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Herzoglich Württembergischer Militär-Carls-Orden. Kleinod zum Großkreuz (Kommentur), 66 x 45,8 mm, Gold emailliert, 42,2 g, kleine Emaille-Sprünge und minimale -Chips in den Kreuzarmen und im Medaillon, kleiner Ausbruch in der purpurfarbenen (!) Emai

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
DEUTSCHE STAATEN, WÜRTTEMBERG, HERZOGTUM (BIS 1803), KURFÜRSTENTUM (1803-1806) UND KÖNIGREICH (1806-1918)

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Lot number 189




Estimated price: 20,000.00 €
Hammer-price / sale price: 28,000.00 €


Errata : Die Anmerkung im Katalog ist ergänzt worden.

Herzoglich Württembergischer Militär-Carls-Orden. Kleinod zum Großkreuz (Kommentur), 66 x 45,8 mm, Gold emailliert, 42,2 g, kleine Emaille-Sprünge und minimale -Chips in den Kreuzarmen und im Medaillon, kleiner Ausbruch in der purpurfarbenen (!) Emaille des Fürstenhuts, in den Zwischenräumen der Strahlen zwischen den Kreuzarmen Rückstände von Putzpaste, ohne Halsband. BWK3 129; OEK20 2946/1; SMK05 O2.


RRRRR II-III

Wohl das einzige existierende Exemplar, deshalb von exorbitanter Seltenheit, und trotz seines Alters von über 250 Jahren in hervorragender Erhaltungsqualität!

Am 11. Februar 1759 stiftete Herzog Karl Eugen von Württemberg (1728-1793, reg. seit 1744) den zweiklassigen (Großkreuz/Kommentur und Ritter/Chevaliers) Militär-Verdienstorden. Das Großkreuz wurde am Hals an einem Halsband getragen, ohne Bruststern, und das Ritterkreuz an einem Brustband im Knopfloch.

Während der Regierung Karl Eugens erfolgten nach Strack von Weißenbach (in SVW S. 183 ff.) zwischen 1759 und 1782 insgesamt nur 22 Verleihungen des Großkreuzes an Nicht-Mitglieder der herzoglichen Familie (davon 11 im Jahre 1759, zwei im Jahre 1761, drei im Jahre 1769 und sechs im Jahre 1782). Unter seinem Nachfolger Herzog Ludwig Eugen von Württemberg (1731-1795, reg. seit 1793) gelangten 1794 zwei Großkreuze zur Verleihung, unter dessen Nachfolger Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (1732-1797, reg. seit 1795) gar keines; und schließlich noch eines 1799 unter Herzog Friedrich II. von Württemberg (1754-1816, reg. seit 1797, ab 1803 als Kurfürst und ab 1806 als König Friedrich I.).

Mit Datum vom 9. September 1799 wurde der Orden unter Friedrich II. reorganisiert. Der nunmehrige „Herzoglich Württembergische Militärverdienstorden“ verfügte jetzt über drei Klassen (Großkreuze, Kommandeure und Ritter), das Avers-Medaillon zeigte statt des bisherigen Spiegel-Monogramms „CC“ das Monogramm „W“ (für „Württemberg“).

Es scheint sich bei diesem Großkreuz-Kleinod um das bisher einzig bekannte erhaltene Exemplar zu handeln, denn selbst der Bestand des Württembergischen Landesmuseums verfügt über kein solches Stück. Auch in den bisher bekannten privaten Sammlungen scheint keines vorhanden zu sein, so daß tatsächlich weder Klein und Raff (in SMK05 S. Nr. 434 O2), noch Klingbeil und Thies (in KB4 S. 50), noch Nimmergut (in NI4 S. 1705), noch Boger (Boger, Wolfgang: „Der Württembergische Militärverdienstorden – Verleihungen und Ordensinsignien“ in: Orden-Militaria Magazin 14, Jahrgang 1983, S. 333-338) ein Exemplar zeigen können, sondern (in SMK05 und KB4) auf die Zeichnung des Kreuzes in den Statuten von 1759 zurückgreifen müssen.

Dieses hier angebotene Großkreuz-Kleinod stammt aus der direkten Nachkommenschaft von Jean-Baptiste-Joseph de Maillard de la Martinière, Baron de Gorcy (1726-1791). Die Maillards de la Martinière (ab einem unbekannten Zeitpunkt nach 1725: Barons de Gorcy) waren eine heute im Mannesstamm ausgestorbene, ursprünglich aus der Grafschaft Ponthieu in der Picardie im Nordwesten Frankreichs, später in Lothringen ansässige adlige Familie, die u. a. in Gorcy (heute im Departement Meurthe et Moselle in Lothringen gelegen) begütert war.

Jean-Baptiste-Joseph wurde geboren am 3. November 1726 im Schloß de la Martinière in Gorcy als zweiter bzw. dritter Sohn des königlichen Hauptmanns Jean François de Maillard de la Martinière (1691-1742) und dessen zweiter Ehefrau Marie Joseph de Bernard, Baronne de Gorcy (1725-1762), von der ihre Söhne den Titel eines Barons de Gorcy geerbt haben. Seinen Vornamen erhielt er nach der Pfarrkirche St. Jean Baptiste in Gorcy.

 

Später erfolgte seine Ernennung zum württembergischen Kammerherren und seine Beförderung zum württembergischen Generalmajor (vor Dezember 1762). Noch vor Ende des Krieges erhielt sein Regiment einen neuen Inhaber und nach diesem den Namen Württembergisches Husaren-Regiment von Bouwinghausen (1798 wurde es schließlich aufgelöst).

 

Danach soll er als General in Diensten des preußischen Königs Friedrich II. (1712-1788, reg. ab 1740) gestanden haben, was sich bisher leider nicht belegen ließ. Priesdorff (in PDF, Band 2, S.47 f. Nr. 575) führt zwar für genau diesen Zeitraum (nach dem Siebenjährigen Krieg) einen Peter Graf von Gourcy (1706-1795) auf, der 1767 auf Empfehlung des Prinzen Eugen von Württemberg (gemeint ist wohl Friedrich Eugen, Prinz von Württemberg (1732-1797), der als preußischer General mit Friederike Dorothea Sophia von Brandenburg-Schwedt (1736-1798), einer Nicht Friedrichs II. verheiratet war) als Generalmajor in die Dienste Friedrichs II. aufgenommen, aber bereits 1768 wieder aus seinen Diensten entlassen wurde. Die dort angegebenen biographischen Daten stimmen jedoch nicht mit denen von de Maillard de la Martinière de Gorcy überein. Bei den Grafen (comte) de Gourcy (manchmal auch de Gourcey oder eben de Gorcy) handelt es sich um ein aus Lothringen stammendes und heute noch existierendes adliges Geschlecht, von dem mehrere Personen im Gefolge des späteren Römischen Kaisers Franz I. Stephan (1708-1765, von 1729 bis 1736 Herzog von Lothringen, ab 1736 Großherzog der Toskana und ab 1745 Römischer Kaiser, ab 1736 verheiratet mit Maria Theresia (1717-1780) von Österreich) in Diensten der Habsburger und anderer deutscher Fürsten standen.

 

Im Jahre 1789 nahm de Maillard de la Martinière de Gorcy als Vertreter des ersten Standes an den von König Ludwig XVI. (1754-1793, reg. von 1774 bis 1792) einberufenen Generalständen teil. Am 17. Februar 1791 ist er im Alter von 65 Jahren gestorben.

 

Nach unserer Meinung handelt es sich bei diesem hochbedeutenden Exemplar um eines der ältesten existierenden württembergischen Ordenskreuze, wenn nicht sogar um das älteste überhaupt!