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Die ersten Goldmünzen der Vereinigten Staaten

07. January 2015 11:21


Die ersten Goldmünzen der Vereinigten Staaten

Carolina, Georgia, Kalifornien – Viele verlockte die Aussicht auf leichten Gewinn in den Goldfeldern dazu, ins Unbekannte aufzubrechen. So gehört der Goldrausch zum Gründungsmythos der Vereinigten Staaten. Künker bietet in seiner Berlin-Auktion eine Vielfalt von numismatischen Zeugnissen dieser ereignisreichen Epoche an.

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North Carolina

Es begann ziemlich unspektakulär, als der Goldrausch den Vereinigten Staaten von Amerika dabei half, Siedler aus der ganzen Welt anzuziehen: Der Sohn des desertierten hessischen Soldaten Johannes Reidt fand einen Steinbrocken, den man erst einmal als Türstopper für das Farmgebäude benutzte. Erst drei Jahre später kaufte ihn ein Juwelier für 3,50 $. Das war nur ein Bruchteil seines wahren Wertes, denn der Brocken bestand aus purem Gold. Aber es war genug, um die Reeds, wie sich Reidt in der neuen Welt nannte, dazu zu veranlassen, weiter zu suchen. Sie fanden auf ihrem Land eine ergiebige Goldmine, die sie reich machte. Die Reed Gold Mine wurde bis zum Jahr 1912 betrieben.

Die Reeds machten nur den Anfang. Ganz North Carolina wurde zum „Goldstaat“, wo man „große Klumpen von Edelmetall“ fand. Die lockten tausende von Einwanderern an, die ihr Glück machen wollten. Sie kamen von den Britischen Inseln, aus Deutschland, Polen und aus vielen anderen Ländern. Teilweise arbeiteten bis zu 30.000 Personen in den Goldfeldern.

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Die Bechtler-Dollars

Reiche Goldfunde auf der einen Seite, eine mühsame Versorgung mit Bargeld auf der anderen: In North Carolina gestaltete sich das Wirtschaftsleben nicht allzu einfach. Doch ein weiterer Einwanderer aus Deutschland hatte eine brillante Idee. Christopher Bechtler (1782-1843) aus Pforzheim kam 1829 in die Vereinigten Staaten. Er war Uhrmacher und entwickelte auf den Goldfeldern von North Carolina ein lohnendes Geschäftsmodell. Er kaufte das vor Ort gefundene Gold und prägte daraus Goldmünzen, die er mit einem ordentlichen Gewinn weiter verkaufte (Losnummer 811 und 812). Sie etablierten sich schnell als gern genommene Zahlungsmittel, da ihr Goldgehalt den Nominalwert leicht übertraf.

Bechtler und seine Familie prägten mehr als eine Million Münzen im Wert von 1, 2,5 und 5 Dollar, die sogar die strenge Prüfung des United States Treasury bestanden. Die Regierung entdeckte nämlich, dass in den privaten Prägungen mehr Gold enthalten war als in ihren eigenen. Deshalb erlaubte sie den Umlauf der Bechtler-Dollars. Auch die 1838 in Charlotte eröffnete Münzstätte schadete Bechtlers Geschäft nicht. Erst seine Söhne hörten 1852 auf zu prägen.

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Georgia

Zu diesem Zeitpunkt war das Monopol, das North Carolina mehr als zwei Jahrzehnte in der nordamerikanischen Goldproduktion gehabt hatte, längst Vergangenheit. Mittlerweile war auch in den Appalachen, also im nahe gelegenen Georgia, Gold gefunden worden. Dort strömten seit 1829 die Goldsucher ins Land, um ihr Glück zu machen. Doch das Gebiet gehörte den Cherokee, ein unhaltbarer Zustand, der nach typischer Wild-West-Manier beendet wurde: Die Regierung beschlagnahmte das Indianerland, um es unter den Weißen aufzuteilen. Wer seinen Anteil haben wollte, musste für 10.000 $ ein Los kaufen. Jedes Los gewann. Sein Eigentümer bekam ein Grundstück von 40 Acre (161.880 Quadratmeter bzw. 16,188 Hektar) im „Goldland“. Die Regierung garantierte im Übrigen nicht, dass sich darauf auch tatsächlich Gold befand.

Wie auch immer, zwischen 1830 und 1837 wurde in Georgia Gold im Wert von fast 2 Millionen Dollar gefunden, eine enorme Summe für damalige Verhältnisse. Und das Problem war in Georgia das gleiche wie in North Carolina: Der Menge an Gold stand ein Mangel an Bargeld gegenüber. Bis zu 3 Monate dauerte es, um bei einer amtlichen Stelle sein Gold gegen Geld einzuwechseln. Lokale Goldaufkäufer sprangen in die Lücke und verdienten gut dabei, das Gold mit einem wesentlichen Abschlag gegen Barzahlung zu kaufen.

Bechtler wurde deshalb auch in Georgia tätig. Er prägte seine goldenen Dollarmünzen mit großem Erfolg (Losnummer 796). Und als im April 1838 die staatliche Münzstätte von Dahlonega ihren Betrieb aufnahm, war der Goldrausch bereits wieder vorbei.

 


Kalifornien

Die arbeitslos gewordenen Goldsucher aus Georgia sollten zu den ersten gehören, die sich 1848 auf den Weg nach Kalifornien machten, wo man auf dem Land des gebürtigen Badeners Johann August Sutter Gold gefunden hatte. Oft genug ist die Geschichte des kalifornischen Goldrauschs erzählt worden. Wir müssen sie an dieser Stelle nicht wiederholen. Die Menschen strömten von allen Seiten in das gerade erst von der US-Regierung eroberte Gebiet. Chinesen, Briten, Franzosen, Deutsche, und natürlich Amerikaner, ja sogar Vertreter der aus Georgia vertriebenen Cherokee waren unter den Neuankömmlingen.

Und wieder standen die Goldsucher vor dem Problem, dass sie zwar genügend Gold besaßen, aber kein Bargeld. Diesmal machten die Ingenieure Thomas H. Norris, Charles Grieg und Hiram H. Norris den Anfang. Sie prägten im Jahr 1849 Goldmünzen im Wert von 5 Dollars (Losnummer 807).

Es folgten Firmen wie Moffat & Co., wo der New Yorker Metallurg John Little Moffat zunächst kleine Goldbarren produzierte, die sich allerdings als Zahlungsmittel nicht durchsetzten. Deshalb ging Moffat dazu über, nach dem Vorbild der US-amerikanischen Goldmünzen eigene Prägungen herzustellen, die sich nur auf den zweiten Blick von den Originalen unterschieden. Auf der Vorderseite lautete die Legende SMV (= Standard Mint Value) CALIFORNIA GOLD. Auf der Rückseite las man dezent versteckt im Diadem der Liberty nicht deren Namen, sondern die Firmenbezeichnung Moffat & Co (Losnummer 804 und 805). Die finden wir auch auf äußerst seltenen 20 Dollar-Stücken von 1853. Die Aufschrift der Wappenseite lautet SAN FRANCISCO CALIFORNIA / TWENTY D. (Losnummer 806)

Zu den seltensten Prägungen dieser Zeit gehören die Ausgaben der Miners Bank, einer historisch relativ unerforschten Institution, die 1849 und 1850 von Stephen A. Wright in San Francisco geleitet wurde (Losnummer 803).

Am 30. September 1850 entschied der Kongress, auch in Kalifornien eine staatliche Stelle zur Goldprüfung und zum Goldeinkauf einzurichten. Eine US-amerikanische Münzprägung war eigentlich nicht vorgesehen, aber in Zusammenarbeit mit Moffat & Co. schuf der New Yorker Regierungsbeauftragte August Humbert die ersten offiziellen Zahlungsmittel in Kalifornien (Losnummer 800 und 801). Ihre Rückseiten ähneln stark zeitgenössischen Uhrgehäusen, was daran liegen könnte, dass Humbert gelernter Uhrmacher war. 1852 schied John Moffat aus dem Unternehmen aus. 1853 wurde auch Humbert abberufen, da der Kongress ein Jahr zuvor beschlossen hatte, eine eigene Münzstätte in San Francisco zu eröffnen.

Doch deren Inbetriebnahme verzögerte sich. Und das nutzte ein ehemaliger Angestellter von Moffat, um als Kelogg & Co. immerhin noch bis 1855 Goldmünzen zu prägen (Losnummer 802), während die offizielle Münzstätte schon staatliche Goldmünzen lieferte.

Eine kleine Fußnote zum kalifornischen Goldrausch ist die Münzprägung der Mormonen, die ebenfalls mit kalifornischem Gold bestritten wurde. Mitglieder dieser Religionsgemeinschaft hatten in Kalifornien gegraben, und ihr Gold mit nach Salt Lake City gebracht. Daraus wurde eine äußerst seltene Münzemission initiiert, die mormonische Symbole wie zum Beispiel die dreispitzige phyrgische Mütze des Priesters über dem allsehenden Auge Gottes zeigt (Losnummer 814 und 815).

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Pikes Peak

Relativ unbekannt außerhalb der Vereinigten Staaten ist der Goldrausch von Pike’s Peak im Jahr 1858, der immerhin zur Gründung von Colorado drei Jahre später und zur Einrichtung der heute noch tätigen US-Münzstätte in Denver führte. Geschätzte 100.000 Goldsucher eilten in die südlichen Rocky Mountains, um dort ihr Glück zu machen. Allein das nach den reichen Vorkommen des letzten Goldrauschs California Gulch (Kalifornienschlucht) benannte Gebiet erbrachte Gold mit Wert von 8 Millionen Dollar. Doch nur wenige wurden damit reich.

Die „59er“, also diejenigen, die zuerst gekommen waren, hatten schnell die oberflächlichen Lager ausgebeutet. Und für den systematischen Bergbau fehlte den meisten zu spät gekommenen Glücksrittern das Kapital, die Ausrüstung und die Geduld. Nur wenige Männer blieben. Sie ergruben die reichen unterirdischen Goldvorkommen, die sogar heute noch von mehreren international tätigen Minengesellschaften ausgebeutet werden.

Und wieder passierte, was wir aus North Carolina, Georgia und Kalifornien kennen. Auch in Pikes Peak gab es mehr Gold als Zahlungsmittel, so dass sich schnell eine private Firma fand, die Münzen im Wert von $ 2,50, $ 5, $ 10 und $ 20 herausgab. Es handelte sich um Clark, Gruber & Co. Bank & Mint. Dieses Unternehmen hatte im Jahr 1860 die Brüder Austin M. und Milton E. Clark ins Leben gerufen, die ihr Vermögen mit dem Verkauf von Gebrauchsartikeln und Lebensmitteln an Goldsucher gemacht hatten. Sie zeigen auf einigen ihrer Münzen das Wahrzeichen des Goldrauschs, den Pikes Peak (Losnummer 797) bzw. nehmen die Stücke wieder auf, die Moffat zehn Jahre zuvor herausgegeben hatte (Losnummer 798). Clark, Gruber & Co. prägten bis 1863, als das US Treasury ihren Betrieb aufkaufte.

Bis heute zeugen die Münzstätten von Denver und San Francisco vom Erbe der Goldsucher. Und die privaten Münzen, die in der Epoche zwischen 1831 und 1863 herausgegeben wurde, sind ein numismatisches Zeugnis für eine der interessantesten Phasen der amerikanischen Geschichte.

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Losnummer 811



USA / NORTH CAROLINA. 1 Dollar o. J. (1831-1834). CAROLINA GOLD.
Ausgegeben von Christopher Bechtler. Fb. 7.
Sehr selten.
Schätzung 10.000 Euro
 


Losnummer 812



USA / NORTH CAROLINA. 2 1/2 Dollars o. J. (1834-1837). CAROLINA GOLD.
Ausgegeben von Christopher Bechtler. Fb. 8.
Sehr selten.
Schätzung 7.500 Euro.
 


Losnummer 796



USA / GEORGIA. 5 Dollars o. J. (1834-1837). GEORGIA GOLD.
Ausgegeben von Christopher Bechtler. Fb. 9.
Selten.
Schätzung 5.000 Euro.
 


Losnummer 807



USA / CALIFORNIA. 5 Dollars 1849. CALIFORNIA GOLD.
Ausgegeben von Norris, Grieg & Norris, San Francisco. Fb. 60.
Sehr selten. Schätzung 10.000 Euro.
 


Losnummer 804



USA / CALIFORNIA. 5 Dollars 1850. CALIFORNIA GOLD.
Ausgegeben von Moffat & Co., San Francisco. Fb. 49.
Selten.
Schätzung 3.500 Euro.
 


Losnummer 805



USA / CALIFORNIA. 10 Dollars 1849. CALIFORNIA GOLD.
Ausgegeben von Moffat & Co., San Francisco. Fb. 50.
Selten. Schätzung 2.000 Euro.
 


Losnummer 806



USA / CALIFORNIA. 20 Dollars 1853. SAN FRANCISCO CALIFORNIA.
Ausgegeben von Moffat & Co., San Francisco. Fb. 51.
Sehr selten
Schätzung 12.500 Euro.
 


Losnummer 803



USA / CALIFORNIA. 10 Dollars o. J. (1849). CALIFORNIA.
Ausgegeben von der Miners Bank, San Francisco. Fb. 48.
Sehr selten
Schätzung 20.000 Euro.
 


Losnummer 800



USA / CALIFORNIA. 50 Dollars oktogonal 1851.
Assayer of Gold, Augustus Humbert, San Francisco. Fb. 36.
Sehr selten.
Schätzung 15.000 Euro.
 


Losnummer 801



USA / CALIFORNIA. 10 Dollars 1852.
Assayer of Gold, Augustus Humbert, San Francisco.
Fb. 33.
Selten.
Schätzung 2.500 Euro.
 


Losnummer 802



USA / CALIFORNIA. 20 Dollars 1854. SAN FRANCISCO CALIFORNIA.
Ausgegeben von Kelogg & Co., San Francisco. Fb. 37.
Selten.
Schätzung 5.000 Euro.
 


Losnummer 814



USA / UTAH. 5 Dollars 1849. TO THE LORD HOLINESS.
Ausgegeben von The Mormons, Salt Lake City. Fb. 56.
Sehr selten.
Schätzung 10.000 Euro.
 


Losnummer 815



USA / UTAH. 5 Dollars 1860. DESERET ASSAY OFFICE PURE GOLD.
Ausgegeben von The Mormons, Salt Lake City. Fb. 59.
Äußerst selten.
Schätzung 35.000 Euro.
 


Losnummer 797



Losnummer 797 USA / COLORADO. 10 Dollars 1860. PIKES PEAK GOLD.
Ausgegeben von Clark, Gruber & Co., Denver. Fb. 19.
Sehr selten.
Schätzung 20.000 Euro.
 


Losnummer 798



USA / COLORADO. 5 Dollars 1860. PIKES PEAK GOLD.
Ausgegeben von Clark, Gruber & Co., Denver. Fb. 22.
Schätzung 2.000 Euro.