Teaserbild
Trennline

Muhammad II., 1451-1481. Bronzegußmedaille o. J. (vor 1461) Hill 1202 (dort in Silber).

1451-1481: SULTAN MUHAMMAD II., DER EROBERER
TÜRKEI

Вернуться к списку
Занести в список-памятку

Номер лота 1509




Оценочная цена: 1 500.00 €
Присуждение: 3 000.00 €


Muhammad II. 1451-1481.
Bronzegußmedaille o. J. (vor 1461), unsigniert, im Auftrag von Jean Tricaudet. Brustbild l. mit Turban und ornamental verziertem Kaftan//Drei Adlerköpfe im Kreis, umher Umschrift in gotischen Lettern. 84,50 mm; 143,61 g.
Hill 1202 (dort in Silber).

Von größter Seltenheit. Späterer Guß. Felder leicht geglättet, vorzüglich

Exemplar der Auktion Glendening & Co, November 1992, Nr. 481. Das Stück ist eines von vier bekannten Exemplaren.

Acht verschiedene Typen von Porträtmedaillen des Sultans Muhammad II. sind bekannt; darunter zwei mit dem jugendlichen Porträt des osmanischen Herrschers. Dabei handelt es sich einerseits um die sog. Tricaudet-Medaille, die nach ihrem auf der Rückseite genannten Auftraggeber benannt und in vier Exemplaren belegt ist (B-002), davon eines in Silber, und andererseits um eine Medaille eines unbekannten Stempelschneiders aus Venedig oder Ferrara, die um 1470 hergestellt worden ist (B-007). Hinzu kommt eine einseitige Bronzegußmedaille, die vermutlich als Vorbild für die "Tricaudet-Medaillen" gedient hat; gewissermaßen der neunte Typ der Porträtmedaillen Muhammads. Eine Abbildung findet sich bei Susan Spinale, "Reassessing the so-called "Tricaudet Medal" of Mehmed II", The Medal, Heft 42, 2003, S. 10, Fig. 9. Urheber und Produktionsort dieser historisch bedeutenden Medaille bleiben fraglich; als Medailleure kommen aufgrund stilistischer und logistischer Überlegungen Pietro da Milano und Francesco Laurana in Frage (vgl. dazu Spinale a. a. O. S. 11 f.). Die sog. Tricaudet-Medaillen weisen gegenüber dem einseitigen Bronzeguß einige Überarbeitungen an Gesicht und Kleidung auf, so dass nun letzterer als glaubwürdigeres Abbild des jugendlichen Aussehens des Sultans gilt.
Die übrigen Porträtmedaillen des Sultans zeigen ein älteres Porträt Muhammads II.; besondere Berühmtheit erlangten speziell vier Medaillen, die noch zu Lebzeiten bzw. kurz nach dem Tod des Sultans von den Medailleuren Costanzo da Ferrara (zwei Varianten eines Motivs; B-004; B-005), Gentile Bellini (B-006; B-006.01) und Bertoldo di Giovanni (B-003; B-003.01) hergestellt worden sind. Während die beiden erstgenannten nach Konstantinopel reisten und ihre Porträts des Sultans auf einer persönlichen Begegnung mit demselben beruhten, ist von Bertoldo di Giovanni kein Aufenthalt in der osmanischen Hauptstadt belegt. 
Jede einzelne der genannten Porträtmedaillen auf Sultan Muhammad II. ist bereits eine Seltenheit; eine vollständige Sammlung der bedeutendsten Stücke, wie sie hier vorliegt, ist einzigartig und von größter historischer Bedeutung. Hinzu kommen zwei später entstandene Exemplare, die an den Sultan und wichtige Ereignisse seiner Regentschaft erinnern (B-001; B-001.01).

Muhammad II. auch Mehmed II. genannt, wurde am 30. März 1432 in Edirne geboren und starb am 3. Mai 1481 in Gebze. Er regierte von 1444 bis 1446 und von 1451 bis zu seinem Tod. Als "der Eroberer" ging der siebte Sultan des Osmanischen Reiches in die Geschichte seines Landes ein. Im Jahr 1453 eroberte sein Heer Konstantinopel, kurz darauf verlegte Muhammad II. seinen Hof in die eroberte Stadt. Die Einnahme Konstantinopels, des christlichen "Ostroms", wurde in Europa als schockierende Zeitenwende wahrgenommen.

Die drei Adlerköpfe auf der Rückseite der Medaille symbolisieren möglicherweisedie Königreiche Asien, Griechenland und Trapezunt. Da letzteres 1461 von Muhammad II. erobert wurde, kann die Medaille erst in den Jahren danach entstanden sein. Vermutlich ist sie aber erst anläßlich des Todes Muhammads 1481 hergestellt worden. 
Das hier vorliegende Exemplar scheint direkt mit den in der Pariser Bibliothèque nationale de France vorhandenen Exemplaren "verwandt" zu sein, wie die gleiche Ausführung des Turbans und des Gewands sowie einige beim Abguß übernommene Unregelmäßigkeiten zeigen. Das vierte Exemplar, das in den Staatlichen Museen Berlin liegt, weicht in den Details von den ersten dreien ab; vgl. dazu Susan Spinale, "Reassessing the so-called "Tricaudet Medal" of Mehmed II", The Medal, Heft 42, 2003, S. 15: "This survey revealed that the two Paris medals and the New England cast [das vorliegende Exemplar, Anm. d. Verf.] are directly related, comprising one 'branch', as it were, of the Tricaudet 'family tree', whilst the Berlin medal represents a separate branch."
Die Herkunft und die Verbindung des Auftraggebers der Medaillen, Jean Tricaudet, zu dem osmanischen Herrscher bleibt weiterhin unklar; möglicherweise handelt es sich nicht um einen Tricaudet aus Selongey, sondern um ein anderes Mitglied dieser Familie aus Dijon, das nachweislich die Kunst in der Stadt gefördert hat.

Siehe zu dieser Medaille auch: George Francis Hill, "Medals of Turkish Sultans", Numismatic Chronicle, 5th Series, 1926, S. 287-298. Susan Spinale, "Reassessing the so-called "Tricaudet Medal" of Mehmed II", The Medal, Heft 42, 2003, S. 3-22, insb. Abb. 7 (dieses Exemplar).