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ADOLPH HESS NACHF., Auktion [87] vom 17.10.1901 u.f.T., Frankfurt/Main.

ADOLPH HESS NACHF.
Auktion [87] vom 17.-24.10.1901 u.f.T., Frankfurt/Main.

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Losnummer 3835




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 145,00 €


ADOLPH HESS NACHF. Auktion [87] vom 17.10.1901 u.f.T. Frankfurt/Main.
[Catalog 87.] Münzen und Medaillen der Herzöge von Mecklenburg, der Städte Rostock und Wismar sowie der Schweiz. Sammlung des Herrn Geh. Archivrathes Dr. von Bülow-Stettin. Ferner: Münzen und Medaillen verschiedener Länder. (Sammlung des Herrn Geh. Reg.-Rathes Möller in Lüneburg). Münzen der gefürsteten Grafschaft Tirol. (Sammlung des Herrn Justizrathes Dr. Hothorn in Leipzig). Münzen von Kur-Köln, Rheinland etc. (Sammlung des Herrn W... in W...) Numismatische Bücher. 2 unpaginierte, 112 S. 3316 Nm. Dunkelblauer Halbleineneinband, wohl des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts, mit Eckbezügen, goldgeprägtem Rücken und blauem textilen Lesebändchen. Die Deckel außen bezogen mit beigefarbenem Elefantenhautpapier. Die Orig.-Ergebnisliste hinter dem Textblatt mit eingebunden.


Gemäß der terminlichen Angaben in der Ergebnisliste fand die Versteigerung vom 17. bis 24. Oktober 1901 statt.

Die Sammlung Mecklenburg stammte aus dem Besitz des Historikers Gottfried Johannes Gottlob von Bülow (* 1831 in Gnadenfrei, Schlesien, Ó 1907 in Stettin). Nach Lehrtätigkeiten an Schulen der Herrnhuter Brüdergemeinde in Niesky bei Görlitz, in England, Dänemark und im schweizerischen Lausanne trat er 1868 in den Dienst des preußischen Staatsarchivs Magdeburg. Im Folgejahr wurde er an der Universität Greifswald zum Dr. phil. promoviert. 1871 erhielt er eine Stelle als Archivassistent am preußischen Staatsarchiv der Provinz Pommern in Stettin, wo er später zum Leiter dieser Institution befördert wurde. Als Archivar und Autor trug er insbesondere zur Erforschung der pommerschen Geschichte bei. Er gehörte der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde an und war zeitweise Schriftleiter ihrer Zeitschrift "Baltische Studien". Für seine Tätigkeiten wurde ihm der Titel Geheimer Archivrat sowie der preußische Rote Adlerorden IV. Klassse verliehen. In seinen freien Stunden widmete sich Gottfried von Bülow u. a. seiner Münzensammlung und erforschte zudem die Geschichte seiner Familie, deren Privatarchiv und Bibliotheksbestände er im Auftrag des Familienverbandes verwaltete. Als er 1901 einen Schlaganfall erlitt, schied er aus dem Staatsdienst aus, blieb aber noch bis ins Jahr 1903 Verwalter der familieneigenen Archivbestände.

Der Geheime Regierungsrat Wilhelm Möller (Ó vor der zweiten Jahreshälfte 1903) besaß nicht nur eine Münzensammlung, sondern hatte auch in seinem Haus in der Lüner Chaussee 20 in Lüneburg rund 1100 ältere "kunstgewerbliche sowie historisch beachtenswerte Gegenstände" miteinander vereint (Generalverwaltung der königlichen Mussen zu Berlin [Hrsg.], Kunsthandbuch für Deutschland, Verzeichnis der Behörden, Sammlungen, Lehranstalten und Vereine für Kunstm, Kunstgewerbe und Altertumskunde, Berlin 1904, S. 223). Dieser umfangreiche Objektbestand wurde nach seinem Tode durch die Firma J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) in einer Auktion vom 18.-20.5.1903 aufgelöst (Catalog der reichhaltigen Kunst-Sammlung des Hern. Geh. Regierungsrat a. D. Wilh. Möller in Lüneburg. Arbeiten in Thon, Töpfereien, Fayence, europ. u. oriental. Porzellane; Arbeiten in Glas, Elfenbein u. Email; Arbeiten in Gold, Silber, Bronce, Eisen u. Zinn; Arbeiten in Perlmutter, Schildpatt, Lack etc.; complete Sammlung von Kammerherrnschlüsseln; geschnittene Steine, Siegelstampfen, Petschafte u. Siegel; Archivalien u. Heraldica etc. etc.).

Dr. jur. Paul Hothorn hielt im Jahre 1866, noch vor seiner Promotion, als "Rechtscandidat" an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig einen Vortrag (Feier des Andenkens an Dr. Johann Franz Born, Johann Friedrich Mager und Johann Friedrich Ackermann, welche am 20. November 1866 Vormittag 9 Uhr in dem Grossen Saale der Facultät statthaben wird, Leipzig 1866, S. 34). Anfang 1872 wurde er zum Advokaten ernannt (Königlich Sächsisches Justizministerial-Blatt 6. Jahrgang, Nr. 1 vom 31. Januar 1872 S. 7) zu diesem Zeitpunkt noch ohne Doktortitel. Für die Jahre 1876 und 1877 ist er als promovierter Rechtsanwalt in Glauchau im Bezirk des Amtsgerichts zu Zwickau nachweisbar (Königliches Gesamtministerium [Hrsg.], Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, Dresden 1866, S. 62; Dgl. 1877, S. 67). Er verlegte 1878 seinen Wohnsitz nach Leipzig (Königlich Sächsisches Justizministerial-Blatt 12. Jg. No. 2, 12. März 1878, S. 19), wo er 1905 als Justizrat verstarb (wenngleich er noch - wohl aufgrund fehlender redaktioneller Aktualisierung - in der 1906 in Leipzig erschienenen Veröffentlichung "Leipzig und die Leipziger, Dinge Sitten, Winke" von Georg Müller-Heim noch in der Liste der Rechtsanwälte unter der Kanzleiadresse Kaiser Wilhelm-Straße 18 aufgeführt ist). Zum Gedächtnis an den 1905 Verstorbenen und an seine 1916 verstorbene Ehefrau Agnes, geb. Gensel wurde 1921 die Hothorn-Gensel-Stiftung gegründet (Richard Kötzschke, Geschichte der Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli in Leipzig, Leipzig 1922, S. 575). Bereits am 11. Mai 1891 wurde Paul Hothorn in den Club der Münz- und Medaillenfreunde in Wien aufgenommen (Mittheilungen des Clubs der Münz- und Medaillenfreunde in Wien 2. Jahrgang 1891, S. 127).

Gemäß Detlef Tietjen ist der auf dem Titelblatt lediglich mit seiner Namensinitiale W genannte Sammler der "Münzen von Kur-Köln, Rheinland etc." identisch mit einem gewissen "Weber".