. Graf Günther von Schwarzburg und sein Vater hielten sich von all diesen Ereignissen fern. Zur Verstärkung der Umstürzler erreichte Thomas Müntzer mit einer Gruppe von etwa 300 Kämpfern und 8 Geschützen Frankenhausen am 11. Mai. Aber auch der Gegner reagierte mit einer konzertierten Aktion, nachdem er schon vorher verschiedenerorts Erfolge gegen andere Basen der Aufständischen errungen hatte. Am 16. Mai zogen Truppen des Landgrafen Philipp I. von Hessen und des Herzog Heinrich II. von Braunschweig gegen die Stadt und vor den Toren entbrannte der Kampf. Tags darauf stieß Herzog Georg von Sachsen mit Reitern und Fußkämpfer zu seinen adeligen Verbündeten hinzu, verstärkt mit Abteilungen des Markgrafen Albrecht von Brandenburg. Das auf und um dem Hausberg (heute als Schlachtberg bezeichnet) vor Frankenhausen konzentrierte Heer der Aufständischen wurde an diesem Tage überrumpelt und vernichtend geschlagen, die Kraft des thüringischen Aufstandes war damit am 17. Mai gebrochen. Müntzer und weitere führende Anhänger wurden am 27. Mai 1525 vor Mühlhausen hingerichtet.