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DR. JACOB HIRSCH, Auktion 21 vom 16.11.1908 u.f.T., München.

DR. JACOB HIRSCH
Auktion 21 vom 16.11.1908 u.f.T., München.

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Losnummer 4022




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 1.750,00 €


DR. JACOB HIRSCH, Auktion 21 vom 16.11.1908 u.f.T. München.
No. XXI. Sammlung Consul Eduard Friedrich Weber Ó Hamburg. Erste Abteilung: Griechische Münzen. Frontispiz mit Abbild einer Porträtaufnahme des Sammlers, 4, 340, VIII S. 61 Tfn. 4747 Nm. Sämtliche Zuschlagpreise in Tinte von alter Hand den jeweiligen Positionen beigeschrieben. Halbledereinband Poinsignon. Die Orig.-Ergebnisliste hinter den Tfn. mit eingebunden. Das Titelblatt und die letzte Tf. etwas stockfleckig.


Eduard Friedrich Weber (* 1830 in Hamburg, Ó 1907 ebendort) stammte aus einer einge Jahrzehnte zuvor aus Bielefeld zugewanderten Hamburger Kaufmannsfamilie. Seine schulische Ausbildung erfolgte durch einen Privatlehrer in Hamburg und am Gymnasium in Schwerin. Nach der Unterprima verließ er diese Lehranstalt und absolvierte in seiner Geburtsstadt eine kaufmännische Lehre, die Ausgangspunkt für seine berufliche Entwickung zum Großkaufmann und Großgrundbesitzer werden sollte. 1849 und 1850 sammelte er in England Erfahrungen bei den Firmen "Paul & Steinberg" und "Bernh. Leibert". 1851 reiste er von Hamburg nach Mexiko und weiter nach Chile, wo er rund 10 Jahre verbrachte. Hier gründete er in der Hafenstadt Valparaiso mit Teilhabern die Im- und Exportfirma "Weber, Münchmeyer & Co.", die er nach Rückzug des Partners Münchmeyer seit 1860 unter dem Namen "Weber & Cia." weiterführte: Dieses Unternehmen betrieb hauptsächlich Kommissionsgeschäfte verschiedenster Art, z. B. mit Bodenschätzen, Manufakturwaren, Textilien und finanziellen Dienstleistungen bis hin zu Schiffen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Es entwickelte sich zu einem der größten des westlichen Südamerikas und machte seine umfangreichsten Gewinne mit dem Handel von Salpeter, der zur Produktion von Sprengstoffen und Säure und später auch zur Stickstoffdüngung unerlässlich war. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg im Jahre 1862 gründete Weber das Handelshaus Ed. F. Weber als eine von seinem chilenischen Unternehmen unabhängige Partnerfirma, die durch ihr Südamerikageschäft ebenfalls erheblich prosperierte und ihrem Eigentümer den Scherznamen "Salpeter-Weber" einbrachte. Von 1877 bis 1902 amtierte er als "Consul für das Königreich der Hawaii-Inseln" repektive nach der Annektierung dieses Staates durch die U.S.A. anno 1900 als "Consul für die Hawaii-Inseln", wodurch er lohnende Geschäftsbeziehungen auch mit diesem Pazifikstaat knüpfen konnte. Zusätzlich zu seinen Hamburger Immobilien erwarb Weber seit 1886 mit den landswirtschaftlichen Gütern Radschütz, Irrsingen, Alexanderhof Nistiz und Gurkau einen sich auf ca. 2500 Hektar summierenden Grundbesitz in Schlesien. Darüber hinaus kaufte er 1888 im schlesischen Bolkenhain das Schloss Wilhelmsburg samt des zugehörigen Gutes und der Ruine Nimmersatt.
Aufgewachsen in einem großbürgerlichen Elternhaus, das Bildung und Kunst als hohe Werte erachtete, hatte Eduard Friedrich Weber schon als Kind ein starkes Interesse an historischen Themen und eine sammlerische Passion entzwickelt, die er bis zu seinem zum Lebensende mit Leidenschaft in sich trug. So erwarb er schon als Schüler Münzen "mit Aufwand seines ganzen Taschengeldes", wie uns Jacob Hirsch in seinem Vorwort im Auktionskatalog der griechischen Münzen berichtet. Auf numismatischem Gebiet konzentrierte er sich nicht allein auf die Antike, sondern legte auch eine von ihm ebenfalls hoch geschätze Spezialsammlung der Hamburger Prägungen an, die seine Witwe Lizzy (* 1845, Ó 1927) im Jahre 1915 dem Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe per Schenkung überließ. Im Laufe der Jahre brachte Weber rund 12000 Münzen und Medaillen und Münzgewichte zusammen. Jedes Stück wurde von ihm akribisch studiert und und mit einem Bestimmungszettel versehen, bevor er es an dem ihm zugedachten Platz in einem seiner Münzschränke unterbrachte. Selbstverständlich trat er als Mitglied dem Hamburgischen Verein der Münzenfreunde bei. Seiner testamentarischen Verfügung, die griechischen und die römischen Münzen in getrennten Auktionen zu platzieren, kam Jacob Hirsch nach, indem er Webers rund 7000 griechische Prägungen, verteilt aus 4747 Lose, ab dem 16.11.1908 zum Aufruf brachte und ab dem 10.5.1909 die Versteigerung der rund 4650 römischen und byzantinischen Münzen, zusammengefasst in 3457 Losen zuzüglich 76 antiker Münzgewichte und einer 24 Lose umfassenden Gruppe von numismatischen Büchern aus seiner Bibliothek durchführte.
Nach der Rückkehr von seinem mehrjährigen Aufenthalt in Südamerika und Fundierung seiner familiären und geschäftlichen Verhältnisse in Hamburg erschloss sich Eduard Friedrich Weber neben der Numismatik neue sammlerische Felder, indem er sich einerseits auch der Philathelie zuwandte und sich seit den Sechziger Jahren eine Kollektion von Gemälden alter und neuerer Meister zulegte, um seine Wohnräume damit zu dekorieren und sich an diesen Kunstwerken zu erfreuen. Sein Bilderberstand wuchs derart an, dass er 1875 einen neuen Wohnsitz an der Alster errichten ließ doch auch in diesem Gebäude reichte der Platz nach einigen Jahren dafür nicht mehr aus. Daher erwarb er 1887 ein Haus in direkter Nachbarschaft und ließ es zu einem geeigneten Unterbringungsort für seine Gemälde umbauen, den er auch für Besucher öffnete. Die "Galerie Weber" wurde so zu einer Sehenswürdigkeit Hamburgs, die auch in Baedecker's Reiseführer von 1902 verzeichnet ist. Auch nach seinem Ableben hielt seine Witwe Lizzy die Weber'sche Kunstsammlung noch zugänglich für die Öffentlichkeit. Eine erste Partie seiner Gemälde wurde 1912 durch die Firma Rudolf Lepke in Berlin am 2. bis 22. Februar versteigert, dasselbe Unternehmen brachte auch nach dem Tode von Webers Ehefrau den verbliebenen Teil der Gemäldesammlung in einer Auktion vom 2. Februar 1928 auf den Markt. Teile der Kunstbibliothek offerierte die Hamburger Firma F. Dörling in ihrer Auktion vom 15.-16.6.1928. Auch seine Briefmarkensammlung soll über eine Versteigerung neue Besitzer gefunden haben. (Carla Schmincke. Sammler in Hamburg. Der Kaufmann und Kunstfreund Konsul Eduard Friedrich Weber [1830.1907], Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie, Universität Hamburg 2004).

Der entsprechend eingebundene Katalog der zweiten Abteilung der Sammlung Weber ist unter unserer Kat.-Nr. 4024 zu finden.