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Der Held des Zweiten Unabhängigkeitskriegs

14. January 2017


Wenn der Kongress der Vereinigten Staaten eine ganz besondere Ehre aussprechen will, dann verleiht er die Congressional Gold Medal. Er tut dies seit 1776, als er General George Washington damit ehrte. Seitdem haben viele bedeutende Militärs und Zivilisten diese Medaille erhalten. Unter ihnen waren Neil Armstrong, Winston Churchill, Walt Disney, Thomas Edison, George Gershwin, Ulysses Grant, Martin Luther King, Charles Lindbergh, John Pershing, Frank Sinatra, Mutter Theresa, John Wayne und die Gebrüder Wright. Zu ihnen gehört auch Alexander Macomb, den seine Zeitgenossen als den Helden von Plattsburgh verehrten.

Alexander Macomb. Ölgemälde von Thomas Sully.

Alexander Macomb

Alexander Macomb (1782-1841) schlug bereits mit 16 Jahren die Offizierslaufbahn ein. Er sammelte einige praktische Erfahrungen, ehe er als einer der ersten Studenten an der Militärakademie von West Point studierte. Nach seinem Abschluss überwachte er fünf Jahre lang die Befestigungsanlagen an den Küsten von North Carolina, South Carolina und Georgia. Er tat dies, bis der so genannte Zweite Unabhängigkeitskrieg ausbrach.

Der Zweite Unabhängigkeitskrieg

Um den Grund für den so genannten Zweiten Unabhängigkeitskrieg zu erfahren, muss man nach Europa zurückgehen. Dort kämpfte Großbritannien gerade gegen Napoleon. Um Frankreich in die Knie zu zwingen, hatte die Seemacht die sogenannte Kontinentalsperre verhängt. Um zu verhindern, dass französische Schiffe amerikanischen Häfen anliefen, überwachte die britische Flotte die amerikanische Küste und nahm sich die Freiheit, alle Schiffe zu kontrollieren, was nicht immer friedlich abging. Bei der Durchsuchung der USS Chesapeake wurden 21 Matrosen getötet, verwundet oder verschleppt.

Und das war der nächste Streitpunkt zwischen den Briten und den Amerikanern. Die Royal Navy zwang amerikanische Matrosen, in der britischen Marine Dienst zu tun. So sollen zum Beispiel 22 der 663 Mann Besatzung auf Nelsons Victory amerikanische Bürger gewesen sein.

Nimmt man noch dazu, dass einige amerikanische Politiker in der momentanen Schwächung Großbritanniens eine hervorragende Gelegenheit sahen, Kanada zu erobern, wundert es nicht, dass Präsident James Madison dem Vereinigten Königreich am 1. Juni 1812 den Krieg erklärte.

Britische Truppen brennen Washington nieder. Holzstich 1876.

Die Schlacht von Plattsburgh

Die Amerikaner hatten sich ein bisschen zu selbstgefällig auf die militärische Überlegenheit ihrer Landmacht verlassen. 5.000 Briten waren in Kanada stationiert. Ihnen standen 35.000 amerikanische Soldaten gegenüber, die zusätzlich noch Milizkräfte aufbieten konnten. Damit hätte die Sache klar sein sollen, aber die US-Streitkräfte verfügten über zu wenig professionelle Offiziere. Die Truppen waren miserabel ausgebildet und die Milizen eher ein Hindernis als eine Hilfe. Darüber hinaus unterstützten viele Indianerstämme die Briten, so zum Beispiel die Shawnee unter ihrem Kriegshäuptling Tecumseh.

Kurz und gut, der Einfall der Amerikaner auf kanadischem Territorium scheiterte, und das gleich dreimal. 1814 gelang es den Briten sogar, bei einem Vergeltungsschlag die Hauptstadt Washington niederzubrennen. Das Kapitol wurde zerstört, das weiße Haus beschädigt, und Präsident Madison musste mit seiner Regierung flüchten.

The Battle of Plattsburgh.

Die Lage sah also nicht rosig aus, vor allem als Napoleon 1814 abdankte und britische Kräfte frei wurden. Generalgouverneur George Prevost wurde mit 11.000 Mann nach Amerika geschickt. Er plante einen Vorstoß nach New York, bei dem ihn eine Flotte auf dem Lake Champlain unterstützen sollte. Dort liegt die Stadt Plattsburgh, deren Verteidigung Alexander Macomb anvertraut war. Ihm standen 1.500 Mann zur Verfügung. Eine etwa ebenso große Menge an Milizen war derart schlecht ausgebildet, dass ihr Kommandant sie lediglich für Befestigungsarbeiten einsetzte.

Macomb agierte geschickt, hielt durch kleine Scharmützel und schnell erbaute Befestigungsanlagen den Vormarsch Prevosts auf. Als durch dessen Unentschlossenheit auch noch die britische Flotte auf dem See zerstört wurde, befahl er den Rückzug – gegen den Willen seiner Offiziere.

Die Unterzeichnung des Friedens von Gent. Ölgemälde von Amédée Forestier. Smithonian American Art Museum.

Der Frieden von Gent

Schon Mitte des Jahres 1814, als Washington noch nicht zerstört, die Schlacht von Plattsburgh noch nicht geschlagen war, hatten beide Kriegsparteien eigentlich genug vom Krieg und trafen sich auf Vermittlung Russlands im belgischen Gent. Das Scheitern der britischen Offensive bei Plattsburgh dürfte für die amerikanischen Unterhändler ein wesentliches Argument gewesen sein, den Status quo vor dem Krieg durchsetzen zu können. Am 24. Dezember 1814 wurde der Friedensvertrag unterzeichnet.

Die Kriegsgründe hatten sich auch erledigt: Die Kontinentalsperre war aufgehoben, Zwangsrekrutierungen nicht mehr notwendig und die Indianerstämme durch den Krieg derart geschwächt, dass man halt nicht Kanada, sondern ihr Territorium annektierte. Die USA betrachteten sich als Sieger in ihrem Zweiten Unabhängigkeitskrieg. Und Alexander Macomb war ihr Held.

Berlin-Auktion 285, Los 214: US-Congressional Gold Medal für Alexander Macomb. Loubat, Medallic History USA Nr. 45, Tf. XLVI. Unikum, von Präsident Madison persönlich dem Geehrten überreicht. Schätzung: 150.000 Euro

Das Schicksal des Helden

Ihm wurde mit einer Resolution vom 3. November 1814 die Goldmedaille von Präsident James Madison persönlich überreicht. Er war einer von nur 27 Männern, die für ihre Leistungen im Zweiten Unabhängigkeitskrieg so ausgezeichnet wurden.

Die vom Stempelschneider Moritz Fürst, einem in Preßburg geborenen Juden, angefertigte Medaille zeigt auf der Vorderseite das Porträt von Alexander Macomb in Uniform mit seinem militärischen Titel, auf der Rückseite die entscheidende Seeschlacht sowie kämpfende Landtruppen im Vordergrund.

Die Medaille stammt aus dem Familienbesitz der direkten Nachkommen Macombs. Susan Watts Macomb (1849-1928), direkte Enkelin des Helden von Plattsburgh brachte sie durch ihre Heirat in den Besitz der Adelsfamilie Grand d’Hauteville.

Und Alexander Macomb? Der wurde von John Quincy Adams am 29. Mai 1828 zum obersten militärischen Kommandanten der amerikanischen Armee befördert. In dieser Funktion reformierte er die Armee. Mit Solderhöhungen ging er gegen das verbreitete Übel der Desertationen an. Er installierte ein Fürsorgesystem für Witwen und Waisen der gefallenen Offiziere. Außerdem etablierte er ein Pensionierungssystem für Offiziere, um eine Überalterung zu vermeiden. Er starb in seinem Büro am 25. Juni 1841 und wurde in einem Ehrengrab auf dem Friedhof des Kongresses beigesetzt.

Die bei Künker angebotene Medaille ist ein hochrangiges historisches Zeugnis, das an einen der entscheidenden Momente der amerikanischen Geschichte erinnert.