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DR. EUGEN MERZBACHER NACHF., Auktion [28] vom 4.3.1913 u.f.T., München.

DR. EUGEN MERZBACHER NACHF.
Auktion [28] vom 4.3.1913 u.f.T., München.

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Losnummer 4161




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 75,00 €


DR. EUGEN MERZBACHER NACHF. Auktion [28] vom 4.3.1913 u.f.T. München.
[Katalog 28.] Münzen und Medaillen aller Länder. 1. Allgemeine Sammlung, dabei schöne Serien österr. Münzen und Medaillen, Medaillen Napoleon I. englisch-hannoversche Münzen, und eine Anzahl Porträtmedaillen aus dem Besitze eines verstorbenen Universitätsprofessors u. A. 2. Christusmedaillen, Münzen und Medaillen von Bayern, sowie auf das Judenthum bezügliche Stücke aus dem Besitze zweier verstorbener Münchner Sammler. 3. Eine Spezialsammlung Münzen und Medaillen der Stadt Augsburg aus dem Besitze des Herrn Justizrat R. in D. Viele Seltenheiten. 134 S. 19 Tfn. 2843 Nm. Orig.-Broschur.


Die allgemeine "Sammlung... aus dem Besitze eines verstorbenen Universitätsprofessors" weist Detlef Tietjen "Prof. Ficker, Innsbruck" zu. Der Historiker [Johann Kaspar] Julius Ficker (* 1826 in Paderborn, Ó 1902 in Innsbruck), seit 1885 mit dem Adelsprädikat Ritter von Feldhaus, hatte in Bonn, Münster, und Berlin studiert. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität wurde er 1849 promoviert und lehrte nach seiner Habilitation 1851 dort zunächst als Privatdozent. Im Folgejahr folgte er einem Ruf an die Universität Insbruck und wirkte dort zunächst als Professor für allgemeine Geschichte. 1859 und 1860 stand er dieser Hochschule als akademisches Oberhaupt vor. Mit seinem Wechsel in die juridische Fakultät im Jahre 1863 lehrte und widmete er sich fortan der deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte und leitete von 1867 bis 1895 die Leitung des von seinem Lehrer Johann Friedrich Böhmer begründeten Publikationsprojekts "Regesta Imperii", ein grundlegendes, bis heute fortgeführtes chronologisch aufgebautes, kritisch bearbeitetes und kommentiertes Inventarwerk der urkundlichen und historiographischen Quellen der römisch-deutschen Kaiser von den Karolingern bis zu Maximilian I. sowie der Päpste des Mittelalters. Im Jahre 1879 ließ Ficker sich pensionieren, um sich fortan auf seine Forschungen und Publikationen, insbesondere zu rechtsgeschichtlichen und diplomatischen Themen, konzentrieren zu können. Zudem hielt er weiterhin Übungen im universitären Lehrbetrieb. Als einer der bedeutensten Diplomatiker des 19. Jahrhunderts wurde er in mehrere gelehrte Akademien aufgenommen. 1859 wurde er Mitglied der Bayerischen, 1866 der Wiener und 1892 der Preußischen Akademie der Wissenschaften und gehörte von 1897 an auch der Accademia dei Lincei in Rom an. 1887 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben und trug das Prädikat "Ritter von Feldhaus".
Schon als Student hatte er sich mit der Numismatik beschäftigt und eine Sammlung von antiken, mittelalterlichen, insbesondere westfälischen Münzen aufgebaut, die er auch später weiter ausbaute. Nach seiner Übersiedlung nach Innsbruck im Jahre 1851 trat er bald dem Verein des Landesmuseums Ferdinandeum bei Innsbruck bei. Im selben Jahr nahm man ihn hier in den Ausschuss für Numismatik und Heraldik auf und führte ihn ohne offizielle Wahl als Fachdirektor für diese beiden wissenschaftlichen Sparten. Erst 1858 wurde er auch zum historischen Fachdirektor und als Bibliothekar des Vereins deklariert. Angesichts seiner akademischen Verpflichtungen zog er sich 1860 von seiner Aufgabe als Bibliothekar zurück, blieb aber dem Verein in seinen übrigen Funktionen weiterhin treu. Einen Gegenpol zur Beschäftigung mit seiner numismatischen Kollektion in seinem privaten Studierzimmer suchte er als begeisteter Bergsteiger in der Natur.

Detlef Tietjen identifiziert den "Herrn Justizrat R. in D." dagegen mit einem "Rotthaler".