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Orden des Ruhmes [نيشان الافتخار - Nischan al Iftikhar] (sogen. "Nischan Iftikhar-Orden"). 3. Modell (1857-1957), 5. Ausgabe (mit Namenschiffre Muhammad al Nasir [محمد الناصر] von Mohammed V. al Nasir Bey – 1906-1922), Bruststern der höchsten Klasse

ORDEN UND EHRENZEICHEN AUS ÜBERSEE
TUNESIEN, REGENTSCHAFT TUNIS (UNTER EINEM BEY - 1574-1957) - VON 1881 BIS 1956 FRANZÖSISCHES PROTEKTORAT

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Lot number 1620




Estimated price: 2,000.00 €
Hammer-price / sale price: 2,600.00 €


Orden des Ruhmes [نيشان الافتخار - Nischan al Iftikhar] (sogen. "Nischan Iftikhar-Orden"). 3. Modell (1857-1957), 5. Ausgabe (mit Namenschiffre Muhammad al Nasir [محمد الناصر] von Mohammed V. al Nasir Bey – 1906-1922), Bruststern der höchsten Klasse (Großkordon) in Brillanten, französische Anfertigung, Silber teilweise emailliert, besetzt mit über 500 Similisteinen, zwei fehlen im Monogramm, an Nadel, diese mit Herstellerpunze der Firma Albert Bacqueville ab 1890 und französische Punze für 800er-Silber seit 1838 ("Eberkopf"), mit zwei seitlichen Fixierhaken.


RRR 1, II

Zunächst fügte Abu Abdullah Mohammed II. al Hussaini Pascha Bey (1810-1859), Nachfolger von Achmed I. Bey (1806-1855), nach seiner Regierungsübernahme 1855 seine eigene Namenschiffre [Muhammad] ein, sah sich jedoch 1857 gezwungen, aufgrund der extrem hohen Kosten für die Herstellung der Insignien in echten Steinen, den Orden zu reorganisieren und die Gestaltung der Dekorationen wesentlich zu verändern.

Er beauftragte hierzu Si Mohammed Gara, den Direktor der tunesischen Münze in Le Bardo, der die neuen Insignien entwarf und deren neue Gestaltung auch die Zustimmung von Mohammed II. Bey fanden. Die neuen Insignien des möglicherweise fünfklassigen (Höchste Klasse und 1. bis 4. Klasse) Ordens wurden in brillantiertem und teils reperciertem Silber und teilweise emailliert ausgeführt (3. Modell, 1. Ausgabe), und bis 1891, dem Jahr ihrer Schließung, in der Regel in der tunesischen Münze von Le Bardo hergestellt. Danach wurden sie von verschiedenen Juwelieren in Tunis (u. a. Sfez) angefertigt, sowie schon seit spätestens 1860 auch in Paris (u. a. von Stopin und Dupetitbosq, Bacqueville, Lemaître und Arthus Bertrand, Billars und A. D. Marie, sowie Chobillon, Kretly und Fayolle). Auch künftig konnten alle Klassen als besondere Gnadenerweise des jeweiligen Beys in Steinen verliehen werden, wobei solche Dekorationen von extremster Seltenheit sind. Sein Nachfolger Abu Abdullah Mohammed III. as Sadok al Hussaini Pascha Bey (1813-1882), fügte nach seinem Regierungsantritt 1859 seine eigene Namenschiffre [Muhammad as Sadok] in die Medaillons der Insignien ein (3. Modell, 2. Ausgabe). Mit Dekret vom Februar/März 1861 erließ er schließlich umfangreiche Statuten und erweiterte den Orden auf nunmehr sechs Klassen (Höchste Klasse, 1. bis 5. Klasse).

In insgesamt 24 Artikeln (der erste Artikel betrifft den Nischan ad Dam) wurde alles den Nischan al Iftikhar Betreffende geregelt. So wurden u. a. die Klassen, ihre Kontingentierung (Art. 2), die Gestaltung der Insignien (Art. 4 bis 9), das Mindestalter der zu Beleihenden (Art. 10), die Verleihungsurkunde (Art. 11), Verleihungsbestimmungen (Art. 12, 14 bis 17), die Rückgabepflichten (Art. 18 und 23), Verleihungszeremonien (Art. 19), Berechtigung zum Verleihungsvorschlag (Art. 21), Ordensämter und Führung des Ordensregisters (Art. 22) und schließlich die Verleihungstaxen (Art. 24 und 25) festgelegt. Diese Statuten behielten zum größten Teil ihre Gültigkeit bis zum Ende des Ordens 1957. Die Verleihungstaxen wurden in der Folgezeit bis 1905 (und wahrscheinlich auch danach) noch sehr oft erhöht, bzw. ihre Struktur verändert, was schließlich zu einem sehr komplizierten System geführt hat, wobei es zeitweise Offizieren in unteren Dienstgraden, Unteroffizieren und Beamten in unteren Rängen nahezu unmöglich war, die teilweise exorbitant hohen Verleihungstaxen aufzubringen.

In Folge der Errichtung des französischen Protektorats über Tunis durch den Vertrag von Le Bardo vom 12. Mai 1881 erhielt der französische General-Resident in Tunis als Außenminister des Beys das alleinige Vorschlagsrecht für Verleihungen des Ordens an Ausländer (Nicht-Tunesier), was den Orden, wenn auch nicht de jure, so doch aber de facto zu einem französischen Kolonialorden werden ließ.

Abu al Hassan Ali III. Muddad al Hussaini Pascha Bey (1817-1902) fügte nach seinem Regierungsantritt 1882 seine eigene Namenschiffre [Ali] an die Stelle derjenigen seines Vorgängers in die Insignien ein (3. Modell, 3. Ausgabe). 1885 gestattete er die Verleihung des Ordens auch an Damen.

Die Namenschiffre wurde auch von jedem nachfolgenden Bey durch dessen jeweils eigene ersetzt, so 1902 von Mohammed IV. al Hadi bin Ali al Hussaini Pascha Bey (1855-1906) [Muhammad Al Hadi] (3. Modell, 4. Ausgabe), 1906 von Mohammed V. al Nasir bin Mohammed al Hussaini Pascha Bey (1855-1922) [Muhammad al Nasir] (3. Modell, 5. Ausgabe), 1922 von Mohammed VI. al Habib bin Ma’mun al Hussaini Pascha Bey (1858-1929) [Muhammad al Habib] (3. Modell, 6. Ausgabe), 1929 von "Sidi" Achmed II. bin Ali al Hussaini Pascha Bey (1862-1942) [Ahmad Bey] (3. Modell, 7. Ausgabe), 1942 von Mohammed VII. al Munsif bin Mohammed al Nasir al Hussaini Pascha Bey (1881-1948) [Muhammad al Munsif Bey] (3. Modell, 8. Ausgabe) und schließlich 1943 von Mohammed VIII. al Amin bin Mohammed al Habib al Hussaini Pascha Bey (1881-1962), dem 26. und letzten Bey von Tunis, [Muhammad Al Amin Bey] (3. Modell, 9. Ausgabe).

In Folge der Erklärung der Unabhängigkeit von Tunis am 20. März 1956 endete auch der französische Einfluß auf die Verleihungspolitik, wodurch der Orden wieder ein rein tunesischer wurde.

Mit der Absetzung des 26. und letzten Beys Muhammad VIII. al Amin am 25. Juli 1957 und der am gleichen Tag erfolgten Ausrufung der Tunesischen Republik durch den tunesischen Premierminister und späteren Präsidenten Habib Bourguiba (1903-2000, Präsident von 1957 bis 1987) hörte der Orden auf zu bestehen.