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Adolf von Schwarzenberg - Retter von Raab

18. January 2019 16:00


Am 16. Juni 1595 strömten die Wiener zum Platz Am Hof. Es gab eine Hinrichtung zu sehen. Graf Ferdinand von Hardegg wurde als einem kleinmütigen und eidbrüchigen Verräter zuerst die rechte Hand abgeschlagen, dann der Kopf. Und dabei hatte der Kaiser das Urteil schon abgemildert: Ursprünglich sollte der Graf erhängt und drei Tage am Galgen verbleiben! Ein schmählicher Tod für das Mitglied österreichischen Militäradels.

Hinrichtung des Grafen Ferdinand von Hardegg.

Der Verlust der Festung Raab
Was war der Grund, dass ein Angehöriger des niederösterreichischen Adels unter solchen Umständen zu Tode kam? Der Graf hatte die Festung Raab (heute ungarisch Györ) den Türken übergeben. Ein herber Rückschlag für die Habsburger im langen Türkenkrieg (1593-1606). Denn Raab galt als Schlüssel zum Heiligen Römischen Reich und war deshalb im Grenzverteidigungssystem von entscheidender Bedeutung. 

 

Matthias als Kaiser. Dukat 1612, Wien. Aus Auktion Künker 316 (31. Januar 2019), Nr. 618. Taxe: 2.000,- Euro.

Doch man darf es nicht verschweigen: Heute wissen wir, dass Graf Ferdinand von Hardegg militärisch gesehen im Recht war. Der unerfahrene neue niederösterreichische Statthalter und Oberkommandierende in Ungarn, Erzherzog Matthias, hatte ihm keinen Entsatz geschickt. Und selbst die Festung Raab, die mit hohen Kosten nach Plänen eines der besten Ingenieure der damaligen Zeit entworfen worden war, war nicht gemacht, um den Türken ewig standzuhalten. Sie sollte ein Heer lediglich ein paar Wochen aufhalten, damit die Hauptkräfte heranrücken konnten.

 

Silbermedaille von M. Sock, Kremnitz auf die Rückeroberung von Gran am 7. September 1595. Vs. Erzherzog Matthias mit Kommandostab n. r. reitend. Aus Auktion Künker 317 (5. Februar 2019), Nr. 1689. Taxe: 500,- Euro.

Erzherzog Matthias hatte dies unterlassen und war damit der eigentliche Schuldige an dem Desaster. Wahrscheinlich war es akuter Geldmangel, der das Aufstellen eines Entsatzheeres verhindert hatte. Schon 1576 hatten alleine die Besoldungskosten der auf den Festungen stationierten Truppen fast 1,7 Mio. Gulden pro Jahr betragen. Da blieb kein Spielraum, schnell ein zusätzliches Heer ins Feld zu werfen.
Hardegg hatte sich dieser finanziellen Notlage beugen müssen. Umso mehr drängte Erzherzog Matthias darauf, ihn als Sündenbock hinzurichten, damit an der Effektivität der Grenzverteidigung keine Zweifel aufkamen. Denn die Rolle des Habsburger Kaisers als Vorkämpfer der katholischen Christenheit im Krieg gegen die türkischen Heiden war bares Geld wert. Die Habsburger finanzierten einen Teil ihrer Militärmacht mittels der Türkenhilfe, die von den Reichsständen und der Reichsritterschaft bezahlt wurde. Und da konnte man nun wirklich keine Diskussion über eine sinnvolle Verwendung der Mittel brauchen. Da bestrafte man viel lieber einen protestantischen(!) Grafen und bereitete die publikumswirksame Rückeroberung vor.

 

Adolf von Schwarzenberg (*1551, +1600), Kupferstich nach Dominicus Custos.

Das Kommando übergab man einem bekannten Militär, Adolf von Schwarzenberg. Der stramme Katholik hatte bereits unter dem spanischen Herrscher Philipp II. im 80jährigen Krieg erste Lorbeeren verdient. Dann kämpfte er für die katholische Liga in Frankreich gegen die Hugenotten.
1594 war Adolf von Schwarzenberg ohne festes Engagement. Deshalb machte er sich mit 2.000 wallonischen Reitern nach Ungarn auf. Seine Rechnung ging auf. Erzherzog Matthias konnte ihn und seine Männer bestens für die Rückeroberung Grans brauchen.

 

Silbermedaille von V. Maler auf die Rückeroberung der Festung Raab am 29. März 1598. Aus Auktion Künker 316 (31. Januar 2019), Nr. 525. Taxe: 1.000,- Euro.

1598 kam Schwarzenbergs große Chance. Spione hatten in Erfahrung gebracht, dass die Festung Raab für den 29. März eine Lieferung an Nachschub erwartete. Schwarzenberg schickte fünf von seinen eigenen Leuten - fließend Türkisch sprechende, als Türken verkleidete Husaren, die der Wache weißmachten, sie brächten das erwartete Material. Die Zugbrücke wurde heruntergelassen, eine hölzerne Petarde gezündet und damit das Tor aufgesprengt. So konnte Schwarzenberg seine 5.000 Mann in die Festung führen und diese erobern. Innerhalb von zwölf Stunden hatten die österreichischen Truppen 2.000 Türken getötet, weitere Tausend gefangen genommen und - für den weiteren Erfolg fast noch wichtiger - 185 Kanonen erbeutet.

 

Dreieckige, goldene Klippe im Gewicht zu anderthalb Dukaten 1598 auf die Rückeroberung der Festung Raab. Aus Auktion Künker 316 (31. Januar 2019), Nr. 527. Taxe: 10.000,- Euro.

Die Belohnung, die Adolf von Schwarzenberg von Rudolf II. erhielt, war wahrlich kaiserlich. Er wurde in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben, bekam die südmährische Stadt Auspitz und eine erhebliche Summe Geld. 

 

Johann Nepomuk von Schwarzenberg, 1782-1789. 10 Dukaten 1783, Wien. Aus Auktion Künker 316 (31. Januar 2019), Nr. 561. Taxe: 25.000,- Euro - mit Ausschnitt Wappen: Rabe hackt abgeschlagenem Türkenkopf die Augen aus. Dazu verlieh ihm Rudolf II. ein ausdrucksstarkes Wappen: Einen Raben, der auf einem abgeschlagenen Türkenkopf sitzt, und diesem die Augen aushackt.

 

Raaber Kreuz bei St. Bernhard-Frauenhofen / Niederösterreich. Foto: Duke of W4 - cc-by 3.0 Austria.

Und er befahl, im ganzen Lande die vernachlässigten und von „bosshaftigen Leuthen und Bildstürmern“ niedergerissenen Kreuze wieder aufrichten zu lassen, um sie mit folgender Inschrift zu versehen: Sag Gott dem Herrn Lob und Dank / dass Raab wieder kommen in der Christen Hand / den Neunundzwanzigsten Martii im 1598 - Jahr.

Doch auch Schwarzenberg wurde ein Opfer der Habsburger Finanzknappheit. Die Festungsbesatzung von Pápa im ungarischen Komitat Veszprém hatte seit Monaten keinen Sold erhalten und drohte deshalb die Stadt den Türken zu übergeben. Adolf von Schwarzenberg versuchte, dies zu verhindern, und wurde dabei von einem Meuterer erschossen.

Feldherrnhalle im Heereskundlichen Museum / Wien. Foto von 1860.

Sein Andenken wurde in hohen Ehren gehalten. Kaiser Franz Joseph I. nahm ihn 1863 in die Liste der „berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ auf und ließ ihm eine Statue in der Feldherrnhalle des damaligen Wiener Arsenalmuseums, heute Heeresgeschichtliches Museum, errichten. Und in Györ erbaute man dem österreichischen General im 19. Jahrhundert ein Denkmal, zu dem einmal im Jahr, am Tag der Befreiung von den Türken, ein Festzug von der Kathedrale zog, um den Sieger von Raab zu feiern.