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WÖCHENTLICHE HISTORISCHE MÜNZ-BELUSTIGUNGEN. Hrsg. von J. D. Köhler.

NUMISMATISCHE LITERATUR
WÖCHENTLICHE HISTORISCHE MÜNZ-BELUSTIGUNGEN.

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Losnummer 2823






Schätzpreis: 1.500,00 €
Mindestgebot: 1.500,00 €


WÖCHENTLICHE HISTORISCHE MÜNZ-BELUSTIGUNGEN. Hrsg. von J. D. Köhler.
Vollständiges Set dieser ersten rein numismatischen Zeitschrift: 1.-22. Teil, Nürnberg 1729-1750 zuzüglich beider, hier in einem Band vereinten Teile des von Johann Gottfried Bernhold erstellten vollständigen Registers, Nürnberg 1764 und 1765. Zusammengestellt aus 14 Einzel- und 5 Doppelbänden unterschiedlicher Provenienzen und diverser Bindungen: Ganzleder des 18. Jahrhunderts (6x) und wohl des späten 19. Jahrhunderts (1x), Ganzpergament, wohl des 18. Jahrhunderts (1x), Halbleder, wohl des 18. Jahrhunderts (8x), Pappbände, wohl des 18. Jahrhunderts (3x), Ganzleinen, wohl der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts (1x). Das Frontispiz des ersten Teils mit dem gestochenen Porträt Johann David Köhlers ist hier durch eine verso auf das Fliegende Vorsatzblatt montierte Kopie ersetzt worden. Der Pergamenteinband des 22. Teiles mit einem Riss im Falz beim Vorderdeckel, bei den übrigen die Buchdecken ohne wesentliche, die Stabilität der Einbände mindernden, Beschädigungen, doch mit diversen Gebrauchsspuren, insbesondere Bereibungen oder Beschabungen sowie kleineren Läsionen. (19)


Der in Ganzleder des 18. Jahrhunderts gebundene 1. Teil aus dem Jahr 1729 sowie der wohl im 20. Jahrhundert neu in einem mit 5 Bünden ausgestatteten braunem Ganzleinen eingebundene 2. Teil aus dem Jahre 1730 tragen auf ihrem Titelblatt den dreizeiligen handschriftlichen Besitzervermerk Wilhelm Emic Graff zu / Ysenburg / 1735 . Sie stammen demzufolge aus dem Besitz von Wilhelm Emich Christoph Erbprinz zu Isenburg und zu Isenburg-Büdingen (* 1708 auf Schloss Birstein, † 1741 in Darmstadt). Der bereits im Alter von 32 Jahren Verstorbene war Sohn des regierenden Grafen Wolfgang Ernst III. (* 1686 in Birstein, † 1754 ebendort) von Ysenburg-Büdingen, der seit 1711 in Birstein und seit 1718 auch in Offenbach das Zepter übernahm, 1744 zum Reichsfürsten erhoben wurde und die Leitung der Regierungsgeschäfte bis zu seinem Ableben innehatte.

Auf dem Spiegel des Vorderdeckels des Ganzledereinbandes des 1731 verlegten 3. Teils des Gesamtwerks befindet sich ein Exlibris mit dem Allianzwappen von Graf Miklos Ferenc Esterházy de Galántha (* 1804 auf Schloss Esterházy in Tata [deutsch: Totis], Ungarn, † 1885 ebendort) und seiner Gemahlin Maria, geborene Gräfin von Plettenberg (* 1809 in Mietingen, Schwaben, † 1861 in Wien) sowie dem darunter befindlichen Ortsangabe Nordkirchen. Das Paar hatte 1833 geheiratet. Noch im selben Jahr trat Maria nach Erreichen ihrer Volljährigkeit ihr Erbe aus elterlichem Besitz an, übernahm Schloss und Herrschaft Nordkirchen sowie Burg und Herrschaft Meinhövel im südlichen Münsterland, ebenso die Grafschaft Mietingen sowie die Herrschaft Sulmingen bei Biberbach (an der Riß). Das vermögende junge Paar wählte neben den Besitzungen der Familie Esterházy de Galántha in Wien und der Burg Forchtenstein im Burgenland auch das prächtige Barockschloss Neuenkirchen zum Wohnsitz. Johann David Köhlers Münzbelustigungen waren demzufolge Bestandteil ihrer Nordkirchener Privatbibliothek.

Aus der hier offerierten Reihe tragen die einheitlich in Halbleder gebundenen Teile 4 (erschienen 1732), 5 (erschienen 1733) und 8 (erschienen 1736) hingegen das Wappenexlibris der BIBLIOTHECA /SCHUBERT. Der deutschstämmige Theodor Friedrich Schubert (russisch: Fedor Feodorovic Shubert, * 1789 in St. Petersburg, † 1865 in Stuttgart) stand als Offizier im Dienst der russischen Armee, bis er 1861 im Rang eines Generals der Infanterie in den Ruhestand eintrat. Zu seinen großen beruflichen Leistungen zählte die wissenschaftlich-methodische Neugestaltung der russischen Landesaufnahme. Er publizierte Arbeiten zur Militärkartographie, Landvermessung und Astronomie, daneben auch einige numismatische Veröffentlichungen, so sein Werk "Monnayes russes des derniers trois Siècles, depuis le Czar Joan Wasiliewicz Groznyi jusqu'à l'Empereur Alexandre II. 1647-1855", bestehend aus einem Textteil sowie einem Tafelteil mit reliefierten, kupfer- silber respektive goldfarben gefassten Abbildern der Münzen, herausgegeben 1857 vom Verlag Ernst Schäfer in Leipzig. Die Grundlage für diese Veröffentlichung bildete Schuberts eigene umfangreiche Sammlung russischer Münzen und Medaillen, ferner etliche fremde Kollektionen, die er mit einbeziehen konnte. Von seinem Katalog "Monnaies et médailles russes" erschien 1858 ebenfalls in Leipzig lediglich Band 1, der ursprünglich geplante zweite Band wurde hingegen nie herausgegeben. Schubert starb in Stuttgart, wo eine seiner Töchter mit ihrem Ehemann, dem Sekretär der damaligen Prinzessin und späteren Königin Olga von Württemberg (geborene Olga Nikolajewna Romanowa, Tochter des Zaren Nikolaus I.), lebte.

Der hier vorliegende, in einem Halbleder wohl des 18. Jahrhunderts gebundene, 10. Teil der Münzbelustigungen (erschienen 1738) ist auf dem Spiegel mit einem gestochenen Wappenexlibris ausgestattet, das den adeligen Eigner mit dem hier nicht aufgelösten Kürzel E. L. I. C. ab A. ausweist.

Die Teile 19. 20. und 21. (erschienen 1747-1749) sind einheitlich als schlichte, mit Sprenkelpapier bezogene Pappbände, wohl des 18. Jahrhunderts, gefasst. Auf der Titelseite des 20. und des 21. Teils ist von Hand in zwei Zeilen der handschriftliche Besitzername Joh. Jul. Gottfr. Hauck eingetragen, beim 21. Teil in Kombination zudem mit der Angabe des Erwerbungsjahres 1758. Auch auf der Titelseite des 19. Teils ist der in einem entsprechenden Duktus geschriebene Name Hauck zu lesen, doch hier im Zusammenhang mit einem schwer lesbaren handschriftlichen Vermerk, ebenfalls wohl aus jener frühen Zeit. Unter eben diesem Namen ist für das Jahr 1747 ein brandenburg-ansbachischer Beamter verbürgt, der am ansbachischen Oberamt in Stauf (heute: Gemeindeteil des Marktes Thalmässing, Landkreis Roth, Mittelfranken) als Richter tätig war (Hoch-Fürstlich-Brandenburg-Onoltzbachischer Adress- und Schreib-Calender auf das Jahr 1747, Ansbach 1747, S. 56) und dort noch im Oktober 1767 als Kammerrat und Richter dokumentiert ist (Johann Jacob Moser, Zusätze zu seinem Teustschen Staatsrecht, Dritter Band, Frankfurt (Main)/Leipzig 1782, S. 1034), der auch als Chronist in Erscheinung trat (Kraus,/Hamm, B./Schwarz, M. [Hrsg.], Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern Teilband 2: Mittelfanken, Lindenberg 2010, S. 639).
Die Titelseiten der Teile 20 und 21 tragen ferner die runde Wappenstempelung von GVIDO V. VOLCKAMER - KIRCHSITTENBACH / MVENCHEN. Dessen mehrfarbiges, mit seinen Konterfei, Familienwappen und reichem weiteren heraldischen Dekor gestaltetes, auf das Jahr 1904 datierte Exlibris, prangt zudem in beeindruckender Größe auf dem Spiegel der Vorderdeckel dieser beiden Teile und ebenso auf jenem des 19. Teils. Das ovale Porträt des damals 44jährigen Buchzeicheninhabers ist von einer ovalen Inschriftenrahmung umzogen mit folgendem Text: gGVIDO VOLCKAMERgKIRCHSITTENBACH g-gANNO MDCCCCIV · ÆTATIS SVÆ XLIVg. Recto auf dem fliegenden Vorsatzblatt jeder dieser 3 Teile ist ein Bibliothekszettel der "Guido von Volckamer'schen "Norika-Sammlung", auf dem der Ankauf dieser Bände am 5. November 1922 vermerkt worden ist. Dem aus einer alteingesessenen Nürnberger Familie stammenden Guido Friedrich Christoph Jobst Volckamer von Kirchsittenbach (* 1860 in Passau, † 1940 in München) gelang trotz einiger misslungener Ausbildungsversuche in jungen Jahren kein endgültiger Berufsentscheid. Doch die Nutznießung von Stiftungsvermögen, an der seine Familie beteiligt war, sowie seine 1885 geschlossene Ehe mit der vermögenden Antonie Sibylle Reizammer (* 1860 in Würzburg, † 1911 in München) ermöglichten ihm in München ein Sammlerleben als Privatier zu führen und seinen historischen Interessen frei nachzugehen. Dabei konzentrierte er sich auf die Anlage zweier Kollektionen, eine mit Zeugnissen und historischen Belegen zur Familie Volckamer und deren Besitzungen. Die Andere, eine Norica-Sammlung, welche Objekte und Dokumente mit Bezug auf die Stadt Nürnberg vereinte. Auch eine auf Bayern, Pfalz und Nürnberg ausgerichtete numismatische Sammlung aus schließlich ca. 3000 Exemplaren, die er gegen Ende seines Lebens  in "3 eisernen Münzschränken" aufbewahrte, nannte er sein Eigen. Im Laufe der Jahre trennte sich Guido Volckamer mehrfach von Sammlungsteilen. 1895 veräußerte er Partien seiner Norica-Kollektion an Freiherr Julius von Haller, bald nach dem Tode seiner Ehefrau verkaufte er seine bis dahin verbliebene Norica-Sammlung für 65.000 Mark dem Freiherrn Friedrich von Haller, die dieser zur "Haller-Volckamerschen Sammlung" weiter ausbaute und die 1944 der Stadt Nürnberg übereignet wurde. Doch Guido Volckamer hörte keineswegs mit dem Sammeln seiner Nürnbergensien auf. Aufbauend auf wenige hundert Sammlungsstücke von denen  er sich beim Verkauf nicht getrennt hatte, konnte er trotz des wirtschaftlichen Niedergangs, den der Erste Weltkrieg und dessen Folgejahre mit sich brachten, eine neue Norica-Sammlung anlegen, die in ihrem Umfang seine vorherige noch übertraf. Seinen sammlerischen Nachlass: Gemälde, Grafik, Urkunden, Keramik und Porzellan, Gläser, Münzen und Medaillen und weitere historische, kunst- und kulturgeschichtliche übertrug er testamentarisch dem Germanischen Museum Nürnberg.

Verso auf der Titelseite des 1764 herausgegebenen ersten Teils des Registers die alte Stempelung BIBLIOTHECA / OELRICHSIANA. sowie die darunter angebrachte Rundstempelung des Historischen Seminars der Brandenburgischen Landeshochschule in Potsdam.
Johann Carl Conrad Oelrichs (* 1722 in Berlin, † 1799 ebendort), Sohn eines reformierten Predigers, hatte schon in jungen Jahren beide Eltern verloren. Dennoch konnte er Rechtswissenschaften an der Universität Frankfurt (Oder) studieren und dort auch 1750 in diesem Fach zum Doktor beider Rechte promovieren. Ab 1752 vermittelte er in Stettin den Schülern des Akademischen Gymnasiums rechtswissenschaftliche Themen und erstellte in seiner Freizeit etliche Veröffentlichungen, neben juristischen Schriften insbesondere auch solche geschichtlichen Inhalts, vor allem zu pommerschen und brandenburg-preußischen Themen. 1773 quittierte er seine Lehrtätigkeit in Stettin und zog sich in seine Heimatstadt zurück, wo er seine Aktivitäten als Autor fortsetzte. 1778 erschien sein "Erläutertes Chur-Brandenburgisches Medaillenkabinett.... Zur Geschichte Friedrich Wilhelms des Großen". Oelrichs besaß eine wohl um 12.000 Bände umfassende Privatbibliothek, die er wohl vornehmlich zum Arbeiten nutzte (Berndl, K. Ernst Ferdinand Klein [1743-1810], ein Zeitbild aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Münster 2004, S. 214 f). In seinem Testament bedachte er mit Teilen dieses Bücherbestandes, einschließlich der darin enthaltenen numismatischen Werke, sowie einen Betrag von 16.000 Taler das Joachimsthaler Gymnasium zu Berlin, jenes Lehrinstitut, das ihn als Schüler fürs Leben vorbereitet hatte. Die in seiner Bibliothek enthaltenen Veröffentlichungen zur Geschichte Brandenburg-Prußens und Pommerns vermachte er seiner Alma Mater, der Universität Frankfurt (Oder). 7170 Bände aus Oelrich Besitz gelangten überdies am 10. März und folgende Tage in Berlin zur Versteigerung. Dazu erschienen 2 Kataloge (pars prior und pars posteror) unter dem langatmigen Titel "Catalogus reliquiarum bibliothecae D. Jo. Car. Conr. Oelrichs Comit. Pal. Caes. Cons. Leg. Int. Et D. Bipont. Ac M. Bad. In Aula Berol. Orator. : Hastae Publicae A Beato Possessore Destinate Publice Vend. D. X. Martii MDCCC".