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Glanzstücke der Sammlung "Der geprägte Glanz der Welfen" (Auktion 361)

17. March 2022 11:17


Mit den Porträts der Herzöge lässt unser Katalog 361 im Rahmen unserer Frühjahrs-Auktionen eine einzigartige Porträtgalerie der bedeutenden Fürsten dieser Dynastie vor unseren Augen entstehen.

Erwähnt sei etwa das Hüftbildnis des bedeutenden Wolfenbüttler Renaissanceherzogs Julius (1568-1589) im Harnisch mit Streitaxt auf einem extrem seltenen eineinhalbfachen Reichstaler (Losnummer 57: 12.500 Euro).

Ähnlich dargestellt ist sein unfähiger und regierungsunwilliger Enkel, Herzog Friedrich Ulrich (Fürst von  1613-1634): Auf der Vorderseite eines Zehndukatenstückes (Losnummer 95: 50.000 Euro) ist er ebenfalls im Harnisch, abe mit Feldherrnstab und Helm wiedergegeben. Eine lange Serie von Prägungen zeigt Porträts Herzog Anton Ulrichs (Fürst von1667-1714) mit Allonge-Perücke. Er regierte seit 1667 an der Seite seines älteren Brudes, der sich mehr seiner Jagdleidenschaft als der Politik widmete, bis ihm 1704 nach dessen Tod die Alleinherrschaft zufiel. Anton Ulrich ist einer der bedeutendsten Welfenherrscher,  der sich Ludwig XIV. zum Vorbild genommen hatte, dessen Bildersammlung den Grundstock des nach ihm benannten Braunschweiger Museums bildet und der einer der bedeutendsten deutschen Dichter des Barocks war. 

Besonders imposant ist er auf einer fast 60 mm großen Goldmedaille präsentiert, die ihm die Stadt Braunschweig zum 75. Geburtstag widmete. Sie wiegt fast 174 g, was 50 Dukaten bzw. mehr als 5 ½ Unzen Gold entspricht. Sie ist auf 20.000 Euro geschätzt (Losnummer 206).

Ein prachtvolles Zweidukatenstück, das in einem solchen Erhaltungszustand kaum zu finden ist (Losnummer 512: 10.000 Euro), zeigt Herzog Ernst August I., der zunächst nur Bischof des Hochstifts Osnabrück war, dann die Herrschaft des Fürstentums Braunschweig-Calenberg-Hannover übernehmen und 1692 für diese Linie der Welfen die Kurwürde gewinnen konnte. Auf der Rückseite des Goldstücks ist deshalb sein Wappen mit dem Kurhut bekrönt.

 

Mit nur 400 Euro recht niedrig geschätzt sind sehr schöne Medaillen, die das Porträt von Ernst Augusts Gattin, Sophia von der Pfalz, zeigen (Losnummer 554 und 555). Völlig unerwartet brachte Sophia, die eine Gartenliebhaberin war und den Herrenhausener Schlossgarten ausgestaltete, den hannoveranischen Welfen die englische Krone ein. Sophias Mutter war nämlich die Tochter des Stuartkönigs Jakobs I. von England. Eine ganze Reihe von Münzen und Medaillen dieser Sammlung feiern den Regierungsantritt von Sophias Sohn Georg im Jahre 1714.

 

Viele extrem schöne Silbermedaillen (Losnummen 647, 649-652) sind wiederum sehr niedrig angesetzt.

Für eine spektakuläre Goldmedaille im Wert von 50 Dukaten (Losnummer 648) ist mit Recht ein Schätzpreis von 25.000 Euro angesetzt: Sie zeigt auf ihrer Vorderseite das Portrait von König Georg I. von England, Großbritannien, Frankreich und Irland, auf der Rückseite seinen Empfang in England durch drei weibliche Personifikationen: Die Religion führt ihn heran, die Freiheit mit der Freiheitsmütze auf einer Stange bekränzt ihn. Britannia, die auf einem toten Drachen kniet, überreicht ihm Krone und Zepter, hinter ihr steht der britische Löwe mit dem englischen Wappenschild. Georg wird auf der Münze als Hüter von Religion und Freiheit bezeichnet. Dem englischen Parlament kam es in diese Zeit bersonders darauf an, dass die protestantische Religion nicht von einem katholischen Herrscher angegriffen oder gar beseitigt würde.

Neben den Herrscherporträts der Welfen fordern auch ihre ständig sich ändernden Wappen zu einer intensiven Beschäftigung heraus. Es ist nicht immer ganz leicht, die sich ständig verändernden Herrschaftsbezirke, die von diesen Wappen repräsentiert werden, genau zu identifizieren. Ähnliche Ansprüche an den Betrachter der Münzen stellen die vielen Bild-Allegorien und die Wahlsprüche (Devisen) der Welfenfürsten, die dazu einladen, dem Selbstverständnis dieser Herrscher nachzuspüren und sich auf das Abenteuer ‹Geschichte› einzulassen.

  

Zu den Bildern, die immer wieder vorkommen, gehören die Wilden Männer, die vor allem mit dem Bergbau der Welfen im Harz zu verbinden sind (vgl. etwa Losnummer 40-41, 69, 165). Ein großer Teil der Silbermünzen der Welfenherzöge stammt nämlich aus den Bergwerken des Harz.

Auf einem doppelten Reichstaler, der unter Herzog Julius im Jahre 1587 geprägt wurde und von dem bisher nur 4 Exemplare bekannt geworden sind – er ist deshalb auf 10.000 Euro geschätzt –, ist ein Wilder Mann mit dem Welfenross, das sich nach dem Naturgeist umblickt, verbunden (Losnummer 56).

 

Auf der Rückseite eines anderen zweifachen Reichstalers (Losnummer 185; Schätzung 7.500 Euro) galoppiert das Welfenross auf einer Rennbahn. Im Jahre 1622 wurde eine Goldmedaille im Wert von 6 Dukaten auf den sechszigsten Geburtstag von Herzog Augustus Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürst von 1714-1731) emittiert. Sie zeigt wie das Sachsenross auf eine Zielmarkierung zuläuft, die das ‹Heil des Volkes› in Gestalt einer Frau darstellt. Kommentiert wird das Münzbild mit der lateinischen Devise METAE PERDUCTUS AMORE (Dem Ziel zugeführt durch seine Liebe). Gemeint ist natürlich die Liebe zum Volk (Losnummer 247; Schätzung.1.500 Euro).

 

Auf einer Silbermedaille (Losnummer 207; 400 Euro) rast dieses Pferd am Meeresufer vorbei und wird von Gottes Hand, die aus den Wolken hervorkommt, am Zügel geführt. Meist aber ist es in fliegendem Galopp gezeigt (vgl. z. B. Losnummer 238; Schätzung: 750 Euro).

Eineseits ist es schade, dass eine solch großartige Sammlung aufgelöst wird. Andererseits aber müssen andere Sammler die Chance erhalten, ihre Sammlungen zu ergänzen und zu erweitern und bei ihrem Umgang mit der Geschichte der Welfen ganz neue Akzente zu setzen.

Nur so bleibt Geschichte erfahrbar, nur so bleibt die Freude am Sammeln erhalten. Indem die Sammlung von uns durch einen prachtvollen Katalog mit besten Bildern dokumentiert wurde, lebt diese Sammlung weiter und bleiben ihr Umfang und ihre besondere Komposition erhalten.