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DR. JACOB HIRSCH, Auktion 18 vom 27.5.1907 u.f.T., München.

DR. JACOB HIRSCH
Auktion 18 vom 27.5.1907 u.f.T., München.

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Losnummer 4019




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 775,00 €


DR. JACOB HIRSCH, Auktion 18 vom 27.5.1907 u.f.T. München.
No. XVIII. Auctions-Catalog der bedeutenden Sammlung Römischer und Byzantinischer Münzen des Herrn Dr. Friedrich Imhoof-Blumer in Winterthur sowie einer ausgewählten Sammlung Griechischer Münzen aus dem Besitze eines auswärtigen Diplomaten u. A. 151 S. 39 Tfn. 2515 Nrn. Halbleineneinband, wohl des dritten oder vierten Fünftels des 20. Jahrhunderts, mit Eckbezügen und handbeschriebenem Rückenetikett. Sämtliche Zuschlagpreise von alter Hand in Tinte den jeweiligen Positionen beigeschrieben.


Friedrich Imhoof-Blumer (* 1838 in Winterthur, Ó 1920 ebendort) zählt zu jenen Sammlern seiner Epoche, die ohne Absolvierung eines universitären Fachstudiums, aber im Rahmen ihrer sammlerischen Beschäftigung eine enorme Expertise entwickelten und durch ihre Forschungen maßgebliche Beiträge zur Entwicklung der Numismatik leisteten. Schon früh hatte er mit dem Münzensammeln begonnen, alle Stücke seiner Kollektion inventarisierte er bereits von 1851 an lebenslang. Sein Vater Friedrich Ludwig Imhoff-Hotze (* 1807, Ó 1893) hatte ihn als Nachfolger seines Textilhandelsunternehmens vorgesehen, das im Exportgeschäft, insbesondere mit der Levante und dem Orient, mehr und mehr prosperierte. Nach einer kaufmännischen Lehre in Winterthur bereiste der Sohn das Mittelmeergebiet, knüpfte Kontakte und suchte dort die Geschäftspartner seines Vaters auf. Um seine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen zu vertiefen und zu erweitern, hielt er sich in Marseille, Triest und Smyrna auf, besuchte Syrien und Palästina. Nach Winterthur zurückgekehrt, wurden ihm 1860 Aufgaben im väterlichen Unternehmen übertragen. Friedrich, nach seiner Heirat 1862 den Doppelnamen Imhoof-Blumer führend, erlitt 1864 jedoch eine persönliche Krise, die man heute vielleicht mit dem pauschalen Begriff Burnout fassen könnte, da er sein berufliches Engagement mit seiner sammlerischen Passion und seinem Forscherdrang nicht in Einklang bringen konnte. So reifte in ihm der Entschluss, das Unternehmen mit Einverständnis des Vaters zu veräußern. 1868 setzten beide dieses Vorhaben in die Tat um. Fortan konnte sich Friedrich gänzlich der Numismatik verschreiben, die nötige finanzielle Basis für seine Existenz als Privatier war spätestens nun gegeben. Davon profitierte auch das Münzkabinett der Stadtbibliothek Wintertuhr, das er von 1861 bis zu seinem Ableben ehrenamtlich als Konservator betreute und durch finanzielle und materielle Schenkungen förderte. Imhoof-Blumers privates sammlerisches Augenmerk hatte seit den Fünfziger Jahren vor allem auf den Münzen der schweizerischen Prägestände gelegen. 1866 konnte er die von Carl Friedrich Ludwig Lohner (* 1786, Ó 1863) hinterlassene Sammlung von rund 7000 schweizerischen Prägungen geschlossen ankaufen und mit seinen eigenen, ca. 2.100 Exemplare umfassenden schweizerischen Bestand vereinen. Doch im selben Jahr tätigte er auch seinen ersten bedeutenden Ankauf antiker Münzen, indem er aus dem Bestand des großen Münzen- und Antiquitätensammlers Christian Fischer, der als Agent des Bankhauses Rothschild in Palermo residierte, dessen umfangreiche Serien griechischer Münzen erwarb. Sein Interesse auf diesem Gebiet wuchs so sehr, dass er sich 1871 von seiner Sammlung Schweiz, die mit 10.578 Exemplaren die umfangreichste und bedeutendeste jener Jahre darstellte, trennte und der Stadt Winterthur als Geschenk überließ. Auf dem Gebiet der Numismatik des antiken Griechenlands entwickelte sich Imhoof-Blumer zu einem wissenschaftlichen Forscher und produktiven Autor, der die damals noch wenig beachtete stempelvergleichende Methodik propagierte und mit hervorragenden Resultaten anwendete. Schon bald hatte er sich davon abgewandt, Prägungen aus dem gesamten griechischen Kulturkreis zusammenzutragen, sondern konzentrierte sich mehr und mehr auf Kleinasien. Seit 1889 war er auch als Leiter in das Publikationsprojekt "Corpus Nummorum" involviert, das durch den Althistoriker Theodor Mommsen (* 1817, Ó 1903) ins Leben gerufen worden war. Zur Vergrößerung seiner Arbeitsbasis für die Anwendung des Stempelvergleichs besorgte er sich im Laufe der Jahre mehr als 80.000 Gipsabgüsse und Siegellackabdrücke griechischer Münzen, die er später dem Münzkabinett der Stadt Winterthur hinterließ. Imhoof-Blumer ließ sich von Mommsen schließlich überzeugen, seine über die Jahre enorm angewachsene Sammlung griechischer Münzen an das Berliner Münzkabinett zu veräußern und so den Erhalt dieses enorm wichtigen Bestandes für die Forschung zu gewährleisten. Daraufhin verkaufte er im Jahre 1900 für 460.000 Goldmark nicht weniger als 22.041 seiner griechischen Münzen nach Berlin. Lediglich von wenigen Stücken trennte er sich nicht, da sie ihm besonders am Herzen lagen. Seine römischen und byzantinischen Münzen ließ er 1907 indes durch Dr. Jacob Hirsch versteigern, was auch der vorliegende Katalog dokumentiert. Schon bald begann er wieder mit der Anlage einer neuen Kollektion griechischer Prägungen, die 1912 bereits rund 3.600 Stücke umfassen sollte. Nach dem Tode von Friedrich Imhoof-Blumer blieb diese Sammlung zunächst geschlossen in der Familie, doch erhielt das Münzkabinett der Stadt Winterthur seinen riesigen Bestand von Münzabformungen und -abdücken, seine Bibliothek, und seinen schriftlichen Nachlass. 1929 konnte das Münzkabinett Berlin noch 1.900 Bronzen aus seinem hinterlassenen Bestand von den Imhoofschen Erben erwerben. Zumindest ein Teil des verbliebenen Bestands war nach dem Tode in die Münzensammlung seines Schwiegersohnes Dr. Oscar Bernhard (* 1861 in Samedan, Ó 1939 in St. Moritz) gelangt, dessen Erben im Jahre 1952 dem Münzkabinett Winterthur 800 ausgewählte griechische und 100 römische Münzen geschenkhalber überließen.

Auf dem Titelblatt eine Rundstempelung mit den Initialen Q und H.