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ADOLPH HESS NACHF., Auktion [135] vom 14.3.1912 u.f.T., Frankfurt/Main.

ADOLPH HESS NACHF.
Auktion [135] vom 14.3.1912 u.f.T., Frankfurt/Main.

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Losnummer 3879




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 200,00 €


ADOLPH HESS NACHF. Auktion [135] vom 14.3.1912 u.f.T. Frankfurt/Main.
Auctions-Catalog [135] von Münzen und Medaillen verschiedener Länder und einer hervorragenden Sammlung von Münzen der baltischen Provinzen. 4 unpaginierte, 60 S. 7 Tfn. 1129 Nrn. Orig.-Broschur. Der papierne Bezug des Rückens oben etwas defekt. 


Der Katalog enthält insbesondere zwei wesentliche Partien. Die erste, im Katalog mit der Überschrift "Eigentum eines bekannten Berliner Sammlers" versehen, ist gemäß Adolph Hess Nachf. dem Sammler A. von der Heyden zuzuschreiben. Diese Partie "bevorzugt die deutsche Renaissance, besonders in Medaillen und frühen Talerprägungen, darunter eine Anzahl grosser Seltenheiten", um einmal das Vorwort des Katalogs zu zitieren. Bereits zuvor hatte die Firma Adolph Hess Nachf. Teile der umfangreichen Sammlung des Kaufmanns August von der Heyden (* 1844 in Berlin, Ó 1926 ebendort) im Zuge von vier Auktionen (vom 5.-8.2.1896, vom 5.10.1896 u.f.T. vom 13.10.1898, vom 17.-20.10.1904) auf den Markt gebracht, eine weitere Partie versteigerte die Firma Adolph E. Cahn (Auktion vom 5.-6.12.1907). Der vorliegende Katalog zeugt von der letzten Partie der Sammlung August von der Heyden, die abermals durch Adolph Hess Nachf. versteigert wurde.
Die "hervorragende Sammlung von Münzen der baltischen Provinzen", "wie sie seit der Versteigerung Minus-Preiss im Jahre 1874 nicht mehr auf dem Markt gekommen" war (Vorwort) stammt aus "dem Besitz eines russischen Saatsrats", bei dem es sich gemäß Adolph Hess Nachf. (1935) um "Retowski" handelte. Otto Retowski (* 1849 in Danzig, Ó 1925 in Leningrad), war Abkömmling einer ostpreussisch-baltischen Adelsfamilie. Im Jahre 1868 schrieb er sich an der Universität Königsberg ein und widmete sich dem Studium der Naturwissenschaften, das er aber beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges unterbrach, da er für Kaiser und Reich seinen militärischen Dienst als Übersetzer antreten musste. Da ihm nach Ende des Krieges nicht hinreichende finanzielle Mittel zur Fortsetzung seines Studiums zur Verfügung standen, nahm er zunächst eine Hauslehrerstelle in Südrussland an und arbeitete sodann ab 1874 am Gymnasium von Feodossija auf der Krim als Lehrer für deutsche Sprache. Wohl aufgrund seines Interesses an der Archäologie, Geschichte und Numismatik der Krim übernahm er 1878 nebenamtlich auch die Betreuung des Altertumsmuseums von Feodossija. Spätestens während seiner südrussischen Jahre widmete er sich in seinen privaten Stunden dem Münzensammeln und der Pflege einer umfangreichen Kollektion von Insekten. Letztere überließ er später dem Taurischen Museum für Naturgeschichte in Simferopol. Retowskis Tätigkeit auf der Krim endete, als er im Jahre 1900 auf Empfehlung von Großfürst Alexander Michailowitsch eine Stelle als Konservator der Münzsammlung der Eremitage in St. Petersburg antreten konnte. Dort überstand er auch die unruhigen Revolutionsjahre und schied erst 1924 aus seinem Dienst als staatlicher Numismatiker aus. In Anerkennung seiner entomologischen und numismatischen Verdienste empfing er in der Zarenzeit diverse Ehrungen. Er erhielt den Titel "Staatsrat" und wurde mit diversen Auszeichnungen bedacht, mit dem Sankt-Stanislaus-Orden (II. Klasse), dem Orden der Heiligen Anna (III. und II. Klasse) sowie mit dem Orden des Heiligen Wladimir (IV. Klasse).