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Christian IX., 1863-1906. Goldabschlag von den Stempeln des 2 Kronen-Stückes 1903, Kopenhagen, Fb. -; Hede 12 mit Anm. auf S. 223 (dort in Silber); Schl. -; Sieg (2016) 3-H-12 ("1 ex. kendt").

EUROPEAN COINS AND MEDALS
DÄNEMARK, KÖNIGREICH

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Lot number 482




Estimated price: 25,000.00 €
Hammer-price / sale price: 24,000.00 €


Christian IX. 1863-1906.
Goldabschlag von den Stempeln des 2 Kronen-Stückes 1903, Kopenhagen, auf sein 40jähriges Regierungsjubiläum. 28,23 g. CHRISTIAN Û IX Û KONGE Û AF Û DANMARK Û Uniformiertes Brustbild r. mit umgelegtem Mantel, zu den Seiten 15 NOVBR Û - 1863 Û 1903, unten Münzstättenzeichen (Herz) 1903 P (Münzmeister Vilhelm Burchard Poulsen) - GI (Stempelschneider Knud Gunnar Jensen)//MED Ô GVD Ô FOR Ô ÆRE Ô OG Ô RET Das personifizierte Dänemark sitzt nach l. mit ausgestreckter Rechten, die Linke auf den dänischen Schild gelehnt, umher Getreide, oben Taube, unten m Ô m. Mit glattem Rand.
Fb. -; Hede 12 mit Anm. auf S. 223 (dort in Silber); Schl. -; Sieg (2016) 3-H-12 ("1 ex. kendt").

GOLD. Von allergrößter Seltenheit. Laut dem Münzkatalog von Sieg nur ein Exemplar bekannt. Winz. Randfehler und kl. Kratzer, vorzüglich-Stempelglanz

Exemplar der Auktion Oslo Mynthandel 34, Oslo 1994, Nr. 839 und der Slg. Jens Dahl Knudsen, Auktion Thomas Høiland Møntauktion 88, Teil 1, Kopenhagen 2005, Nr. 1350.

Von der vorliegenden Prägung zum 40. Regierungsjubiläum am 15. November 1903 ist nur dieses Exemplar in Gold und eine kleine Gruppe  von Exemplaren in Silber bekannt (Hede Seite 223, Anmerkung zu Seite, Nr. 12). Sie weisen im Abschnitt keine Wertangabe auf im Gegensatz zu dem in einer Auflagenhöhe von 103.392 Exemplaren für den Verkehr und zum Gedenken verausgabten bildgleichen 2-Kronen-Stück 1903 auf denselben Anlass (Hede 12). Die silbernen Exemplare ohne Wertangabe werden in der dänischen Numismatik als  „ministereksemplar“ bezeichnet (vgl. Sieg (2016), S. 337), äußerst seltene Gedenkstücke, die in kleiner Auflage nur an Minister und anderen ausgewählten Personen verteilt worden sind. Das hier vorliegende Goldstück könnte analog dazu als „kongeeksemplar“ tituliert werden, da es mit ziemlicher Sicherheit dem König selbst oder einer Person in dessen unmittelbarem (familiärem) Umfeld anlässlich seines 40jährigen Thronjubiläums verehrt worden ist. Die Produktion all dieser Stücke erfolgte in der Münzstätte Kopenhagen unter der Aufsicht von Münzmeister Vilhelm Burchard Poulsen. Der Stempelschneider Knud Gunnar Jensen gravierte sowohl den Vorderseiten- als auch den Rückseitenstempel.

 

Christian IX. wurde am 8. April 1818 auf Schloß Gottorp bei Schleswig als sechstes Kind des Herzogs Friedrich Wilhelm III. von Schleswig-Holstein-Sonderburg aus der Nebenlinie Beck und dessen Gemahlin Luise Karoline geboren. Seine Mutter stammte in direkter Linie vom königlich-dänischen Hause Oldenburg ab. So war Christian ein Urenkel von Frederik V. (König von Dänemark und Norwegen 1746–1766 ) und zudem ein Neffe von Königin Marie, der Gemahlin von Frederik VI.  König von Dänemark und Norwegen, 1808-1839. Christians Vater erhielt von seinem Schwager 1825 Schloss Glücksburg und den erblichen Titel eines Herzogs zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg verliehen. Nach dem Tode seines Vaters übernahm 1831 der König selbst die Vormundschaft über seinen dreizehnjährigen Neffen. Christian durchlief zunächst eine Ausbildung an der Kadettenschule in Kopenhagen und trat danach in die dänische Armee ein. Von 1839 bis 1841 studierte er an der Universität Bonn Verfassungsrecht und Geschichte. In diesen Jahren lernte er seine Großcousine Luise von Hessen-Kassel kennen und lieben. Die Hochzeit erfolgte am 26. Mai 1842 in Kopenhagen. Christians Leben verlief während der Regierungszeit von König Christian VIII. (1839-1848) in recht ruhigen, familiären Bahnen. Im Vorfeld des Schleswig-Holsteinischen Krieges erwies sich Christian als königstreuer dänischer Patriot, indem er 1846 im Gegensatz zu seinen Brüdern den offenen Protestbrief des schleswig-holsteinischen Gesamthauses nicht unterzeichnete. In der von 1848 bis 1850 währenden militärischen Auseinandersetzung leistete er unter König Fredrik VII. als Offizier der berittenen Garde und als einziger schleswig-holsteinischer Prinz seinen Dienst unter dänischer Flagge, während seine Brüder auf deutscher Seite kämpften. Sein Patriotismus dürfte mit ausschlaggebend gewesen sein für seine Nominierung zur absehbaren Nachfolge des kinderlosen Königs Frederik. Das Thronfolgegesetz vom 31. Juli 1851 machte Christian zum Erbprinzen Dänemarks. Nachdem ihm nach dem Tode Fredriks VII. am 15. November die Königswürde übertragen worden war, führte seine Politik der Verschmelzung des dänischen Reiches  mit den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg zur Niederlage im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und dem Verlust der umstrittenen schleswig-holsteinischen Lande. Dieser militärische Mißerfolg führte zu nachhaltigen Veränderungen in der dänischen Innen- und Außenpolitik. Hatte die Einführung des Grundgesetzes von 1849 mit der Einführung eines Parlamentes mit zwei Kammern dem König einen spürbaren Machtverlust beschert, ging mit der Niederlage  von 1864 ein Erstarken der linken politischen Kräfte einher. In der Außenpolitik verfolgte Dänemark nun auf Jahrzehnte eine strikte Neutralitätspolitik. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen gipfelten in einem Verfassungskonflikt, der von 1870 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts andauerte. Erst mit dem Wahlsieg der linken Reformpartei (Venstre) im Jahre 1901 kam die politische Wende. Christian IX. kam nun schließlich der Forderung breiter Kreise nach, die Reformpartei an der Regierung zu beteiligen und einen „statsminister“ (Ministerpräsidenten) nicht gegen den Willen des Parlaments einzusetzen. Gegen Ende seines Lebens konnte Christian IX. auf eine lange, wechselvolle Regierung zurückblicken. Er ist der Stammvater der bis in die Gegenwart reichenden glücksburgischen Linie auf dem dänischen Thron und der Vorfahr zahlreicher heutiger fürstlicher Familien in Europa, da mit der Vermählung von fünf seiner sechs Kinder eheliche Verbindungen zu bedeutenden regierenden europäischen Adelshäusern geschaffen wurden. Als „Schwiegervater Europas“ verstarb König Christian IX. im Alter von 87 Jahren am 29. Januar 1906.