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Portugalöser: Ein genauer Blick auf Brandenburgs goldene Prunkmünzen

02. June 2022


Die brandenburg-preußische Numismatik strotz geradezu vor Raritäten, bei denen Sammler leuchtende Augen bekommen. Doch selbst unter diesen Kostbarkeiten stechen die brandenburgischen Portugalöser hervor. Gleich zwei dieser hochgradig seltenen Großgoldmünzen im Gewicht von 10 Dukaten bieten wir im Rahmen unserer Sommer-Auktionen in Katalog 369 an. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Münzen und das, was Sie uns verraten. Beginnen wir mit einer kurzen Einführung darüber, was es überhaupt mit den Portugalösern auf sich hat.

Wie der Portugalöser von Portugal nach Brandenburg kam.

Am Anfang dieser Geschichte steht eine simple Tatsache: Im ausgehenden Mittelalter gab es kaum Gold in Europa, da es schlicht keine ergiebigen Vorkommen auf dem Kontinent gab. Die große Nachfrage nach dem Edelmetall machte sich Portugal zunutze, denn die Seefahrernation hatte hervorragende Handelskontakte ins goldreiche Afrika. Lissabon entwickelte sich um 1500 zu einem zentralen Goldumschlagsplatz. Die Portugiesen prägten ab 1499 große goldene Handelsmünzen im Wert von 10 Cruzados, was ziemlich genau 10 Dukaten entsprach – die Portuguez. Diese wurden bald in den verschiedensten Teilen der Welt akzeptiert. So auch in Nordeuropa, wo die Münze in den wohlhabenden Kaufmannstädten in Norddeutschland und den Niederlanden gern genommen und bald auch nachgeprägt wurden. Diese nachgeprägten Münzen nannte man im Heiligen Römischen Reich Portugaleser, was eigentlich nichts anderes als „Portugiesen“ bedeutet.

Der Portugalöser etablierte sich und hieß auch dann noch so, als das Gold längst nicht mehr aus Portugal kam. Besonders häufig war dieser Münztyp dabei nie. Immerhin entsprach der Wert einer solchen Münze dem, was ein Hamburger Maurergeselle in 108 Tagen verdiente. Er diente von vornherein mehr dem Fernhandel oder wertvolles Geschenk.

Fürsten in Nordeuropa, die etwas auf sich hielten und repräsentative Geschenke verteilen wollten, prägten ebenfalls ab und an Portugalöser – so auch die Hohenzollern in Brandenburg. Dort kam es allerdings nur zu wenigen Ausgaben: Lediglich drei verschiedene brandenburgische Portugalöser im vollen Gewicht von 10 Dukaten aus dem 16. Jahrhundert sind heute bekannt. Um so beeindruckender: Gleich zwei davon bietet Künker in Auktion 369 aus der Haussammlung der Berliner Sparkasse an. Werfen wir einen genaueren Blick auf diese Raritäten, denn es gibt einiges zu entdecken.

Joachim II. Portugalöser zu 10 Dukaten, 1570, Berlin. 35,21 g. Aus Auktion Adolph Hess 253 (1983), Nr. 351 (ehemals aus dem Herzoglichen Kabinett Gotha). Von allergrößter Seltenheit. Sehr schön. Taxe: 200.000,- Euro. Aus Auktion Künker 369 (20. Juni 2022), Nr. 504

Joachim II. und der erste brandenburgische Portugalöser

Kurfürst Joachim II. prägte 1570 den ersten Brandenburger Löser überhaupt. Man sieht ihm die portugiesischen Wurzeln an: Auf der Rückseite prangt unübersehbar das Kreuz des portugiesischen Christusordens, das sich bereits auf dem ersten Portugalöser von 1499 fand. Sein Auftraggeber, König Manuel von Portugal, war nämlich Großmeister dieses Ritterordens. Dieses Kreuz war das Erkennungsmerkmal dieses Münztyps, der von Händlern in vielen Teilen der Erde akzeptiert wurde. Auf der anderen Seite der Münze sehen wir das brandenburgische Wappen.

Eine folgenschwere Titulatur

Die Umschrift ist in zwei konzentrischen Kreisen angeordnet. In ihr versteckt sich eine historisch spannende Titulatur: Joachim II. wird als „Dux Prussie“, als Herzog von Preußen, bezeichnet. Eigentlich hatte eine fränkische Linie der Hohenzollern aus dem Hause Brandenburg-Ansbach diesen Titel inne. Denn 1525 hatte der letzte Deutschordensgroßmeister aus eben jener Dynastie das Ordensland in ein weltliches Herzogtum umgewandelt, in dem er und seine Nachfahren herrschten. Doch Joachim II. erreichte 1596 beim polnischen König als oberstem Lehensherrn von Preußen eine erbliche Mitbelehnung. Das machte ihn zwar nicht zum regierenden Herzog, sollte sich aber langfristig auszahlen. Er legte so den Grundstein für die Zusammenführung von Brandenburg und Preußen durch einen seiner Nachkommen im Jahr 1618 und für die Gründung des Königreichs Preußen. Wir haben mit diesem Portugalöser wahrscheinlich die Münze vor uns, auf der zum allerersten Mal die Herrschaft Preußen auf einer brandenburgischen Münze genannt wird. Wahrscheinlich war eben diese Mitbelehnung der Anlass für die Ausgabe des Portugalösers.

Eine imposante Gestalt: Portrait von Joachim II., genannt Hektor, gemalt von Lukas Cranach d. J, um 1570. Zu sehen ist dieses Gemälde heute im Jagdschloss Grunewald (Berlin).

Durch einen ungewöhnlichen Zufall wissen wir sogar noch mehr über die Entstehung dieses Portugalösers: Joachim II. soll seinem Münzmeister Lipman eine schwere goldene Kette übergeben haben, um diese einschmelzen zu lassen und die Portugalöser daraus zu prägen. Es ist überliefert, dass er am Abend vor seinem Tod jedem Gast auf Schloss Köpenick eines der wertvollen Stücke schenkte. Die Henkelspur verrät uns, dass der Portugalöser einst sichtbar an der Kleidung oder um den Hals getragen wurde, was bei solchen Donativen üblich war.

Nur zwei Exemplare haben bis heute überlebt. Eines davon liegt im Berliner Münzkabinett. Künker bietet das einzige Stück an, das auf dem freien Markt zu haben ist.

Johann Georg I. Portugalöser zu 10 Dukaten, 1584, Berlin. 35,30 g. Aus Auktion Adolph Hess 253 (1983), Nr. 353 (ehemals aus dem Herzoglichen Kabinett Gotha). Unikum. Vorzüglich. Taxe: 250,000,- Euro. Aus Auktion Künker 369 (20. Juni 2022), Nr. 505

Johann Georg und der zweite brandenburgische Portugalöser

Der Portugalöser zu 10 Dukaten von 1584 ist ein Unikum, das im März 1999 Auktionsgeschichte schrieb: Künker erzielte damit den Rekord für die bis dahin teuerste je verkaufte deutsche Münze.

Es handelt sich um die zweite bisher bekannte Portugalöser-Emission Brandenburgs. Verantwortlich zeichnete Kurfürst Johann Georg, Sohn des eben erwähnten Joachims II. Wir sehen Johann Georg auf der Vorderseite. Der detailverliebte gestaltete Prunkharnisch zeigt den Namenspatron des Kurfürsten, den heiligen Georg als Drachentöter hoch zu Ross. Der Kurfürst hat eine Hand machtbewusst am Griff seines Schwertes. In der anderen Hand hält er ein Zepter. Es ist nicht irgendein beliebiges Zepter, sondern das Reichszepter, das Symbol der brandenburgischen Kurwürde. Seit sich 1521 erstmals ein brandenburgischer Kurfürst auf einer Münze darstellen ließ, ist es fester Bestandteil des Münzporträts. Der Markgraf von Brandenburg besaß nämlich als Erzkämmerer des Reiches das Privileg, bei der Kaiserkrönung das kaiserliche Zepter zu tragen.

Eine ungewöhnliche Form des Wappens

Um auf der Vorderseite Platz für das Porträt zu schaffen, kombinierte der Stempelschneider das für den Portugalöser typische portugiesische Kreuz mit dem brandenburgischen Wappen, das uns auf der Rückseite in ungewöhnlicher Form begegnet. Der vom Kurhut bekrönte Schild mit dem Reichszepter ist auf das portugiesische Kreuz aufgelegt, so dass das Reichszepter gleich zweimal auf dem Portugalöser erscheint. Im Hut erscheint das Prägejahr [15]87, ein ungewöhnlicher Ort für eine Jahresangabe. An den vier Kreuzenden ist jeweils ein Wappen montiert: Oben der Adler für die Mark Brandenburg, rechts der Greif für Pommern, unten das gevierteltes Schild des Geschlechts der Hohenzollern und links der Löwe, wie wir ihn aus dem Wappen der Besitzungen der Hohenzollern in Franken, etwa Ansbach, kennen.

Auch Johann Georg wurde vom großen Cranach d. J. portraitiert. Dieses Gemälde von 1564 hängt in Dresden.

Den Erlös dieser beiden Stücke lässt die Berliner Sparkasse genauso wie den Erlös der gesamten Haussammlung gesellschaftlichen und kulturellen Einrichtungen in Berlin zukommen. Ulrich Künker meint dazu: „Der Berliner Kunst und Kultur wünschen wir, dass die Mittel, die ihr zufließen, helfen, um die teilweise desaströsen Auswirkungen der Pandemie etwas zu mildern.“