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Die Treverer - Der Stamm, der Trier seinen Namen gab

07. September 2018 11:47


Als Caesar in Gallien einmarschierte, sah er sich einer großen Menge von kleinen Fürsten gegenüber, die lokal verwurzelt waren, über eine beeindruckende Heeresmacht verfügten, aber allein und ohne Verbündete keine ebenbürtigen Gegner für die römischen Legionen darstellten.

 

 

Die Rekonstruktion von Altenburg bietet ein hervorragendes Beispiel, wie man sich eine befestigte keltische Höhensiedlung vorstellen muss. Foto: Chris mz, CC-BY 3.0.

Ein Zentrum, in dem in keltischer Zeit viele solche Fürsten lebten, lag zwischen Maas, Mosel und Rhein, erstreckte sich also über den Hunsrück und die Eifel. Übertragen auf heutige Verwaltungseinheiten befindet sich dieses Gebiet in Luxemburg, im Saarland und im westlichen Rheinland. Wie sich die Menschen nannten, die dort siedelten, wissen wir nicht. Die Römer gaben ihnen den Namen Treveri. Die Archäologen gehen heute davon aus, dass sie autochthon waren, dass sich also ihre Kultur aus der späthallstadt- und frühlatènezeitlichen Hunsrück-Eifel-Kultur entwickelt hat.

 

Ein Blick auf die Ruinen des Oppidums Titelberg. Foto: Jean & Nathalie, CC-BY 2.0.

Über 50 Tempel und Kultstätten, dazu 200 Höhenbefestigungen sind im Gebiet der Treverer nachgewiesen, darunter der sehr gut erforschte südluxemburgische Titelberg. Dort befand sich ein Oppidum, eine dauernd besiedelte Befestigung mit Kaufleuten und Handwerkern. Kurz nach dem Beginn des 1. Jahrhunderts wurde der Titelberg zum Zentrum der Treverer. Hier wurde ein großer Teil des boomenden Handels abgewickelt.

 

Ein Mahlstein aus Basaltlava, genannt „Napoleonhut“. Foto: Hawobo, CC-BY 3.0.

In Chateau-Salins und Marsal, zwei kleinen Orten mitten im Dreieck zwischen Saarbrücken, Nancy und Metz gelegen, gab es reiche Salzvorkommen. Diese wurden ausgebeutet und deren Ertrag über den Rhein und die Mosel verschifft. Ein anderes wichtiges Produkt stammte aus den Lava- und Basaltbrüchen der Eifel. Aus dem dortigen Stein stellte man die besten Mahlsteine her, die in ganz Mitteleuropa begehrt waren. Man fand sie schon im 19. Jahrhundert so häufig in Grabungen, dass sie einen eigenen Spitznamen bekamen: „Napoleonhüte“. Von großer Bedeutung für die reibungslose Abwicklung des Handels war die natürliche Moselfurt, die bei günstigen Wetterverhältnissen in der Höhe des heutigen Trier überquert werden konnte. Es gab dort sicher bereits in der Bronzezeit eine kleine Siedlung, die allerdings an Bedeutung mit dem Titelberg nicht konkurrieren konnte.

 

Augenstater. Aus Sammlung Eberhard Link. Selten. Gutes sehr schön. Taxe: 600,- Euro. Aus Auktion Künker 312 (8. Oktober 2018), Nr. 1982.

Natürlich bedienten sich die Treverer jener griechischen Erfindung, die mit den keltischen Söldnern in ihr Land gekommen war. Ein Fülle von unterschiedlichen Münztypen werden mit den Treverern in Verbindung gebracht. Am bekanntesten dürften die so genannten Augenstatere sein, die auf der Vorderseite ein stilisiertes Auge zeigen. Das Gold dafür erhielten die Treverer aus den in Flüssen und Bächen angesammelten Seifen, die sie aus dem Gestein herauswuschen. 

 

Viertelstater „au triskèle“. Aus Sammlung Dr. W. R. Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 1.250,- Euro. Aus Auktion Künker 312 (8. Oktober 2018), Nr. 1904.

Ob dieser äußerst seltene, nur in elf Exemplaren bekannte Viertelstater tatsächlich zur Münzprägung der Treverer gehört, ist umstritten. Bemerkenswert ist die doppelte Darstellung der Triskelis, eines der ältesten Symbole Europas. Wir begreifen dessen Bedeutung nicht einmal annähernd. Vielleicht umschreibt es die Sonne als einen sich ewig wiederholenden Kreislauf.

 

Quinar Typ „Spitzmausnase“. Aus Sammlung Eugen Wankmüller und Dr. W. R. Wohl bestes bekanntes Exemplar. Fast vorzüglich. Taxe: 150,- Euro. Aus Auktion Künker 312 (8. Oktober 2018), Nr. 1903.

Entlang der Mosel werden diese Quinare gefunden, die gelegentlich als Typ „Spitzmausnase“ bezeichnet werden. Auch wenn das makedonische Vorbild der Philippstater schon längst vergessen war, erinnerten sich die Kelten noch Jahrhunderte später daran, dass eine Münze auf der Vorderseite einen Kopf, auf der Rückseite ein Pferd zu zeigen hatte.

 

Quinar. Aus Sammlung Eberhard Link. Sehr schön. Taxe: 125,- Euro. Aus Auktion Künker 312 (8. Oktober 2018), Nr. 1987.

Eine völlig eigenständige Komposition ist diese Darstellung, die ein hockendes Männlein zeigt, das einen Zweig hält. Darunter ist eine Schlange zu sehen. An welche lokale Überlieferung dieses Motiv anknüpft, wissen wir nicht.

 

Potin, Typ „torque et lance“. Aus Sammlung Dr. W. R. Seltene Rückseite. Gutes sehr schön. Taxe: 50,- Euro. Aus Auktion Künker 312 (8. Oktober 2018), Nr. 1860.


Potin, Typ „au cheval“. Aus Sammlung Dr. W. R. Wohl unpublizierte Variante. Sehr schön. Taxe: 150,- Euro. Aus Auktion Künker 312 (8. Oktober 2018), Nr. 1906.

Sehr selten sind die Potin-Münzen der Treverer. Dieses Stück ahmt einen wesentlich bekannteren Typ der Remi nach, was die Akzeptanz der Münze wohl erhöhte. Die Remi waren ein benachbarter Stamm, der in der Gegend um Reims siedelte.
Interessant ist das Stück vor allem wegen seiner guten Erhaltung. Es macht deutlich, dass der Krieger Bogen und Schild trägt und nicht wie andernorts beschrieben eine Lanze und einen Torques.

 

Bronze, Typ „J. Caesar Denar Crawf. 443/1“, unter Statthalter C. Carrina. Aus Sammlung Dr. W. R. Feine grasgrüne Patina. Vorzüglich. Taxe: 150,- Euro. Aus Auktion Künker 312 (8. Oktober 2018), Nr. 1907.

Hatten die Treverer zunächst die Invasion Caesars mit ihrer beeindruckenden Kavallerie unterstützt, war diese Politik nicht unumstritten. Caesar berichtet von zwei Parteien, die sich innerhalb der Treverer gebildet hatten. Die Männer um Cingetorix waren für Rom. Die Anhänger des Indutiomarus wollten dagegen selbstständig bleiben. 54 v. Chr. gelang es Cingetorix, kräftig unterstützt von Caesar und seinen Truppen, den Indutiomarus mit 200 seiner Gefolgsleute ins Exil zu treiben. Cingetorix wurde dadurch zum alleinigen Anführer der Treverer. Indutiomarus sammelte Verbündete unter den Eburonen, den Remi und einer Reihe von anderen Stämmen. Diese halfen ihm, ins Gebiet der Treverer zurückzukehren und nun seinerseits Cingetorix ins Exil zu treiben. Jetzt war Indutiomarus der alleinige Anführer und nutzte diese Position, um mit seiner ganzen Streitkraft die Truppen des Labienus in ihrem nahe gelegenen Lager zu umzingeln. Jeden Tag ritt Indutiomarus mit seinen Männern um das römische Lager. Labienus bereitete sich darauf vor, machte einen Ausfall, und tatsächlich gelang es, Indutiomarus zu töten. Damit brach der Widerstand erst einmal zusammen, Labienus konnte mit seinen Männern abziehen.

 

Augusta Treverorum. Modell des Römischen Trier ca. 360/370 n. Chr. im Rheinischen Landesmuseum Trier, gebaut von Joachim Woditsch. Foto: Stefan Kühn. CC-BY 3.0.

Doch sie ließen starke militärische Kräfte auf dem Trierer Petersberg zurück, um bei einem erneuten Aufstandsversuch der Treverer sofort reagieren zu können. 18/17 v. Chr. wurde nahe der Moselfurt eine feste Brücke gebaut, um es den Soldaten auch während der Schneeschmelze zu ermöglichen, bei Aufständen irgendwo im Land der Treverer sofort einzugreifen. Aus dieser kleinen Militärsiedlung mit der strategisch gut gelegenen Brücke entwickelte sich Trier, das seinen Namen nach dem Stamm trägt, den Caesar „befriedete“, Augusta Treverorum. 
Bei der Neuordnung Galliens unter Augustus im Jahr 22 v. Chr. kam Trier zur Gallia Belgica mit der Hauptstadt Reims. Doch Trier blühte und gedieh durch die wichtige Brücke auf der Route zwischen dem fruchtbaren gallischen Hinterland und der stark befestigten Rheingrenze, die ständig Nachschub benötigte. Trier entwickelte sich zu einem der wichtigsten Umschlagsplätze für Waren. Und irgendwann siedelten die Römer ihre Verwaltungsorgane nicht mehr in Reims an, sondern in Trier. Trier wurde zum Zentrum der Gallia Belgica, und als Diocletian seinerseits das Reich völlig neu einteilte, war völlig klar, dass nur Trier die Stadt sein konnte, in der einer der Tetrarchen sein Hauptquartier einrichten würde.

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