Die 300. Künker-Auktion: Ein Höhepunkt der World Money Fair
15. декабрь 2017
Auktion 300: Spitzenstücke von Brandenburg-Preußen - Die Sammlung Gunther Hahn
Gleich am Morgen des 1. Februar 2018 kann Künker ein Jubiläum feiern. Mittlerweile ist es die 300. Auktion, die das Osnabrücker Auktionshaus durchführt. Und die Münzen und Medaillen, die im Rahmen dieser Auktion angeboten werden, zeugen für die Bedeutung des Ereignisses. Zum Ausruf kommen die Spitzenstücke der Sammlung Gunther Hahn von Prägungen aus Brandenburg-Preußen. Es handelt sich um 216 Lose mit einer Gesamtschätzung von einer Million Euro. Das spricht für sich. Das zeitliche Spektrum reicht dabei von einem Goldgulden des brandenburgischen Burggrafen Friedrichs V. von Nürnberg (1361-1397) zu einer Goldmedaille im Gewicht von 10 Dukaten mit dem Porträt des Kaisers Wilhelms II. (1888-1918). Der Schwerpunkt liegt auf der Epoche, als der brandenburgische Kurfürst noch nicht König von Preußen war. Und man kann nur eines sagen: Es fällt schwer, sich zu entscheiden, welche Stücke man an dieser Stelle präsentieren soll, denn die Auswahl an Seltenheiten ist enorm. Auf jeden Fall muss man das teuerste Stück der Auktion erwähnen: einen Portugalöser Joachims II. von 1570. Er spielte eine wichtige Rolle in einem Gerichtsprozess des jüdischen Faktors dieses Kurfürsten, so dass wir wissen, dass der Kurfürst am Abend seines Todes solche Portugalöser verschenkte (Taxe: 200.000 Euro). Aus dem Jahr 1590 stammt ein äußerst seltener Dukat von Johann Georg, der auf der Vorderseite dessen geharnischtes Hüftbild zeigt (Taxe: 25.000 Euro). Ebenfalls mit 25.000 Euro geschätzt ist ein doppelter Goldgulden Georg Wilhelms von 1621 in vorzüglich. Und mit 30.000 Euro wird ein 10facher Dukat von 1658 veranschlagt, der vom großen Kurfürsten auf die Erlangung der Souveränität im Herzogtum Preußen ausgegeben wurde. Übrigens, auch von Friedrich II. ist eine umfassende Serie von Seltenheiten in der Auktion enthalten. Deshalb beschließen wir unseren Blick auf die Künker Auktion 300 mit einem perfekten doppelten Friedrichs d'or von 1753 aus der Münzstätte Cleve, geschätzt mit 25.000 Euro.
Losnummer 7: Brandenburg-Preußen. Joachim II., 1535-1571. Portugalöser zu 10 Dukaten 1570, Berlin.
Äußerst selten. Sehr schön. Taxe: 200.000,- Euro
Auktion 301: Ausgewählte Brakteaten aus der Sammlung Professor Helmut Hahn / 150 Raritäten des niedersächsischen Raumes aus der Sammlung Friedrich Popken
Mögen Sie Brakteaten? Dann werden Ihnen fast die Augen herausfallen, wenn Sie die Qualität der ausgewählten Münzen aus der Sammlung Professor Helmut Hahn sehen. Nur selten ist Schönheit und Seltenheit derart gedrängt vereint.
Womit soll man beginnen? Mit dem nur in drei Stücken überlieferten Königsbrakteaten Konrads III., der den Herrscher des deutschen Reiches in einer prachtvollen Architektur mit Schwert und Fahnenlanze zeigt? 25.000 Euro lautet die Schätzung. Oder mit dem Brakteaten Burkhards II., Graf von Falkenstein, geprägt in Ermsleben? Seine Taxe ist mit 20.000 Euro angesetzt. 12.500 Euro steht bei einem perfekten Brakteaten aus Merseburg, der mit vielen Figuren das Martyrium des heiligen Laurentius schildert, dem der Bischof von Merseburg in Anwesenheit des Heiligen zusieht. Und schon wieder haben wir nur die teuersten Münzen erwähnt, was nicht darüber hinweg täuschen soll, dass es diese künstlerisch so anspruchsvollen Objekte auch für wesentlich weniger Geld gibt: Die Schätzungen beginnen bei 150 Euro.
Vom Mittelalter hinein in die frühe Neuzeit, dorthin führt uns die Sammlung Friedrich Popken mit 150 Raritäten aus Niedersachsen. Und wieder bleibt uns nichts anderes übrig, als die Qualität der Ware über den Preis zu zeigen. 28 Lose - knapp 20 % - sind mit Schätzungen im fünfstelligen Bereich taxiert! Aber zunächst einmal eine Liste all der Städte und Herrschaften, aus denen die Münzen kommen: Braunschweig, Einbeck, Göttingen, Goslar, Hameln, Hannover, Hildesheim, Lüneburg und Northeim. Das mit seiner Schätzung in Höhe von 50.000 Euro teuerste Stück stammt aus der Stadt Hildesheim. Es handelt sich um ein Donativ, eine goldene Prägung im Wert von 10 Dukaten, die 1618 entstand. Auf der Rückseite zeigt sie eine prachtvolle Darstellung von Kaiser Rudolf II., der auf einem sich aufbäumenden Pferd reitet. Seine Haltung gemahnt an den heiligen Georg, den Drachentöter, auch wenn der Feldherrnstab den Speer ersetzt. Das Motiv ist eindeutig dem beginnenden 30jährigen Krieg geschuldet, in dem der Habsburger Kaiser sich als Führer der Katholiken inszenierte. Der heimliche Favorit der Schreiberin dieser Zeilen ist ein Reichstaler von 1671 aus Northeim. Er zeigt das Wappen der Stadt: Einen fünftürmigen Torbogen, in dem ein Löwe n. l. schreitet, so dass die Darstellung an die spätmittelalterliche Sitte gemahnt, im Stadtgraben eine Löwengrube zu errichten. Mit 20.000 Euro ist die Seltenheit taxiert.
Losnummer 899: Northeim. Reichstaler 1671.
Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 20.000,- Euro
Auktion 302: Numismatische Raritäten aus aller Welt / Russische Münzen und Medaillen
Am Nachmittag des 1. Februar 2018 steht Auktion 302 auf dem Programm. Und wenn eines zutrifft, dann der Titel "Raritäten aus aller Welt". Wieder einmal beweist es die Gesamtschätzung: 4 Mio. Euro für 523 Stücke.
Aber beginnen wir mit Altdeutschland, das mit 245 Losen fast die Hälfte des Materials stellt. Es gibt Raritäten aus vielen deutschen Münzständen, Schwerpunkte liegen auf Baden und Brandenburg-Preußen mit einem Speciestaler und einem Levantetaler Friedrichs II., aber auch die Sammler sächsischer Münzen kommen auf ihre Kosten. Ein besonderes Highlight aus Sachsen ist ein tragbarer Gnadenpfennig Johann Georgs I. Wählen wir die Stücke, die wir genauer vorstellen, wieder einmal nach der Schätzung. Zwei Lose werden mit 50.000 Euro ausgerufen: Der eben erwähnte Speciestaler Friedrichs II. von Preußen aus dem Jahr 1755 in vorzüglich und ein fünffacher Dukat Ferdinands von Bayern als Bischof von Münster aus dem Jahr 1638 ebenfalls in vorzüglich. Mit 40.000 Euro sind wieder zwei Stücke geschätzt: Ein äußerst seltener und sehr attraktiver doppelter Reichstaler Maximilians I. von Bayern, geprägt 1627 für die Rheinpfalz in Heidelberg und eine Goldmedaille zu 15 Dukaten des Bischofs von Passau, Johann Philipp von Lamberg, ein prachtvolles Beispiel für die Meisterschaft des Stempelschneiders P. H. Müller. Und damit kommen wir zu den gut 100 Losen mit Münzen und Medaillen des Römisch-Deutschen Reichs. Der Höhepunkt ist ein 12 Dukaten-Stück von 1687 des Erzbischofs Johann Ernst von Thun und Hohenstein, das die beiden Stiftsheiligen zeigt (Taxe: 50.000 Euro).
Die 169 Nummern von Münzen und Medaillen aus aller Welt bieten ein Spektrum an herausragenden Raritäten, wie man es nur selten sieht. Beginnen wir unsere numismatische Reise in Belgien mit dem 8 Souverain d'or Karls II. von Spanien, geprägt 1694 in Brügge (Taxe: 30.000 Euro). Von dort aus überqueren wir den Kanal, um nach Großbritannien zu gelangen. Dort erwartet uns eine Typensammlung von 2 Guinea- und 2 Pfund-Stücken mit vielen Seltenheiten, so 2 Guineas 1711 von Queen Anne in vorzüglich bis Stempelglanz (Taxe: 30.000 Euro) oder eine Probe zu 2 Guineas 1777 mit dem Porträt Georgs III. in vorzüglich (Taxe: 80.000 Euro). Kehren wir zurück auf den Kontinent, in die Niederlande, genauer gesagt in die Stadt Deventer. Dort wollten ein paar Geschäftsleute gut am Handel mit Brasilien verdienen und gaben aus diesem Grund um 1640/41 Portugalöser zu 10 Dukaten in Auftrag. Nach Angaben des Münzmeisters entstanden höchstens 10 bis 20 Stück, von denen einige wieder eingeschmolzen wurden, als die niederländische Regierung deren Herstellung verbot. Nur ein einziges Exemplar, ehemals Teil der Sammlung Marques da Costa, scheint bis heute überlebt zu haben. Und eben dieses wird mit einer Schätzung von 200.000 Euro in dieser Künker-Auktion angeboten. Ja, es war ein Problem für manche Kolonie, an Münzen oder das Metall dafür zu kommen. Ein bekanntes Experiment, wie man dieses Problem lösen könnte, stellen Australiens Holey Dollars dar, die geradezu zu einer Ikone der australischen Numismatik geworden sind. Künker kann in Auktion 302 beides anbieten: holey dollar (Taxe: 100.000 Euro) und dump (40.000 Euro). Die numismatische Reise geht weiter in den Vereinigten Staaten von Amerika. Aus der jungen Föderation kann Künker wieder eine große Auswahl früher und seltener Goldmünzen anbieten. Das herausragende Stück ist dabei wohl ein 5 Dollar von 1795 "Capped bust", der von PCGS mit MS61 bewertet wurde (Taxe: 30.000 Euro). Mit Russland endet die Reise und die Künker Berlin-Auktion des Jahres 2018. 112 Lose stehen zur Auswahl. Das zeitliche Spektrum reicht von den gegengestempelten Talern des Zaren Alexei Michailowitsch bis zu Gedenkmünzen der Sowjetunion. Teuerstes Stück ist ein so genannter Trubetskoi-Rubel, eigentlich eine Fälschung des höchst seltenen und numismatisch-historisch hochinteressanten Konstantinrubel, die mittlerweile selbst hohen numismatischen Wert hat: Der russische Konsul in Marseille hatte um 1870 Nachprägungen des Stücks anfertigen lassen, die er an Sammler zu verkaufen suchte. Sie sind genauso selten wie das Original. Der Schätzpreis beträgt 150.000 Euro. Schließen wir den Bericht zu Auktion 302 mit einer Medaille, und zwar einer russischen Goldmedaille aus dem Jahr 1903 im Gewicht von 176,49 g, die der Vollendung der Brücke über die Neva gewidmet ist.