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Orden pour le mérite des Majors (charg. Oberst) Rudolf Müller (1872-1956). Ordenskreuz in der Ausführung zwischen 1917 und 1918, Anfertigung der Firma Johann Wagner & Sohn in Berlin aus dem Jahre 1918, 53,0 x 53,3 mm, 938/000 Sil

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
PREUSSEN, KÖNIGREICH PREUSSEN (1701-1918)

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Lot number 908






Estimated price: 7,500.00 €
Hammer-price / sale price: 19,000.00 €


Orden pour le mérite des Majors (charg. Oberst) Rudolf Müller (1872-1956). Ordenskreuz in der Ausführung zwischen 1917 und 1918, Anfertigung der Firma Johann Wagner & Sohn in Berlin aus dem Jahre 1918, 53,0 x 53,3 mm, 938/000 Silber vergoldet und emailliert, 27,4 g (mit Sprungring), die Avers-Emaille min. wellig, auf dem Revers tragebedingte Kratzerchen, die Brust des rechten unteren Adlers weist den für die späten Wagner- und Friedländer-Stücke typischen Prägefehler (langer senkrechter Strich) auf, auf dem Rand des unteren Kreuzarms punziert "W" und "938" deutlich gedunkelt, am Sprungring, 800/000 Silber vergoldet, auf dem unteren Bogen Silberpunze "800" ohne Halsband, zusammen mit Miniatur, Anfertigung wohl der Firma Jean Godet & Sohn in Berlin, Silber vergoldet, am Schleifchen mit Nadel, im rechteckigen großen Etui, 108,2 x 97,8 mm, mit paßgenauer Einlage für das Ordenskreuz.

Dazu das originale Beglaubigungsschreiben der Königlich Preußischen Generalordenskommission, datiert Großes Hauptquartier am 15. August 1918, mit gedrucktem Siegel der Generalordenskommission und gedruckter Unterschrift des Grafen Kanitz, mit Rückblatt, doppelt gefaltet;

eine Abschrift der Eingabe nach Möller (in MPM 2. Band. S. 68 f.);

ein Zeitungssauschnitt über die Reaktivierung von Rudolf Müller als Oberst der Wehrmacht aus der Westfälischen Landeszeitung, Folge 324 vom 28. November 1939;

die Ansprache seines Neffen Werner Vogel aus Anlaß von Müllers Beisetzung auf dem Friedhof zu Bad Pyrmont-Oesdorf am 3. Januar 1957, zusammen mit der Abschrift des Rudolf Müller betreffenden Artikels von Möller (in MPM 2. Band. S. 67 ff.), mit zwei Photographien Möllers, kartoniert und durch Kordel gebunden;

sechs verschiedene Photographien Rudolf Müllers. OEK22 1593/4.


12, II

Selten in seiner Komplettheit! Dieser Nachlaß stammt direkt aus der Nachkommenschaft des Beliehenen! Wir halten dieses Exemplar trotz der leichten Wellen in der Avers-Emaille für eine zweifelsfrei originale und getragene Anfertigung der Firma Johann Wagner & Sohn in Berlin aus dem Jahre 1918.

Rudolf Müller wurde am 23. November 1872 in Lichterfelde geboren. Nach dem Abitur 1892 trat er als Avantageur in das 8. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 70 ein. 1894 wurde er zum Sekondelieutenant befördert, 1899 zum Leutnant ernannt und 1903 zum Oberleutnant befördert. 1911 zum Hauptmann avanciert, wurde er zum Kompanieführer im 3. Lothringischen Infanterie-Regiment Nr. 135 ernannt, mit dem er auch in den Ersten Weltkrieg zog. Im Februar 1915 erfolgte seine Ernennung zum Kommandeur des II. Bataillons in diesem Regiment und 1916 seine Beförderung zum Major. Am 2. Juli 1918 wurde er für den beurlaubten Kommandeur zum Führer des Regiments berufen.

Für hohe Qualitäten als Führer seines Regiments und erwiesene Tapferkeit reichte ihn Oberst von Wittich, Kommandeur der 66. Infanterie-Brigade, zu der das 135. gehörte, nach Möller (in MPM 2. Band, S. 68 f.) mit folgenden Worten zur Verleihung des Ordens pour le mérite ein:

"Major Müller . . . hat in Kampfhandlungen der Division . . . vorbildlich geführt. Eine starke Persönlichkeit, die bei dem häufigen Wechsel der Regimentskommandeure seit 1914 als Rückgrat des Rgts bezeichnet werden kann. Offiziere und Mannschaften haben blindes Vertrauen zu diesem Führer, der stets rücksichtslos seine Person einsetzt. Seit 2. Juli 1918 führt Major Müller für den beurlaubten Kommandeur das I.R.135. Als erstes Regt der Division ging I.R.135 am 15. Juli bei Dormans über die Marne. Daß das Regt hier, trotz heftigen Artilleriefeuers, fast dauernden Bewurfs mit Fliegerbomben, durch Zerstörung der Marne-Brücken häufig jeder Verbindung nach Rückwärts abgeschnitten, fest in der Hand seines Führers blieb, ist ausschließlich das Verdienst des Majors Müller. Das Regt stand trotz erheblicher Verluste befehlsgemäß jederzeit zur Unterstützung sowohl der 1.G.I.D. wie der 200.I.D. bereit. Der Entschluß zum Einsetzen von 5 Komp. zur Entlastung des Jäg.Batls 3 . . . wurde von Major Müller selbständig unter eigener Verantwortung gefaßt. Am 18. Juli abends folgte das Regiment der Division an die Westfront der 7. Armee nach. . . . Bei den verlustreichen Abwehrkämpfen bildete das Regiment dank der tatkräftigen Einwirkung seines Führers das Rückgrat der Brigade und brachte durch sein Standhalten gegen starke fdl. Angriffe auch die benachbarten Teile der Brigade zum Stehen. Mit der stark zusammengeschmolzenen Nachrichten-Kompanie und den wenigen Mannschaften seines Rgts.Stabes als einziger Reserve gelang es Major Müller, die stark erschütterten Bataillone sogar wieder zum Vorgehen zu bringen und sowohl die Hauptwiderstandslinie wie das Vorfeld wieder in seine Hand zu bekommen. Dank der sicheren Führung und persönlichen Tapferkeit des Majors Müller hält das I.R.135 trotz der in den letzten zehn Kampftagen eingetretenen schweren Verluste und häufigen Trommelfeuers die Hauptwiderstandslinie fest in der Hand. Das Feststehen des rechten Flügels der Brigade ist fast ausschließlich Verdienst des energischen Rgts.Führers. Unter Berücksichtigung der früheren Verdienste und besonders hervorragenden Leistungen des Majors Müller seit dem 15. Juli halte ich ihn der hohen Auszeichnung mit dem Orden "Pour le mérite" für besonders würdig und erbitte . . . die Verleihung." Mit Allgemeiner Kabinettsordre vom 15. August 1918 entsprach König und Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, reg. von 1888 bis 1918) dieser Bitte und verlieh Major Rudolf Müller den Orden pour le mérite.

Anfang November 1918 wurde Müller zum Kommandeur des 1. Lothringischen Infanterie-Regiments Nr. 130 ernannt. Während des Ersten Weltkrieges wurde Müller mindestens zweimal verwundet. Im April 1919 gelangte er als MG-Offizier zum Stab der III. Marine-Brigade (von Löwenfeld). Am 1. April 1920 wurde er unter Verleihung des Charakters eines Oberstleutnants verabschiedet. Am 26. August 1939 wurde Müller in den aktiven Wehrdienst als Zensuroffizier des Wehrbezirkskommandos VI beim Reichspropagandamts Bochum eingezogen, und am 27. August wurde ihm der Charakter eines Oberst verliehen. Über seine weitere Tätigkeit während des Zweiten Weltkriegs ist nichts bekannt. Rudolf Müller war 45 Jahre lang mit der 18 Jahre jüngeren Gretel Müller verheiratet. Am 29. Dezember 1956 starb er im Alter von 84 Jahren in Bad Pyrmont, und am 3. Januar 1957 fand seine Beisetzung auf dem Friedhof Bad Pyrmont-Oesdorf statt.