Teaserbild
Trennline

Osmanje-Orden [Osmanî Nişanı]. 2. Modell (Dekorationen mit grün emaillierten Strahlen – 1867-1922), Set der 1. Klasse mit Brillanten, bestehend aus Kleinod, Gold emailliert, besetzt "à jour" mit 28 Diamantrosen, davon sie

ORDEN UND EHRENZEICHEN AUS ÜBERSEE
TÜRKEI, OSMANISCHES REICH (BIS 1923)

Zurück zur Listenansicht
In Merkliste legen

Losnummer 1609






Schätzpreis: 40.000,00 €
Zuschlag: 70.000,00 €


Erratum : Eine Fotografie der Rückseite des Bruststerns finden Sie in der Errataliste.

Erratum : Die Beschreibung im Katalog ist ergänzt worden (s. Errataliste).

Osmanje-Orden [Osmanî Nişanı]. 2. Modell (Dekorationen mit grün emaillierten Strahlen – 1867-1922), Set der 1. Klasse mit Brillanten, bestehend aus Kleinod, Gold emailliert, besetzt "à jour" mit 28 Diamantrosen, davon sieben von ca. 0,10 bis 0,11 ct. und 21 von ca. 0,02 bis 0,04 ct. Gesamtgewicht 40,3 g, ohne Schulterband, und Bruststern, Silber teilweise vergoldet, Gold, teilweise emailliert, der Sternkorpus besetzt "à jour" mit 152 Diamanten in Altschliff, davon 8 von ca. 0,3 ct. 16 von ca. 0,18 bis 0,19 ct. 40 von ca. 0,08 bis 0,13 ct. und 88 von ca. 0,05 bis 0,07 ct. sowie 248 Diamantrosen von ca. 0,02 bis 0,04 ct. Im derzeitigen Gesamtwert von ca. 20.150,00 € der Medaillon-Ring besetzt mit 16 grün unterlegten Glassteinen in Tafelschliff, an Nadel, mit zwei seitlichen Fixierhaken. Angeboten mit Wertbescheinigung des Juweliers Oeding-Erdel in Münster vom 6. März 2014. ER 232f.


RRR 2, I-II

Der osmanische Sultan Abdülhamid II. (1842-1918, regierte von 1876 bis 1909) verlieh dieses Set im Jahr 1885 an Prinz Valdemar von Dänemark (1858-1939). Leider konnten trotz intensiver Recherchen keine näheren Erkenntnisse über die Hintergründe dieser Verleihung in Erfahrung gebracht werden.

Historisches Objekt aus königlichem Besitz und wertvolles Belegstück für die Geschichte der dänisch-türkischen Beziehungen. Anfertigung von erstklassiger Qualität und in exzellenter Erhaltung.

Valdemar Prinz von Dänemark wurde am 27. Oktober 1858 als jüngster Sohn König Christian IX. von Dänemark (1818-1906) und dessen Gemahlin Louise von Hessen-Kassel (1817-1898) auf Schlos Bernstorff auf der Insel Seeland geboren.

Als leidenschaftlicher Seemann durchlief er eine Laufbahn bei der Kgl. Dänischen Marine. Ab 1875 besuchte er die Seeoffiziersschule und diente ab 1877 als Seekadett. 1879 zum Sekondeleutnant befördert, 1880 zum Premierleutnant, 1889 zum Kapitän, 1897 zum Kapitän zur See und 1905 zum Konteradmiral, wurde er 1907 zum Chef der maritimen Kräfte zur Verteidigung Kopenhagens ernannt. 1911 beendete er seinen aktiven Dienst als Vizeadmiral à la suite. 1918 erfolgte die Ernennung zum Admiral à la suite.

Zweimal wurde ihm ein ausländischer Thron angeboten, wobei er beide Male ablehnte. Schon 1886 hatte ihm Kaiser Alexander III. (1845-1894) den bulgarischen Thron als Nachfolger des gescheiterten Fürsten Alexander von Battenberg (1857-1893, regierte von 1879 bis 1886) angeboten, den er jedoch aus Rücksicht auf seinen älteren Bruder Prinz Wilhelm ausschlug, der schon seit 1863 unter dem Namen Georg (1845-1913) König von Griechenland war. Aufgrund gegenseitiger territorialer Ansprüche waren sich beide Länder feindlich gesinnt, und kriegerische Auseinandersetzungen, die sich später in den Balkankriegen auch tatsächlich mit äuserster Heftigkeit entluden, waren schon damals zu befürchten.

Infolge der fortlaufenden Entwicklung der norwegischen Nationalbewegung kam es dort 1905 zur Auflösung der seit 1814 bestehenden Union mit Schweden, worauf Oscar II. von Schweden und Norwegen (1829-1909) 1905 auf den norwegischen Thron verzichtete. Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) und der russische Kaiser Nikolaus II. (1868-1918) boten nun Valdemar den norwegischen Thron an, der jedoch auch dieses Mal ablehnte. Daraufhin wurde sein Neffe Prinz Carl von Dänemark (1872-1957), Sohn von Valdemars Bruder König Frederik VIII. (1843-1912), nach einer Volksabstimmung als Håkon VII. norwegischer König.

Prinz Valdemar war seit 1885 mit Marie Prinzessin von Orléans (1865-1909) verheiratet und hatte mit ihr fünf Kinder: Prinz Aage (1847-1940 – ab 1914 Graf von Rosenborg), Prinz Axel (1888-1964) – dessen Osmanje-Bruststern mit Brillanten in unserer 240. Auktion angeboten wurde –, Prinz Erik (1890-1950 – ab 1923 Graf von Rosenborg), Prinz Viggo (1893-1970 – ab 1923 Graf von Rosenborg) und Margarethe (1895-1992).

Während seiner langen militärischen Karriere hat er zahlreiche weitere hohe Orden erhalten, so u. a.

den dänischen Elephantenorden (1863),

den schwedischen Seraphimorden (1875),

das dänische Ehrenzeichen der Dannebrogsmänner (vor 1880),

das Großkreuz des griechischen Erlöserordens (vor 1880),

das Großkreuz des portugiesischen Turm- und Schwert-Ordens (vor 1880),

die russischen St. Andreas-, St. Alexander Newski- und Weißen Adler-Orden, den St. Anna- und St. Stanislaus-Orden, jeweils in der 1. Klasse (vor 1880),

das Großkreuz des bulgarischen St. Alexander-Ordens (1885),

den russischen St. Wladimir-Orden 4. Klasse (1885),

das Großkreuz des Sachsen-Ernestinischen Hausordens (1885),

den badischen Hausorden der Treue und den Orden Bertholds I. von Zähringen (1888),

das Großkreuz des österreichisch-ungarischen St. Stephans-Ordens (1888),

den preußischen Hohen Orden vom Schwarzen Adler und das Großkreuz des Roten Adler-Ordens (1888),

den italienischen Annunziatenorden (1891),

den luxemburgischen Hausorden vom Goldenen Löwen (1891),

das Großkreuz des niederländischen Verdienstordens vom niederländischen Löwen (1891),

das dänische Ehrenzeichen zur Erinnerung an die Goldene Hochzeit von König Christian IX. und Königin Louise (1892),

das Großkreuz mit der Krone in Erz des Mecklenburg (-Schwerinischen) Hausordens der Wendischen Krone (1894),

das Großkreuz des anhaltischen Hausordens Albrecht des Bären (1895),

das Großkreuz des schwedischen Nordsternordens (1896),

das Groskordon des belgischen Leopoldordens (1897),

die britische Goldene Medaille zum 60-jährigen Regierungsjubiläum Königin Victorias (1897),

den siamesischen Maha Chakri-Orden (1897),

die schwedische Medaille zum 25-jährigen Regierungsjubiläum König Oscars II. (1897),

das Groskommandeur-Kreuz des dänischen Dannebrogordens (1900),

das Großkreuz des französischen Ordens der Ehrenlegion (1900),

den japanischen Chrysanthemen-Orden (1900),

das Großkreuz des britischen Bath-Ordens (1902),

die britische Medaille zur Krönung König Eduard VII. und Königin Alexandras (1902) und

das Großkreuz des norwegischen St. Olav-Ordens (1908).

Der zunächst dreiklassige (1. bis 3. Klasse), über dem Medjidjie-Orden angesiedelte Zivil- und Militär-Verdienstorden wurde Ende 1861 [AH 1278] vom osmanischen Sultan Abdül-Aziz (1830-1876) gestiftet, die ausführlichen Statuten wurden im Journal de Constantinople vom 4. Januar 1862 publiziert (1. Modell). Er wurde benannt nach Sultan Osman I. Gazi (1258-1326), dem Begründer des Osmanischen Reiches. 1867 erfolgte eine Statutenänderung, der zufolge die Insignien eine neue Gestaltung erhielten und eine 4. Klasse (tragbar am Brustband mit aufgelegter Rosette) gestiftet wurde (2. Modell). Eine Stiftung der zuweilen im Handel vorkommenden 5. Klasse an einem Brustband ohne Rosette ist nie erfolgt. Seit 1915 konnten alle Klassen auch mit gekreuzten osmanischen Säbeln [kılıç] verliehen werden. Als besondere Auszeichnung wurde die 1. Klasse mit Steinen besetzt verliehen, wobei auch der Sternkorpus des Bruststerns vollständig mit Brillanten und/oder Diamantrosen besetzt war. Nach Ausrufung der Republik wurde der Orden wie alle osmanischen Auszeichnungen 1922 aufgehoben.

Klaus H. Feder sei an dieser Stelle für seine umfangreiche Recherchen recht herzlich gedankt.

Einen Osmanje-Orden 4. Klasse mit zugehörigem Verleihungsfirman, Übersetzung und Tragegenehmigung finden Sie im Teilnachlaß des Kaiserlichen Marine-Stabsarztes Dr. Robert Brüggemann, der unter "DEUTSCHES REICH 1871-1918" angeboten wird (Kat. Nr. 400).