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Goldstücke aus Sissis Hand

15. September 2022 14:26


 

Losnummer 804

Kaiserreich Österreich. 

Franz Josef I. 1848-1916.
Goldmedaille zu 15 Dukaten 1867, unsigniert, mit Münzzeichen "A" für Wien, auf die Krönung seiner Gemahlin Elisabeth ("Sisi") zur Königin von Ungarn. 

In Gold von großer Seltenheit. 
Feine Kratzer in den Feldern, vorzüglich.

Schätzung: 25.000 Euro

Losnummer 805

Kaiserreich Österreich. 

Franz Josef I. 1848-1916.
Goldmedaille zu 15 Dukaten 1867, unsigniert, mit Münzzeichen "A" für Wien, auf seine Krönung zum König von Ungarn. 

In Gold von größter Seltenheit. 

Vorzüglich.

Schätzung: 20.000 Euro

 

Es handelt sich um große Goldstücke von fast 50 mm Durchmesser und mehr als 52 g Gewicht. Die eine Medaille zeigt den Kopf des Kaisers mit Lorbeerkranz, die andere ein Brustbild Kaiserin Elisabeths im ungarischen Krönungsornat. Die Umschrift dieser Porträts besagt auf Ungarisch, dass es sich um den Kaiser und die Kaiserin von Österreich handelt. Im Mittelpunkt der Rückseite beider Stücke steht die Stephanskrone, die ungarisch Szent Korona, d.h. Heilige Krone, heißt. Sie ist bis heute das wichtigste Symbol ungarischer Identität und wird jetzt im Kuppelsaal des Parlamentsgebäudes zusammen mit Zepter, Reichsapfel und Schwert aufbewahrt. Der Name, unter dem sie bekannt ist, bringt sie irrig mit jener Krone in Verbindung, die im Jahre 1000 Papst Sylvester II. dem ersten König von Ungarn übersandt hat und heute nicht mehr existiert. Der Papst war König Stephan dafür dankbar, dass er selber und die Ungarn Christen wurden. Die heute noch erhaltene Heilige Krone stammt aus späterer Zeit. Ihr unterer Teil wurde zwischen 1071 und 1078 hergestellt, später aber um zwei Bügel erweitert, auf deren Schnittstelle das für diese Krone so charakteristische schiefe Kreuz aufsitzt. Die Krone hat eine abenteuerliche Geschichte hinter sich und bietet Stoff für einen längeren Roman: Der türkische Sultan Suleiman der Prächtige setzte sie sich im Jahre 1526 nach der fatalen Niederlage der Ungarn in der Schlacht bei Mohács auf. 1683, als es zur zweiten Belagerung von Wien durch die Türken kam, wurde die Krone von Wien für kurze Zeit nach Passau verbracht, und in den Wirren am Ende des 2. Weltkriegs gelangte sie in die USA. Erst 1978 wurde sie an Ungarn zurückgegeben.

Mit diesem Symbol uralter ungarischer Identität wurde Kaiser Franz Joseph I. in der Matthiaskirche zu Buda (deutsch Ofen) zum König von Ungarn gekrönt. Der Fürstprimas von Ungarn und Erzbischof von Esztergom/Gran, János Simor, und der ungarische Ministerpräsident, Graf Andrássy, setzten sie ihm auf. Auf der Medaille mit dem Portrait von Franz Joseph berühren die von der Heiligen Krone herabhängenden Pendilien das Zepter und jenes Schwert, mit dem der neugekrönte von König von Ungarn den aus ungarischer Erde aufgeschütteten Krönungshügel hinaufreiten musste. Oben angekommen schwang er das Schwert in alle vier Himmelsrichtungen und machte damit klar, dass er Ungarn gegen jeden Feind verteidigen würde, ganz gleich woher dieser käme. Zu der Bedeutung der königlichen Insignien passt der Wahlspruch Franz Josephs, der auf dieser Medaillenversion auf ungarisch, auf der anderen aber auf lateinisch wiedergegeben ist: bizalmam az ösi erénybe = virtuti confido = Ich vertraue fest auf meine Tapferkeit. Darunter steht: Magyar kiralyá koronáztatott Budán MDCCCLXVII = Coronatus rex Hungariae Budae MDCCCLXVII = Als ungarischer König gekrönt zu Ofen 1867. Auf der Medaille der Kaiserin Elisabeth – der die Heilige Krone nicht aufgesetzt, sondern nur über die rechte Schulter gehalten wurde – berühren die Pendilien zwei gekreuzte Ölzweige. Die Devise Elisabeths lautet auf Ungarisch t: boldogitó csilllagzat öbömárjai közt = Fausto sidere laeta = Unter einem günstigen Gestirn fröhlich. Unter der Krone steht: Magyar királynévá koronáztatott Budán MDCCCLXVII = als ungarische Königin gekrönt im Jahre 1867.

Bei dieser glanzvollen Krönung, die von den Schwierigkeiten der Habsburger Monarchie ablenken und den langen Zwist zwischen Österreich und Ungarn beenden sollte, wurden wie das bei Krönungen üblich war, Geschenke ausgetauscht. Das Kaiserpaar erhielt von den Ungarn das Barockschloss Gödöllö, etwa 30 km von Budapest entfernt. Es sollte zu einem Lieblingsaufenthalt Elisabeths werden. Das Kaiserpaar verschenkte seinerseits an die vornehmsten ungarischen Magnaten solche Goldmedaillen, die bedeutendsten Persönlichkeiten aus Österreich und dem Ausland erhielten solche mit lateinischen Aufschriften. Mit diesen Medaillen, die Franz Joseph und Elisabeth bei dieser Gelegenheit wahrscheinlich eigenhändig verschenkten, wird Geschichte anfassbar, kommt man der berühmten Kaiserin und ihrer Krönung zur Königin von Ungarn noch näher als in dem berühmten zweiten Sissi-Film von Ernst Marischka. Schade ist nur, dass nicht zu ermitteln ist, wer diese Medaillen bei den Krönungsfeiern erhielt. Nicht zuletzt deshalb ist das Auktionshaus Künker stolz darauf, solche faszinierenden Medaillen, die Geschichte lebendig werden lassen, präsentieren zu können.