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BRUNO SALOMON, Sammelband mit den beiden Auktionen 1893 und 1894 der Sammlung Dr. Carl Friederich, Dresden.

GUSTAV SALOMON
Auktion vom 9.4.1891 u.f.T., Dresden.

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Losnummer 2849




Schätzpreis: 80,00 €
Mindestgebot: 80,00 €


BRUNO SALOMON, Sammelband mit den beiden Auktionen 1893 und 1894 der Sammlung Dr. Carl Friederich, Dresden.

Auktion vom 14.1.1893 u.f.T. Dresden. Sammlung des Herrn Oberstabsarzt Dr. Friederich in Dresden. I. Theil, umfassend Münzen und Medaillen Deutschlands und der übrigen europäischen Länder mit Ausnahme der Goldmünzen und der zu Kursachsen, den sächsischen Herzogthümern und den braunschweigischen Fürsten gehörige Prägungen. 2 unpaginierte, 146 S. 3079 Nrn. Beigebunden: Auktion vom 23.10.1894 u.f.T. Dresden. Sammlung des Herrn Oberstabsarzt Dr. Friederich in Dresden. II. Theil, umfassend die Münzen und Medaillen von Städten und die zu Kursachsen und den sächsischen Herzogthümern gehörigen Prägungen. 2 unpaginierte, 104 S. 2624 Nrn. Steifbroschur, wohl des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts mit leinenbezogenem Rücken und soliden Deckeln, die außen mit grünem, narbig beprägten Papier bezogenen sind. Auf der Rückenpartie drei handbeschriebene Etiketten, geschützt durch einen transparenten Klebestreifen.


Die in unserem Katalog der Bibliothek Alain Poinsignon, Straßburg, Teil 3 (Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Auktion 357, 2021, S. 413, Anmerkungen oberhalb und zur Los-Nr. 4587) vorgelegte knappe Darstellung zum Auktionator und Antiquariatsbuchhändler Gustav [respektive Shalom Ben Meir] Salomon sowie die knappen Informationen zu seinem jüngeren Bruder und geschäftlichen Nachfolger Bruno [respektive Baruch ben Meir] Salomon können nun weiter konkretisiert und erweitert werden, unter Heranziehung einer neueren Quelle (Hanna Strzoda, Annotation zu: Antiquitätenhandlung M. Salomon, Dresden. [Einlieferung "Fa. Salomon, Dresden, in Liquidation"], Auktion Lempertz 22.-24.10.1936, (siehe: https://anno.ub.uni-heidelberg.de/anno/MZQyDr8nR3u6Z5sx3n-xTw) und weiterer Nachweise. Sowohl Gustav (* 1841 in Dresden, gestorben 1892 ebendort) als auch Bruno Salomon (* 1852 in Dresden, gestorben 1912 ebendort) waren mit ihren 7 weiteren Geschwistern Kinder von Meyer [respektive Meir] Baruch Salomon (geboren 1809 in Dresden, gestorben 1863 ebendort), der in seiner Geburtsstadt 1834 als Händler von "alten Sachen" nachweisbar ist und dort 1855 die Konzession zum Betreiben eines Antiquitätengeschäfts erteilt bekam. Seine "Antiquitätenhandlung M. Salomon" wurde von der Familie über 3 Generationen hinweg betrieben. Sie entwickelte sich auf dem Feld des gewerblichen Ankaufs von Kunst- und Antiquitäten über die Grenzen Dresdens hinweg zu einer namhaften Institution, deren Expertise insbesondere im Bereich des Meißener Porzellans weithin anerkannt wurde. Nach dem Ableben ihres Gründers ging sie zunächst von dessen ältesten Sohn Edmund [respektive Elijahu ben Meir] (* 1839 in Dresden, gestorben 15. August 1900 ebendort), der sie  unter dem eingeführten Namen bis zum Ende seines Lebens als Inhaber weiterführte, wobei der Eigentumswechsel infolge Erbrecht erst Ende 1878 durch einen Eintrag im Handelsregister amtlich annonciert wurde (Handelsregisterblatt 3364, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1267, S. 22-24).
Edmunds Bruder Gustav Salomon machte hingegen in der sächsischen Hauptstadt eine Lehre bei seinem Onkel Löser Wolf, der in der sächsischen Hautstadt eine Buch- und Antiquariatshandlung sowie einen Verlag betrieb und seinem früheren Lehrling und Neffen später diese Firma übertrug. Seit den 1870ern Jahren führte Gustav neben dem Antiquariatshandel und seinem Verlagsgeschäft als "Kön[iglicher]. Gerichts-Auktionator und Taxator für Literatur und Kunst" auch schon Bücherversteigerungen durch (siehe dazu z.B. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige No. 245, 22.10.1874, S. 3890). Mit der Auflösung von Partien der Münzen und Medaillensammlung des jüdischen Kaufmann Theodor Reichenbach zwischen Juni 1887 und April 1892 erfolgten unter seiner Regie auch 5 Auktionen, die ausschließlich numismatisches Versteigerungsgut beinhalteten, doch verhinderte sein Tod die vollständige Auflösung dieser Kollektion. Gemäß der Inschrift auf seinem Grabstein, den seine Hinterbliebenen auf dem Neuen Jüdischen Friedhof haben errichten lassen (http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-11015&lang=de&release=beta), verstand er sich aber hauptsächlich als Buchhändler. Seine Witwe Clara, geborene  Schwab (* 1848 in Glasgow, gestorben 1941 im Internierungslager Gurs, Département Pyrénées-Atlantiques, Frankreich), mit der er seit Anfang 1871 verheiratet gewesen war (https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/3753), und sein einziges Kind, Tochter Else (* im Dezember 1871, gestorben 1960 in Karlsruhe), veräußerten seine hinterlassene Firma mitsamt dem Ladengeschäft in der Moritzstaße 7,I, wo auch die bisherigen Versteigerungen stattgefunden hatten, an Bruno Salomon. Dieser erhielt am 24. Februar 1893 die gewerbliche Zulassung als Antiquariats- und Verlagsbuchhändler und erhielt nur wenig später am 6. April desselben Jahres die Konzession als Auktionator. Seine erste numismatische Versteigerung, die die vorletzte Partie der Sammlung Reichenbach beinhaltete, veranstaltete er bereits knapp drei Wochen später am 26. April. Bis Oktober 1894 erfolgten weitere Auktionen mit Münzen und Medaillen aus den Kollektionen Reichenbach und Dr. Friederich.
Bruno erwarb auch, nun gemeinsam mit seinem Verwandten Albert Meyer Salomon (* 1872 in Dresden, gestorben 1933 in Berlin), im August 1900 die von seinem verstorbenen Bruder Edmund hinterlassene "Antiquitätenhandlung M. Salomon". Das Unternehmen wurde in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt, wuchs weiter und mehrte seine Reputation. 1905 kam eine Niederlassung in Berlin hinzu, die freilich wohl erst unter dem ihnen folgenden geschäftlichen Inhaber bereits 1913 wieder geschlossen wurde. Zu den Dresdner Mitarbeitern zählte auch Eugen Abraham Salomon (* 1873 in Dresden, gestorben 1953 in Stoke Newington, London), Sohn des verstorbenen Edmund, der von 1909 von den Geschäftsinhabern Prokura erteilt bekam. Bruno starb am 19. Juli 1912 unverheiratet und kinderlos, was sich aus seinem noch erhaltenen Grabstein auf dem Dresdner Neuen Jüdischen Friedhof ergibt (http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-41606-1&lang=de&release=beta; http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-41606&lang=de&release=beta). Albert Meyer Salomon (der entgegen Hanna Strzodas Vermutung, nicht Brunos Sohn war) zog sich bald darauf aus der Antiquitätenhandlung M. Salomon zurück. Schon im November 1912 erfolgte eine Auflösung von Lagerbeständen der Dresdner Niederlassung (Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus, Versteigerung vom 5.-7.11.1912. Antiquitäten aus dem Besitz der Firma M. Salomon Dresden). Am Ende jenes Jahres befand sich die angesehene und florierende Firma bereits im Besitz des vorherigen Prokuristen Eugen Abraham Salomon, der sie fortan als Alleininhaber bis er, gemeinsam mit seiner Familie, 1933 Deutschland schon im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft verließ und die Warenbestände seiner Antiquitätenhandlung zurücklassen musste. Während die Antiquitätenhandlung noch bis 1935 in den Dresdner Adressbüchern gelistet ist, wurde die Liquidation der Firma nachträglich auf den 1. November 1933 festgesetzt.

Carl Friederich (* 1844 in Wernigerode, † 1913 in Dresden) absolvierte sein Studium der Medizin an den Universitäten in Halle, Würzburg und Berlin. Einige Jahre nach seiner Promotion meldete er sich nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges als Freiwilliger und leistete in der königlich-sächsischen Infanterie seinen Dienst als Arzt. Nach dem Friedensschluss blieb er der Armee treu und setzte beim 2. Königlich-Sächsischen Grenadier-Regiment in Dresden seine medizinische Tätigkeit fort, zunächst im Rang eines Stabsarztes, später befördert zum Oberstabsarzt, nahm er 1887 seinen Abschied, um Vorort fortan als Hals-, Nasen und Ohrenarzt seine Privatpraxis zu betreiben, um darüber hinaus noch vertrauensärztliche und ehrenamtliche ärztliche Aufgaben in der Stadt zu übernehmen. Einen Teil seiner freien Stunden widmete er seinen sammlerischen Vorlieben: den Münzen und Medaillen sowie dem Meißener Porzellan. Schon sein Vater hatte ein Spektrum antiquarischer Objekte zusammengetragen, z. B. ur- und frühgeschichtliche Fundstücke, aber auch bemalte Glasscheiben und nicht zuletzt auch Münzen, darunter einen unbestimmten kleinen Brakteatenfund aus Minsleben, den der Sohn später bearbeitete und im Jahrbuch des Numismatischen Vereins zu Dresden auf das Jahr 1911 publizierte. Der Numismatischen Gesellschaft in Dresden bereits 1884 beigetreten, fand Carl Friederich insbesondere durch die Kontaktpflege mit Richard Julius Erbstein Anregungen zum Ausbau seiner numismatischen Sammlung. Für die Numismatische Gesellschaft in Dresden waren Erbsteins Sachkenntnis, Motivationstalent und Kontakte solch maßgebliche Bindeglieder, dass sie sich nach dessen Tod im Jahre 1907 auflöste. Carl zählte jedoch zu denjenigen, die zur Neugründung eines solchen Sammlerkreises erfolgreich beitrugen. So entstand bereits im Folgejahr der Numismatische Verein zu Dresden, dessen Vorsitz Friederich übernahm. Seine eigene Sammlung hatte er anfangs eher breit angelegt mit einem gewissen Schwerpunkt auf die Prägungen der Wettiner, doch ließ er nach einigen Jahren vom Ausbau dieses Themas ab und legte seinen Fokus stattdessen auf andere Felder, so auf die Münzen und Medaillen der Grafen von Stolberg sowie der Grafen von Hohnstein, da er den erheblichen Forschungsbedarf für diese Gebiete erkannt hatte. Aus der intensiven Beschäftigung mit diesen Prägeständen der Harzregion resultierte seine 1911 in Dresden verlegte Arbeit "Die Münzen und Medaillen des Hauses Stolberg und die Geschichte seines Münzwesens", ein Standardwerk, dem bis heute kein gleichwertiger Ersatz an die Seite gestellt werden konnte. Überdies legte sich Friederich über die Jahre eine Kollektion gegengestempelter Münzen vom Spätmittelalter bis zur Neuzeit zu. Deren Dokumentation im späteren Auktionskatalog sowie seine Veröffentlichung "Zur Geschichte des Kontermarkenwesens" (Jahrbuch des Numismatischen Vereins zu Dresden 1912) haben eine Grundlage für weitere Forschungen auf diesem Spezialgebiet geschaffen und werden noch in unseren Tagen vielfach herangezogen. Im Zuge seiner fortschreitenden Sammeltätigkeit und Fokussierung auf solche numismatischen Themenbereiche, die ihm erforschungswert schienen, trennte sich Carl Friederich von manchen, ihm überflüssig erscheinenden, Teilen seiner Kollektionen. Vertraut man den Angaben von Detlef Tietjen, so lieferte Friederich der Firma Dr. Eugen Merzbacher in München eine Sammlung herrlicher Goldmünzen für ihre Auktion vom 7.1.1891 ein (siehe unsere Kat.-Nr. 4145). Umfangreiches Sammlungsmaterial ließ er im November 1893 und 1894 Oktober durch Bruno Salomon in Dresden versteigern, was der hier offerierte Sammelband bezeugt. Diverse numismatische Sammlungsstücke aus Sammlung Dr. Friederich brachte ebenso die Münzenhandlung Adolph Hess Nachf in ihrer Auktion vom 24.9.1894 und folgende Tage zu Frankfurt am Main auf den Markt. Dieselbe Firma versteigerte am 5.10.1896 aus Friederichs Beständen Medaillen des 16. und 17. Jahrhunderts sowie eine weitere Partie seiner sächsischen Münzen. Ebenso soll er seine Porzellansammlung früh über eine Auktion veräußert haben (Blätter für Münzfreunde 49. Jg. 1914, Sp. 5473), was ihm zusätzliche Geldmittel zur Intensivierung seiner numismatischen Sammeltätigkeit verschaffte. Nach seinem Ableben versteigerte Albert Riechmann & Co. in Halle am 21.10.1913 Carl Friederichs verbliebene Universalsammlung, und bei Adolph Hess Nachf. gelangten seine Sammlungen Stolberg (Auktion vom 30.3.1914) und der gegengestempelten Münzen (Auktion vom 1.4.1914) zur Auflösung.