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JULES FLORANGE und LOUIS CIANI, Freiverhandverkauf [vente amiable public] vom 22.-26.11.1927, Paris.

AUKTIONSKATALOGE UND LAGERLISTEN
JULES FLORANGE und LOUIS CIANI, Freiverhandverkauf vom 22.-26.11.1927, Paris.

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Lot number 6432




Estimated price: 30.00 €
Hammer-price / sale price: 30.00 €


JULES FLORANGE und LOUIS CIANI, Freiverhandverkauf [vente amiable public] vom 22.-26.11.1927, Paris.
Catalogue de monnaies françaises de Hugues Capet à Charles VIII (Ière partie). 4 unpaginierte, 102 S. diverse Abb. im Text, 32 Tfn. 2077 Nrn. Brauner Halbleineneinband, wohl des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts, mit goldgeprägtem Rücken. Die Umschlagpartie vom Vorderdeckel der Orig.-Englischen Broschur mit eingebunden.


Der Schöpfer dieser Sammlungspartie war Marcel Compaignon de Marchéville [d. Ä.] (* 1840 in Chartres, † 1904 auf seinem Schloss Le Molin, Lassy-sur-Croisne, Departement Loir-et-Cher). Er stammte aus dem Großbürgertum, sein Vater war der in Chartres praktizierende Anwalts Auguste-Léon Compaignon, Marcel führte den Namen seiner Familie in Verknüpfung mit dem Namen der im Arrondissement Chartres gelegenen Gemeinde Marchéville. Nach seinem Studium der Rechte und einer Promotion in diesem Fach übernahm er 1866 eine Beamtenstelle im Sekretariat des Ministeriums für öffentliche Erziehung des Staatsrats (Conseil de l’Etat) an, wo er zunächst als Rechnungsprüfer fungierte. Nach seinem Militärdienst im Range eines Hauptmanns (capitaine) während des Deutsch-Französischen Krieges wurde er 1872 vom Präsidenten der Republik Frankreich zu einem der 24 Maîtres des requêtes (Requentenmeister, d. h. Beschwerdeführer) der Chambre de l’Etat ernannt, die in Verwaltungs- und Kompetenzstreitigkeitsangelegenheiten als Interessenvertreter der Regierung auftraten. Seine verdienstvolle Tätigkeit wurde 1874 mit der Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion belohnt. Nach politischen Differenzen schied er 1879 aus seiner vielversprechenden Verwaltungslaufbahn aus und engagierte sich sodann in der Eisenbahngesellschaft "Chemins de fer de l’Est" sowie in einigen Versicherungsgesellschaften, allesamt gehörig zum Konzern seines vermögenden Schwiegervaters, des Industriellen und Unternehmers Jean-Baptiste-Ernest Daguin (* 1817 in Brousseval, Departement Haute-Marne, † 1892 in Paris), dessen Tochter Aline-Julie-Louise er bereits 1869 geheiratet hatte. Nach dessen Tode übernahm er auch die Leitung der "Société du Comtoir de l’Industrie du Sel et des Produit chimiques de L’Est" (http://histoire-bibliophilie.blogspot.com/2018/01/ernest-daguin-1817-1892-le-pere-des.html; Nekrologe: Revue numismatique 1904, S. 459-461; S. Gazette numismatique française 1904, S. 113-115; Revue belge de numismatique 60, 1904, S. 451).
Seine 1886 bereits aus ca. 300 Exemplare in Gold, 1400 in Silber und 300 in Kupfer oder dessen Legierungen umfassende Münzensammlung hatte Marcel Compaignon de Marchéville seit dem Jahre 1878 aufgebaut (Francesco und Ercole Gnecchi, Guida numismatica universale, Mailand 1886, S. 166, Nr. 804). Dabei konzentrierte er sich früh auf französische Münzen seit der Regierungszeit von Hughes Capet, wobei er insbesondere sein Augenmerk auf das Mittelalter lenkte. Auch die Münzen der Dauphiné gallo-englische Prägungen sowie die französischen Prägungen in Italien zählten zu seinen Sammelgebieten. Mehr als 20 Jahre nach seinem Ableben wurde seine Kollektion französischer Münzen unter Beteiligung der numismatischen Experten Jules Florange und Louis Ciani in drei Teilen aufgelöst. Eine erste Partie kam per Freiverhandverkauf [vente amiable public] vom 22. bis -26.11.1927 auf den Markt, per Gebotsverkauf (vente sur offres) wurden die zweite Partie am 21. Mai 1928 und die dritte Partie am 22. April 1929 veräußert. Marcel Compaignon de Marchéville verfasste seit 1888 auch diverse Aufsätze und Beiträge und zur französischen Numismatik. Er war Mitglied der Société française de numismatique und stand dieser Gesellschaft 1893/1894 und 1901/1902 als Präsident vor. Seit 1901 gehörte er als assoziiertes ausländisches Mitglied ebenfalls der Société royale de Numismatique de Belgique an. Neben der seiner numismatischen Leidenschaft beschäftigte er sich mit der Archäologie und mit der schöngeistigen Literatur. Als eifriger Sammler bibliophilen Schrifttums zählte er 1880 zu den Gründungsmitgliedern der Société des Amis des livres. Darüber hinaus gehörte als Offizier der Académie française an. Die von seinem Schwiegervater Jean-Baptiste-Ernest Daguin hinterlassene umfangreiche Privatbibliothek bewahrte er bis zu seinem eigenen Ableben. Dieser Bücherbestand wurde noch am Ende des Sterbejahrs von Marcel Compaignon de Marchéville und im darauffolgenden Jahr unter Beteiligung des Buchhändlers und einschlägigen Experten Adolphe-Jules Dorel im Zuge von vier Auktionen in Paris aufgelöst. Die Versteigerungskataloge erschienen mit dem Haupttitel "Catalogue [de vente] de beaux livres rares & précieux, anciens & modernes, ayant appartenu à Mr. E. Daguin, ancien président du Tribunal de commerce, Officier de la Légion d’honneur".  (Auktion vom 13.-15.12.1904. Première partie: Livres illustrés du XIX e siècle. Romantiques et auteurs contemporains en éditions originales; Auktion vom 16.-17.12.1904. Deuxième partie:. Livres à figures de XVIIIe siècle; Auktion vom 5.-8.4.1905. Troisième partie: Ecrivains français du XIIe au XVIIIe siècle; Auktion vom 10.-12.4.1905. Quatrième partie: Livres anciens).