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Osmanisches Reich: Goldmünze Mehmed V. 100 Kuruş (Piastre) 1327/3 "Besuch im Kosovo". Durchmesser 22,4 mm, 917/000 Gold, 7,2 g, in vorzüglicher Erhaltung (vz), zusammen mit Übersendungsschreiben von Reşad Omer Bey, des ehemaligen B&uum

NACHLASS DES GENERALFELDMARSCHALLS AUGUST VON MACKENSEN (1849-1945)
PREUSSEN, KÖNIGREICH PREUSSEN (1701-1918)

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Lot number 7461




Estimated price: 750.00 €
Hammer-price / sale price: 1,300.00 €


Osmanisches Reich: Goldmünze Mehmed V. 100 Kuruş (Piastre) 1327/3 "Besuch im Kosovo". Durchmesser 22,4 mm, 917/000 Gold, 7,2 g, in vorzüglicher Erhaltung (vz), zusammen mit Übersendungsschreiben von Reşad Omer Bey, des ehemaligen Bürgermeisters von Uskub [Skopje], mit eigenhändiger Übersetzung Generalfeldmarschalls von Mackensen und Bearbeitungsvermerken, und einem Zettel mit eigenhändiger Beschreibung von Mackensens, in einer silbernen Dose, Wiener Anfertigung aus dem Jahre 1834, Länge 80,6 mm, Breite 49,3 mm, Höhe 15,4 mm, mit biedermeierlicher Familien-Darstellung mit Droschke in Niello, innen mehrere Punzen, u. a. Wiener Silberpunze für 1834.


4, II

Die Übersetzung des bei August von Mackensen am 10. März 1916 eingegangenen Schreibens in osmanischer Schrift lautet nach seiner Übersetzung: "An den Herrn Feldmarschall / Euer Excellenz erlaube ich mir, dieses […] / liche türkische Goldstück zu überreichen als dem / zweiten Eroberer des Amselfeldes, da es von / S. Maj. dem Sultan zur Erinnerung an seine Reise / zum Amselfeld gestiftet worden ist. Diese Gabe / soll unsere Dankbarkeit für den von Herrn General / Feldmarschall der türkischen und mohammedanischen / Bevölkerung bekundete […] und / das ihr […]zeigte Wohlwollen darstellen / Rechas Omer Bey / Früherer Bürgermeister / von Ueskub / 13/3 gedankt / M." Die Transkription des Zettels in der Handschrift August von Mackensens: "Münze zur Erinnerung an den Besuch des / Sultans auf dem Amselfeld. / Maj. Husni vom Obkdo. überbringt sie mir / als Geschenk u. Ehrenbezeugung von Reschad Bey, einem angesehenen Türken in Ueskueb."

Zum allgemeinen historischen Hintergrund

Im Jahre 1877 wurde im Rahmen einer Verwaltungsreform das Vilâyet [Großprovinz] Kosovo mit der Hauptstadt Üsküp [Skopje] (Hauptstadt der heutigen Republik Nordmakedonien) als eine eigenständige Verwaltungseinheit des Osmanischen Reiches gebildet. Durch dessen Verfall und die nachfolgende Bildung der unabhängigen Nationalstaaten Serbien, Bulgarien, Griechenland und Rumänien entstanden jedoch auch hier neue territoriale Ansprüche. Zudem suchten alle europäischen Großmächte, besonders Österreich-Ungarn und Russland, ihre eigenen Interessen in Südosteuropa durchzusetzen.

Hierauf reagierte die in den europäischen Provinzen des Osmanischen Reichs entstandene Jungtürkische Bewegung [Jön Türkler] mit der sog. "Jungtürkischen Revolution", durch die die Verfassung von 1876 wieder eingeführt und Sultan Abdülhamid II. (1842-1918, reg. von 1876 bis 1909) abgesetzt wurde.

Mehmed V. (1844-1918, reg. seit 1909), Halbbruder seines Vorgängers wurde als neuer Sultan des Osmanischen Reiches und Kalif aller Muslime zum machtlosen Werkzeug der jungtürkischen Regierung. Die Jungtürken versuchten zu Beginn ihrer Regierung 1908/09, eine parlamentarisch-konstitutionelle Regierung im Osmanischen Reich einzurichten, die auch die Mitbestimmungs- oder Autonomiebestrebungen christlicher und nichttürkischer muslimischer Minderheiten im Vielvölkerstaat der Osmanen einzubinden versuchte. Namentlich mit den organisierten Vertretern der Armenier, der Albaner und der Bulgaren versuchte man zu kooperieren.

Die Jahre bis zum Beginn des Ersten Balkankrieges waren dennoch gekennzeichnet von mehreren politischen Niederlagen. So annektierte Österreich-Ungarn im Jahre 1908 förmlich Bosnien und Herzegowina; und im gleichen Jahr hatte das formal immer noch zum Osmanischen Reich gehörende autonome Fürstentum Bulgarien seine vollständige Unabhängigkeit erklärt und Fürst Ferdinand I. (aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha-Koháry - 1861-1948) sich selbst zum Zar von Bulgarien erhoben.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts befaßte sich auch eine kleine albanische, vorwiegend muslimische Elite mit der Frage, was aus den Albanern werden sollte, wenn sich die osmanische Herrschaft vom Balkan, was absehbar war, zurückziehen würde. 1909 und 1910 kam es zu bewaffneten Revolten albanischer Stämme des Kosovo, die jedoch bald niedergeschlagen waren. Im Februar 1911 flammten die Revolten erneut auf.

Um die Albaner, die gegen die osmanische Regierung revoltierten, zu beruhigen, beschloß die jungtürkische Regierung, daß Sultan Mehmed V. eine Reise in den Kosovo unternehmen sollte.

Der Sultan reiste zunächst mit einer Flottille von Konstantinopel nach Saloniki, wo er am 8. Juni 1911 eintraf. Am 11. reiste er mit dem Zug weiter nach Üsküp [Skopje], wo er am gleichen Tag eintraf. Am 15. reiste er weiter nach Prishtina [Pristina] im heutigen Kosovo und von da nach Kosovo polje [Amselfeld] in der Nähe, um zum Meşhed-i Hüdavendigar [‏مشهد خداوندگار‎], dem Grab Sultan Murads I. zu pilgern.

Murad. I. Hüdavendigâr (1319/26-1389, reg. seit 1359), Sultan des Osmanischen Reiches, war es als erstem osmanischen Herrscher gelungen, dauerhaft in Europa Fuß zu fassen. Am 15. Juni 1389 war es auf dem Kosovo polje [Amselfeld] zur Schlacht zwischen den Truppen des Sultans unter seinem eigenen Oberbefehl und einem serbischen Koalitionsheer gekommen. In der Schlacht hatten die Osmanen das Amselfeld erobert und die Serben unter dem Oberkommando von Fürst Lazar Hrebeljanović (ca.1329-1389) besiegt, weshalb Murad auch als "Eroberer des Amselfeldes" bezeichnet wurde. Allerdings war er im Verlauf der Schlacht von einem serbischen Attentäter ermordet worden, weshalb er als muslimischer Märtyrer verehrt wird. Nach seinem Tod waren die Innereien aus seinem Körper entnommen und auf dem Schlachtfeld beigesetzt worden, sein Leichnam in Çekirge (im Landkreis Osmangazi in der Provinz Bursa in Westanatolien). Das kosovarische Mausoleum Murads ist da erste osmanische Bauwerk, das im Kosovo erbaut wurde.

Nach dem Pilgerbesuch kehrte Mehmed V. über Prishtina, Skopje und Saloniki wieder nach Konstantinopel zurück. Allerdings verlor das Osmanische Reich schon kurze Zeit darauf den Kosovo mit dem Amselfeld, nachdem Anfang Oktober der Erste Balkankrieg zwischen dem Osmanischen Reich einerseits und Montenegro, Serbien, Bulgarien und Griechenland andererseits ausgebrochen war, im Oktober 1912 an die Serben, die das Land sofort zu "serbisieren" versuchten.

Zur Geschichte der Münze

Aus Anlaß des Besuchs Mehmed V. im Kosovo, prägte die Münze in Qustanstiniyah [Konstantinopel] u. a. mehrere goldene Gedenkmünzen: 1.200 Exemplare zu 50 Kuruş [Piastres], 750 Exemplare zu 100 Kuruş [Piastres] und 20 Exemplare zu 500 Kuruş [Piastres]. Diese Goldmünzen wurden während dieser Reise und Pilgerfahrt als persönliche Geschenke des Sultans verwendet und sind, obwohl reguläres Zahlungsmittel, auch als persönliche Erinnerungsgaben (Medaillen) zu betrachten. Deshalb sind sie auch nicht allzu häufig auf dem Markt zu finden.

Generalfeldmarschall von Mackensen und das Amselfeld

Am 22. Juni 1915 zum Generalfeldmarschall ernannt, übernahm er mit Datum vom 18. September 1915 den Oberbefehl über die neue Heeresgruppe Mackensen, die aus deutschen und österreichisch-ungarischen (später auch bulgarischen) Truppenteilen bestand. Am 20. September traf von Mackensen in seinem Befehlsstand in Temesvár (Timișoara im heute äußersten Westrumänien) ein. Am 6. Oktober 1915 begann der Angriff auf Belgrad, das am 9. Oktober eingenommen werden konnte. In der Folgezeit wurden die Serben weiter zurückgedrängt, wodurch es im November 1915 zu Verfolgungskämpfen zwischen Serben und Bulgaren im Kosovo kam. Anfang Dezember 1915 befanden sich Serbien und das Kosovo unter Kontrolle der Mittelmächte, die unter dem Oberbefehl Generalfeldmarschalls von Mackensen standen. Hierin liegt die Bedeutung des Abschnitts des Schreibens von Reşad Omer Bey an von Mackensen: "Euer Excellenz erlaube ich mir, dieses . . . türkische Goldstück zu überreichen als dem zweiten Eroberer des Amselfeldes. . . ", auch wenn er möglicherweise gar nicht direkt mit diesem militärischen Ereignis in Verbindung stand.

Provenienz: Nach dem Tode August von Mackensens im Jahre 1945 wurde die Goldmünze mit Etui an seinen ältesten Sohn Hans Georg von Mackensen (1883-1947) vererbt. Dessen Witwe Winifred, geb. von Neurath (1904-1985), vererbte sie dann an ihren Neffen Klaus von Mackensen, den Vater der heutigen Eigentümer.