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H. HOFFMANN, Auktion vom 18.-21.1.1869, Paris [Victorin Delbergue-Cormont].

H. HOFFMANN
Auktion vom 18.-21.1.1869, Paris [Victorin Delbergue-Cormont].

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Losnummer 4051




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 230,00 €


H. HOFFMANN, Auktion vom 18.-21.1.1869, Paris [Victorin Delbergue-Cormont].

Description des médailles grecques, romaines, etc. des pierres gravées, des ivoires, bronzes, antiquités, sceaux, terres cuites, émaux, etc. composant le cabinet de feu M. Badeigts de Laborde. Par Henri Cohen, Attaché au cabinet des médailles de la Bibliothèque impériale, membre honoraire de la Société numismatique de Londres, membre correspondant de la Société archéologique de Rome, etc. 4 unpaginierte, 32 S. 1 Tf. 423 Nrn. Orig.-Broschur, mit von alter Hand verzeichneten Rückentitel und handschriftlichen Vermerken auf dem Vorderdeckel. Leichte Schäden am papiernen Bezug des Rückens. Sämtliche Zuschlagpreise und z. T. auch die Namen der Käufer in Bleistift von alter Hand den jeweiligen Positionen beigeschrieben.


Die Sammlung wird Jean (Jacques Hippolyte-Amédée) Badeigts de Laborde (* 1809 in Rochfort, Charente Maritime, Ó 1855 in Paris) zugeschrieben. Seine Ausbildung zum Schiffsoffizier erhielt er von 1825 bis 1827 an der königlichen Marieschule in Angoulême und durchlief anschließend eine militärische Laufbahn, die ihn nach Einsätzen vom Mittelmeer bis an die Ostküste Mexikos und den Nordatlantik 1841 die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion und 1847 den Rang eines capitaine de frégate und Adjutantens des Ministers der Marine und der Kolonien und schließlich 1854 eines capitaine de vaisseau einbrachte (http://ecole.nav.traditions.free.fr/officiers_badeigts_jean.htm). Sein frühes Interesse für die Antike spiegelt sich in seinen Eindrücken auf dem Peloponnes wider, die er 1829 im Laufe einer Schiffsreise gesammelt und anschließend publiziert hat (Course aux ruines de Messine, en traversant une partie de l'ancienne Messénie et visitant les villes grecs de Nissi et Androussa, au commencement de mars 1829, in: Annales maritimes et coloniales II, 2e partie, 1829, S. 419-426). Im Laufe seines Lebens legte er eine Münzensammlung an, die vornehmlich antike griechische und römische Stücke beinhaltete. Daneben schuf er eine Kollektion von geschnittenen Steinen und weiteren antiken, aber wohl auch späteren, antikisierenden Objekten.

Auf dem vorderen Deckblatt sowie auf dem Titelblatt die ovale Besitzerstempelung [Monogramm aus den Initialen J, C und G] / GESLIN / Peintre et Architecte. Jean-Charles Geslin (* 1814 in Paris, Ó vor 1888) begann 1830 eine Ausbildung an der Pariser Ecole royale et spéciale des beaux-arts. Hier wurde er in den Fächern Architektur, Mathemathik, Bauwesen und Glyptik unterrichtet, wohingegen er sich lieber sofort der Malerei zugewandt hätte, die seinen Neigungen am besten entsprach. Seine Eltern gingen indes auf den Wunsch ihres Sohnes nicht ein. Stattdessen musste Jean Charles eine Ausbildung bei dem Pariser Architekten Félix Callet antreten. Nach Absolvierung zweier Lehrjahre unter diesem renommierten Baumeister und gleichzeitiger architektonischer Schulung in der Ecole des Beaux Arts gestatteten ihm die Eltern ein Studium der Malerei im Atelier des anerkannten Historien- und Porträtmalers François Edouard Picot (* 1786 in Paris, Ó 1868 ebendort). Als Maler spezialisierte er sich auf architektonische Darstellungen und schuf während seines von 1842 bis 1845 währenden Studienaufenthalts in Italien etliche Gemälde, insbesondere mit den Motiven antiker Stätten und Baureste, z. B. in Rom, Paestum und Pompeji. Hier, im Berich der Magna Graecia und im Mutterland des römischen Imperiums, fand sein Interesse an der Archäologie und alten Geschichte kreative Nahrung. Bereits in Paris hatte er mit dem Münzensammeln begonnen, nun dürften sich hinreichende Möglichkeiten zum Erwerb neuer Stücke oder auch antiker Objekte gefunden haben. Zurückgekeht nach Paris, erhielt er für seine Ansicht des Forum Romanum auf dem Pariser Salon 1845 die Goldmedaille dritter Stufe. Zur Schaffung regelmäßiger Einkünfte gab er in Paris an staatlichen Schulen Vorbereitungskurse im Zeichnen für talentierte Schüler. In den Fünfziger Jahren hatte sich sein Ruf als einer der besten Architekturmaler seiner Zeit gefestigt und verbreitet, so dass er zahlreiche Aufträge von öffentlicher und privater Seite erhielt. Doch widmete er sich mehr und mehr der Archäologie, dem alten Kunsthandwerk und alten orientalischen Sprachen. 1863 war er auf diesem Feld so kenntnisreich, dass ihn der Archäologe, Numismatiker und Orientalist Adrien Prévost de Longpérier, Konservator der Antikenabteilung des Musée du Louvre als Inspektor seiner Abteilung einstellte, da hier nach dem Ankauf des Großteils der legendären Sammlung von Giampetro Campana durch den französischen Staat im Jahre 1861 großer Arbeitsbedarf hinsichtlich der Austellungskonzeption und Austattung herrschte. Nach seinem Tod blieb seine Münzensammlung und sein übriger Nachlass in der Familie, zuletzt im Besitz eines nicht mit Vornamen ausgewiesenen weiblichen, unverheirateten Familienmitglieds. Nach dem Tode dieser Dame wurden deren Münzsammlung sowie weitere alte und auch jüngere Objekte, offenbar dekorative Gegenstände zum Ausstaffieren von Wohnräumen, am 14.5.1894 durch den Auktionator Henri Oudard in Paris zur Versteigerung gebracht. Rollin & Feardent erstellten den zugehörigen Auktionskatalog mit dem Titel "Vente aux enchères publiques après décès de Mlle Geslin. De médailles et monnaies grecques, romaines, byzantines, de la Renaissance et modernes. Meubles anciens et modernes, bronces porcelaines, curiosités, tableaux, livres..." Einige Positionen dieses Auktionsverzeichnisses deuten mit ziemlicher Sicherheit darauf hin, das damals Einiges aus dem Erbe von Jean-Charles Geslin dem freien Markt überlassen worden ist, so unter Nr. 163 (S. 12) das "Album numismatique avec très beux dessins et notes du feu M[onsieur]. Geslin", sowie auf S. 16 (ohne Losnummernangabe) diverse Gemälde von Geslin: "Etudes peintes et Dessins par Geslin: Architecture et Documents sur l'Egypte". So dürfte zumindest ein Teil der im Katalog auf lediglich 173 Lose konvolutierten Münzen- und Medaillensammlung von wohl mehr als 2000 Exemplaren in Gold, Silber und Kupferlegierungen aus dem Nachlass dieses Pariser Architekten, Künstlers und Museumsmannes stammen.