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ARTHUR SAMBON und C. &. C. Canessa, Auktion vom 18.11.1907 u.f.T., Rom [Guiseppe Sangiori].

ARTHUR SAMBON und C. &. C. Canessa
Auktion vom 18.11.1907 u.f.T., Rom [Guiseppe Sangiori].

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Lot number 4595




Estimated price: 10.00 €
Hammer-price / sale price: 410.00 €


ARTHUR SAMBON und C. &. C. Canessa, Auktion vom 18.11.1907 u.f.T. Rom [Guiseppe Sangiori].
Collections Martinetti & Nervegna: Médailles grecques et romaines, Aes graves. 6 unpaginierte, 255 S. 43 Tfn. 3184 Nrn. Schwarzer Halbledereinband des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts, mit Eckbezügen, goldgeprägtem Rücken, 5 Bünden. Die Deckel außen bezogen mit blaugedrucktem, goldbestäubtem Marmorpapier.


Francesco Martinetti (* 1833 in Rom, Ó 1895 in Rom) kam als Sohn eines Antiquars schon früh mit Münzen und einer breiten Spanne von Objekten der Antike in Kontakt. So entwickelte auch er sich auf diesen Gebieten zum gebildeten Sammler und Händler, der sich zudem als Restaurator und erlernter Edelsteinschneider auch Kenntnisse über die technischen Aspekte seiner Handelsgüter erworben hatte. Obgleich ohne akademische Ausbildung, aber mit einem profunden Fachwissen ausgestattet, konnte er ein profitables internationales Netzwerk knüpfen, zu dem Lieferanten, Händler, Sammler, Archäologen und bedeutende Museen zählten. So wurde er zu einem vermögenden und von der Wissenschaft anerkannten Mann. Seit 1871 Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, erhielt er sogar eine Konzession zur Durchführung von Ausgrabungen in Palaestina in den Jahren 1879 und 1880. Ein ganz und gar anderes Bild seiner Persönlichkeit ergibt sich aus dem Umstand, dass sich eine Reihe von Martinelli verkaufter bedeutender Antiken später als eindeutige Fälschungen oder zweifelhafte Stücke erwiesen haben, so ein durch Vermittlung des Archäologen und Kunsthändlers Dr. Paul Hartwig (siehe unsere Kat.-Nr. 4603) dem Museum Boston veräußerter steinerner Thron, der damals als Parallelstück zu dem 1887 in Rom entdeckten Ludovisischen Thrones angesprochen wurde. Martinellis Geschäftsräume befanden sich ursprünglich in der Via Bonella 73 und 74. Im Jahre 1879 bezog er ein Haus in der Via Allessandrina 101 im römischen Stadtteil Monti, wo er Geschäft und Wohnräume unter ein Dach brachte. Seine geschäftliche Umtriebigkeit standen im Gegensatz zu seinem Privatleben, das er in Zurückgezogenheit verbrachte und sich im ersten Stock seines Hauses an seinen Schätzen erfreute, die er dort verborgen deponiert hatte. Nachdem er ohne eigene legitime Nachkommen verstorben war, suchten leibliche Verwandte in seinem Domizil nach diesen kostbaren Hinterlassenschaften und entdeckten dabei 230 Gold- und 150 Silbermünzen. Möglicherweise sind diese Fundstücke in die greifbaren numismatischen Bestände von Francesco Martinetti integriert worden, die seine Erben durch den von den Experten Sambon und Canessa unterstützten Guiseppe Sangiorgi im Zuge zweier Versteigerungen auflösen ließen (Auktionen vom 18.11.1907 u.f.T. und vom 28.11.1907 u.f.T. siehe unsere folgende Kat.-Nr. 4596). Doch der wesentliche Teil des sammlerischen oder händlerischen Nachlasses von Martinelli wurde erst 1933 beim Abbruch seines Hauses aufgefunden und seitens des Staates bis zur Klärung der Eigentumsverhältnisse beschlagnahmt. Dieser moderne Hort bestand hauptsächlich aus goldenen Objekten im Gesamtgewicht von 17 Kilogramm, vornehmlich aus Goldmünzen, die sich sowohl in Gruppen historischer Prägungen als auch in einen substanziellen Bestand kuranten modernen Geldes aufgliederten. Auch eine Sammlung antiken Goldschmucks und geschnitter Steine war hier vertreten. Hinzu kam eine kleine Partie von silbernen Objekten. Nach einem achtjährigen Rechsstreit zwischen dem italienischen Staat, den Erben und dem Finder wurde der Gesamtbestand dieses modernen Vermögens 1942 unter Hinweis auf dessen mögliche unrechtmäßige Erwerbung durch Martinelli, unter Zahlung eines gewissen Entschädigungsbetrages der Öffentlichkeit zugesprochen und ins Kapitolinische Münzkabinett übertragen (Maria Cristina Molinari e Emanuela Spagnoli, Il rinvenimento di via Alessandrina, in Il tesoro di via Alessandrina, con il patrocinio del Ministero dei Beni Culturali e dell'Assessorato alla Cultura del Comune di Roma, Amilcare Pizzi Editore, 1990, S. 13-17).

Giuseppe Francesco Nervegna (* 1821 in Ortona, Chieti/Triest/Brindisi, Ó 1908 in Brindisi) stammte aus einer Kaufmannsfamilie, die Anfang des 19. Jahrhunderts von Ortona nach Brindisi gezogen war. Zusammen mit seinem Bruder Luigi betrieb Guiseppe Francesco ein Handelsunternehmen, das sich vornehmlich dem Verkauf von Lebens- und Genussmitteln (insbesondere Getreide, Öl und Wein) widmete und das sie durch den Erwerb von landwirtschaftlichen Betrieben, Olivenhainen und Weinbergen erweiterten. 1862 kaufte das Brüderpaar den im Zentrum von Brindisi gelegenen Palazzo Granafei und machten ihn zu ihrer Residenz. Guiseppe Francesco amtierte hier zeitweise als Bürgermeister (G. G. Alvisi [Hrsg.], La Banca del Populo, origine, constituzione, organismao, sua posizione in confronto degli instituti di riaparmio e di credito, con documenti dal 18 settembre 1865 al 30 settembre 1869, Florenz 1870, S. 356) und war langjähriger Vizekonsul des Königreichs der Niederlande sowie des Deutschen Reiches (Annuario diplomatico del Regno d'Italia per l'anno 1890, Rom 1890, S. 515, S. 540). Aus seinem Interesse an der Archäologie und Numismatik übernahm er in der Commissione conservatrici ed ispettori per i monumenti e gli scavi di antichità als Inspektor für den Bezirk Brindisi denkmal- und bodendenkmalpflegerische Aufgaben (Annuario ufficiale del Ministero dell'istruzione pubblica, Rom 1892, S. 308 Commissione conservatrice ed ispettore per i monumenti e gli scavi di antichità 1893, Rom 1893, S. 308) und wurde Mitglied sowohl in der Società numismatica italiane als auch der Royal Numismatic Society. Gemäß Francesco und Ercole Gnecchi, begann er 1872 mit der Anlage seiner Münzensammlung (Guida numismatica universale, 2. Auflage Mailand 1889, S. 13).