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ADOLPH HESS NACHF., Auktion [91] vom 4.-12.5.1903, Frankfurt/Main.

ADOLPH HESS NACHF.
Auktion [91] vom 4.-12.5.1903, Frankfurt/Main.

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Losnummer 3839




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 18,00 €


ADOLPH HESS NACHF. Auktion [91] vom 4.-12.5.1903, Frankfurt/Main.
[Catalog 91.] Münzen und Medaillen verschiedener Länder. Aus dem Besitz eines norddeutschen Händlers. Medaillen aus der Zeit der französischen Revolution und des ersten Kaiserreichs. Brandenburg-preussische Thaler, neuere deutsche und ausländische Prägungen in vorzüglichster Erhaltung. Sammlung des Ó Herrn Carl Herzog in Berlin. Reichhaltige Sammlung von Medaillen auf Privatpersonen aus altem Besitz. Numismatische Bücher. 2 unpaginierte, 238 S. 2 Tfn. 5145 Nm. Orig.-Broschur. Umschlag fleckig und mit leichten Defekten, das hintere Deckblatt sowie die hintere Tf. an der oberen Ecke beschnitten.


Den im Titel namentlich unbezeichneten norddeutschen Händler benennt Adolph Hess Nachf. (1935) mit "Hahlo, Berlin". Der jüdische Geschäftsmann, Bankier und Münzenhändler Julius Hahlo (* 1832 in Kassel, gestorben 1892 in Berlin) betrieb in jungen Jahren seine Geschäfte in seiner Heimatstadt, wo er auch Mitglied des dortigen Freimaurerkränzchens war. Wenngleich er nach der Annektion von Kurhessen durch Preußen im Jahre 1866 seinen geschäftlichen Schwerpunkt mehr und mehr nach Berlin verlegte (Siegfried Lotze. Kurhessische Freimaurer im Exil, Konnubium und Kommerz. Inauguraldissertation Universität Kassel, 2010, S. 96), so gehörte er 1871 als Vertreter der familieneigenen Firma Simon H. Hahlo zum Verwaltungsrat der neu gegründeten Hessischen Bank mit einem ausgewiesenen Kapital von 10.000.000 Taler ["wovon vorerst 1.000.000 Thlr in 10.000 Actien à 100 Thaler in voll gezahlten Stücken emittirt sind"] (Deutsche Versicherungs-Zeitung 1871, S. 590; in einer Werbeanzeige im Heidelberger Journal No. 244, vom 17.10.1870 [letzte unpaginierte S.] ist er als Bandirektor ausgewiesen). In Berlin war er Mitgründer der als Aktiengesellschaft angelegten "Bergbrauerei Hasenhaide", die von Zeitgenossen zu den "sehr bösen Gründungen" gezählt wurde (Otto Glagau, Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Deutschland. [Zweiter Theil von "Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Berlin"], Leipzig 1877, S. 839). Er gehörte 1874 zu den Liquidatoren der bankrotten "Actiengesellschaft für Telegraphenbedarf" (a.a.O. S. 380). Hahlo betrieb in der Straße Unter den Linden 41, zunächst ein Bank- Wechsel- und Lotteriegeschäft, das er mit dem "Ein- und Verkauf von Münzen, Medaillen & Münzsammlungen" verknüpfte, wobei er im Laufe der Zeit das Geschäftslokal innerhalb derselben Straße mehrfach wechselte (Unter den Linden 4; Unter den Linden 22, 23 [laut Berliner Adressbuch 1890]). Im Laufe seines Lebens war Hahlo aufgrund zweifelhafter Geschäftspraktiken in seinen diversen beruflichen Sparten, auch als Münzenhändler, in Verruf geraten (Christian Stoess, Wo kommen all diese Münzen her? Die Erwerbungen des Münzkabinetts und seine Beziehungen zum Münzenhandel 1868 bis 1914, S. 225; Lotze a.a.O. S. 179, Anm. 202). Hahlos private Münzensammlung war auf sein Heimatland Hessen fokussiert. Partien der hinterlassenen "Münzen, Medaillen etc." und Teile der numismatischen Bibliothek des "Bankiers und Münzenhändlers Julius Hahlo" kamen im Zuge der Erbteilung noch in seinem Sterbejahr bei Adolph Weil in Berlin am 6.6.1892 zur Versteigerung. Sein Sohn Siegfried Hahlo, der bereits zuvor im väterlichen Bankgeschäft und Münzenhandel tätig gewesen war, führte unter Wahrung des bisherigen Firmennamens die Geschäfte einschließlich der Herausgabe vom „Berliner-Münz-Verkehr“ indes fort, wenngleich er die Örtlichkeit des Geschäfts in derselben Straße ins Haus Nr. 13 verlegte. Bereits im Jahre 1903 dürfte er jeoch seine seine Tätigkeit aufgegeben haben. Er ließ seine verbliebenen Bestände bei Adolph Hess Nachf. versteigern und hat wohl bald darauf Berlin verlassen.

Der im Titel aufgeführte verstorbene Sammler Carl Herzog dürfte mit dem Verwaltungsjuristen Carl (Joseph Benjamin) Herzog (* 1827 in Brieg, Schlesien, Ó 1902 in Berlin) identisch sein. Dieser durchlief nach seinem Studienabschluss an der juristischen Fakultät der Universität Breslau eine erfolgreiche Laufbahn im preußischen Staatsdienst, so von 1859 an im preußischen Handelsministerium, wo er 1864 zum Vortragenden Rat ernannt wurde und im Auftrag dieser Behörde bis zur Reichsgründung wichtige auswärtige Aufgaben übernahm, so u.a. 1867 als Vertreter des Norddeutschen Bundes an der Weltausstellung oder als Gesandter an der internationalen Münzkonferenz in Paris im selben Jahr, wo 20 europäische Staaten sich über ein grundlegendes Währungssytem verhandelten. 1870 und im Folgejahr war er Vorsitzer der Bundesratskommision zur Beförderung der Statistik des Deutschen Zollvereins. Nach der Reichsgründung wechselte er mit dem Titel eines Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat ins Reichskanzleramt, wo er als Direktor der für Elsass-Lothringen zuständigen Abteilung vorstand. 1876 erhielt er im neu gegründeten Reichsamt für Elsaß-Lothringen eine Stelle als Unterstaatssekretär und damit einhergehend einen Sitz im Bundesrat. Nachdem diese Region als "Reichsland" direkt dem Kaiser unterstellt und so dem Deutschen Reich angegliedert worden war, wurde Carl Herzog Staatssekretär des neu gegründeten Ministeriums für Elsass Lothringen. Da er 1880 Maßnahmen des in Straßburg residierenden Reichsstatthalters nicht akzeptierte, nahm er 1880 seinen Abschied aus dem Staatsdienst. Später nahm er die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden bei der Direction der Disconto-Gesellschaft in Berlin, eine der größten deutschen Bankgesellschaften und war beim Aufbau der Neuguinea-Compagnie auch beratend tätig.