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Wallenstein

11. март 2019


Als Ludwig XII. seinen Marschall einst fragte, was denn wohl nötig sei, um Krieg zu führen, da antwortete der ihm: „Drei Dinge braucht man, Sire, Geld, Geld und nochmals Geld.“ Albrecht von Wallenstein hätte dem Mann sicher zugestimmt. Er hatte bereits als 21jähriger Fähnrich während seines ersten Ausflugs in die Welt des Militärs erlebt, dass ohne Geld nichts ging. Stolz war der junge Mann nach Ungarn ausgezogen, wenige Monate später beobachtete er vom Krankenlager aus, auf das ihn das Fleckfieber und eine verletzte Hand geworfen hatten, wie sich sein Regiment aus Mangel an Geld und Verpflegung zerstreute.

Denn die Zeit veränderte sich. Hatte man noch vor wenigen Jahrzehnten höchstens 10.000 Mann in den Krieg geführt, wuchsen die Heere nun auf ein Vielfaches an. Pro Mann und Tag brauchte es zwei Pfund Brot, ein Pfund Fleisch, dazu mehrere Liter Bier oder Wein. Das wollte bezahlt werden, und dabei war der Sold noch gar nicht berücksichtigt. Wie Wallenstein später in einem Brief schreiben sollte: „Wird das Kriegsvolk nit schnellstens ordentliche Unterhaltung haben, so werden sie mit Unordnung aus den Quartieren auslaufen und nehmen, was sie werden bekommen und was ich ihnen nicht werde zu erwehren vermögen, dieweil sie allein von Wasser und Brot nit travaglieren können.“

Doch das Steuerwesen steckte in den Anfängen. Stände und Vasallen handelten aufwändig mit dem Fürsten aus, was ihm jedes Jahr neu im Kriegsfall zustünde – oder eben nicht. Kein Wunder, dass zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Geldbeschaffung in den Mittelpunkt rückte, sobald es um militärische Unternehmungen ging.

Wallenstein jedenfalls begriff sehr früh, wie Reichtum und Macht miteinander verbunden waren. Und als er im Jahr 1608 die Möglichkeit hatte, eine sehr reiche Witwe zu heiraten, tat er das und legte so den Grundstein für seinen Aufstieg.

 

Sobald Wallenstein über Güter in Mähren verfügte, zeigte sich sein wirtschaftliches Genie. Anders als seine Zeitgenossen sah er keinen Sinn darin, die Untergebenen auszupressen. Im Gegenteil: Er hatte erkannt, dass ein zufriedener Mann besser arbeitet. So befreite er seine Bauern von alten Frondiensten, erlaubte ihnen, in seinen Wäldern Holz zu schlagen, und ließ sie in seinen Flüssen fischen. Mit seiner Unterstützung wurde die Landwirtschaft modernisiert. Und das brachte Wallenstein Geld, so viel Geld, dass er in Wien auffiel, wo selbst der Kaiser notorisch knapp bei Kasse war.

Hier fassen wir den Grund für Wallensteins spektakulären Aufstieg. Ferdinand II. hatte sich bei seinem Krieg mit Venedig verkalkuliert. Im Februar 1617 ging ihm das Geld aus. Er appellierte an Stände und Vasallen, auf eigene Kosten Truppen für ihn aufzustellen. Doch nur Wallenstein war dazu bereit. Seine Männer waren erfolgreich: Die Venezianer baten um Frieden. Und Wallenstein hatte einen Fuß in der kaiserlichen Tür.

 

Dort brauchte man seit dem Beginn des 30jährigen Krieges noch mehr Geld. Wallenstein verfügte darüber, besser gesagt, er wusste, wie man zu Geld kam. Seine Idee war es, Kontributionen dorther zu beziehen, wo der Krieg das Land noch nicht geschwächt hatte. Sie durften nicht so hoch sein, dass der einzelne ruiniert wurde, aber hoch genug, um das Heer zu versorgen, um so die völlige Ausplünderung der vom Krieg betroffenen Landstriche durch marodierende Soldaten zu verhindern.

Auch eine zweite, wesentlich bekanntere Idee zur kaiserlichen Geldbeschaffung kann mit Wallenstein in Verbindung gebracht werden. Am 18. Januar 1622 unterzeichnete Ferdinand II. einen Vertrag, in dem er gegen Zahlung der gewaltigen Summe von sechs Millionen Gulden einem Konsortium das Prägerecht in Böhmen, Mähren und Niederösterreich verpachtete. Einer der 15 Vertragspartner war Wallenstein. Es folgte die schlimmste Phase der Kipper- und Wipperzeit, denn sechs Millionen Gulden durch schlechtes Geld wieder hereinzuholen, ja gar noch einen Gewinn zu machen, war eine große Aufgabe. Golo Mann schätzt, dass Wallenstein nach Ablauf des Jahres lediglich 20.000 Gulden daraus gewonnen hatte. Unschätzbar allerdings waren die Verbindungen, die er in dieser Zeit knüpfte, denn seine Vertragspartner gehörten zu den bedeutendsten Finanzgenies der damaligen Zeit.

 

Ihnen verdankte er den Kredit, den er brauchte, um Land zu kaufen, das dem Kaiser durch seine Eroberungen zugefallen war. 9.000 Quadratkilometer maß Wallensteins Herzogtum Friedland, in dem er Städte gründete, sich eine prachtvolle Residenz baute, die Landwirtschaft modernisierte und einen Musterbetrieb errichtete, der ihn zu einem der mächtigsten Männer des Reiches machte. Wallensteins Einfluss basierte nicht in erster Linie auf seinem militärischen Genie, sondern auf seiner finanziellen Potenz, die es ihm ermöglichte, dem Kaiser immer wieder mit Geld unter die Arme zu greifen.

Natürlich genoss der in den Hochadel aufgestiegene Wallenstein die Ehren und Privilegien, die er dafür erhielt. Seine Münzstätte in Jitschin zum Beispiel, in der dieser Reichstaler geprägt wurde, gründete er nur aus Gründen des Prestiges – oder wie er selbst schrieb: „Aber ich mache es nicht für den Nutzen, sondern nur für die Reputation“.

 

Im Oktober 1625 erteilte Wallenstein die ersten Aufträge, die mit seiner neuen Münzstätte in Zusammenhang standen. Er ließ sich dafür vom Prager Münzmeister Benedikt Hübmer beraten. Der stellte in seinem Auftrag einen Teil der Prägewerkzeuge in Prag her. 1626 setzte Wallenstein dann den Münzmeister Georg Reick ein, der bis 1630 die Münzen mit seinem Zeichen, der lachenden Sonne, verzierte. Unser Reichstaler stammt aus dieser frühen Phase der Münzprägung, die übrigens ohne offizielle Erlaubnis erfolgte. Das kaiserliche Privileg erhielt Wallenstein erst am 16. Februar 1628.

 

Lange blieb der erste Münzmeister, Georg Reick, nicht. Er und sein Wardein wurden in der zweiten Jahreshälfte 1629 verhaftet, weil in der Münzstätte von Sagan festgestellt worden war, dass die Dukaten aus Jitschin zu wenig Gold enthielten.

 

Und auch Wallensteins Tage waren gezählt. Er besaß einfach zu viel Macht, als dass sein Kaiser hätte ruhig schlafen können. Nach dem Tod des schwedischen Königs in der Schlacht von Lützen schien er Ferdinand II. entbehrlich. Am 24. Januar 1634 beurkundete der Kaiser die Entlassung.  Am 18. Februar wurde er öffentlich in Prag des Hochverrats angeklagt. Am 25. Februar ermordeten ihn seine eigenen Offiziere.