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Zeit. Einseitige Silbergußmedaille o. J.

MEDAILLEN
AKT UND EROS IN DER NUMISMATIK, Personifikationen der Zeit

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Lot number 8329




Estimated price: 250.00 €
Minimum bid 250.00 €


Zeit.
Einseitige Silbergußmedaille o. J. von Friedrich Paul Eugen Lommel. Probeguß. DIE ZE·IT – SCHLEICHT; die nackte Personifikation der Zeit sitzt sinnend auf dem Haus einer Schnecke, die sich nur langsam vorwärtsbewegt; mit der linken Hand schreibt sie die Signatur des Künstlers in die Erde L(ommel). 64,62 mm; 47,78 g. Bernhart 1917, Tf. 35 Nr. 249.


In dieser Version selten, vielleicht Unikat. Mattiert. Schrötlingsrisse, vorzüglich

Exemplar der Auktion Westfälische Auktionsgesellschaft 67, Dortmund 2013, Nr. 4425 sowie der Slg. Manfred Schulze, München.

Bei diesem Probeguss fehlt die in der fertigen Medaille (vgl. Bernhart a. a. O.) im linken Feld platzierte Signatur FL; zudem ist das Wort ZE·IT fehlerhaft durch einen Punkt zertrennt, der bei der endgültigen Fassung beseitigt wurde. Friedrich Lommel behandelt mit seiner Medaille ein Thema, das in der gegenwärtigen Forschung eine große Rolle spielt: die persönliche Zeitwahrnehmung des Menschen, die die Zeit entweder dahinfliegen oder dahinschleichen lässt. Grundsätzlich gilt, dass die Zeit als umso langsamer vergehend empfunden wird, je mehr man auf sie achtet und nicht mit anderen Dingen beschäftigt ist. Stress-Situationen können dazu führen, dass ein Zeitraum als quälend lange empfunden wird, und schließlich sind es persönliche Einschätzungen von der Dauer eines Vorganges und enttäuschte Erwartungshaltungen, die dazu führen können, Zeiträume subjektiv für sehr lange während und die Zeit als dahinschleichend zu empfinden. Das Thema "Schnecke und Zeit" hat eine lange Tradition; erinnert sei nur an das Gedicht "Die Zeit und die Schnecke" von Karl Mayer, der dem Schwäbischen Dichterkreis um Justinus Kerner angehörte. In ihm beschreibt er, wie Kummer die Wahrnehmung noch langsamer werden lässt als die Fortbewegung einer Schnecke: "Seit ich in der Laubenecke / Ruhend sitze, ist die Schnecke, / Die am Grashalm dort geklommen, / Meinem Auge lang entkommen. / Ja die Zeit hat hingereicht: / Eine Schneck‘ ist mir entschlichen; / Doch dieselbe Zeit entweicht, / Ohne dass mein Gram gewichen".