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Gold aus Goldkronach

29. февраль 2016 09:50


Jahrhundertelang waren die Gruben von Goldkronach überaus ertragreich. Dann versiegte ihr Reichtum. Die bayerischen Könige wollten dies nicht wahrhaben und planten große Investitionen. Eine Münze erzählt, mit welchem Erfolg dies geschah. 

 

Maximilian II., 1848-1864. Dukat 1855. Spätere Prägung zwischen 1906 und 1913. Nur wenige Exemplare bekannt. Auktion Künker 275 (2016), 4712. Derzeit geschätzt mit 50.000 Euro.

 

Goldkronach war ein Volltreffer für jeden Herrscher. Denn hier wurde Gold gefunden, so viel Gold, dass sich der Name des Dorfes „Cranach“ bereits im 14. Jahrhundert in „Goldtkranach“ veränderte. Bereits 1365 hatte der Nürnberger Burggraf Friedrich V. von Hohenzollern der Stadt nicht nur das Stadtrecht, sondern auch das Bergrecht verliehen. Damit waren für die Minenbetreiber und Bergleute besondere Privilegien verbunden, für deren Garantie der Landesherr einen beträchtlichen Anteil der Ausbeute erhielt.

 

Christian Ernst, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth 1655-1712. 2 Dukaten 1695, Bayreuth. Ausbeute der Goldkronacher Gruben. Aus Auktion Künker & London Coin Galleries 1 (2015), 226. Schätzung: 20.000 GBP. Zuschlag: 50.000 GBP (= 65.600 Euro).

 

Die Goldkronacher Bergwerke scheinen bis ins späte 17. Jahrhundert einen reichen Gewinn erbracht zu haben. Agricola (1494-1555) spricht von 1.500 Rheinischen Goldgulden pro Woche(!). Und Christian Ernst, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, ließ im Jahr 1695 einen Doppeldukaten aus Goldkronacher Gold prägen. Er zeigt auf der Vorderseite die Brustbilder des Markgrafen und seiner Gemahlin Sophia Luise. Auf der Rückseite ist eine Bergwerksszene zu sehen. Darüber fährt Helios im Strahlenkranz in seinem von Löwen gezogenen Wagen. Er wirft Münzen hinab, um so zum Ausdruck zu bringen, wie reich die Himmlischen Mächte den Goldkronacher Bergbau bedacht hatten.

Leider sah das ein Jahrhundert später anders aus. Die preußische Verwaltung, die nach dem Kauf der Markgrafschaften von Ansbach und Bayreuth im Jahre 1791 zuständig war, schickte den 23jährigen Alexander von Humboldt nach Goldkronach, um herauszufinden, ob der gesunkene Gewinn nicht gesteigert werden könne. Humboldt sandte Gesteinsproben nach Berlin, wo man ermittelte, dass sie pro Zentner drei Loth Gold und anderthalb Loth Silber enthielten, was durchaus rentabel war. Die königliche Kammer investierte und bezahlte 1.300 Gulden für ein Pochwerk, das die arbeitsintensive Prozedur des Zerkleinerns erleichterte. Humboldt war mit seinen Maßnahmen enorm erfolgreich. Es gelang ihm, den jährlichen Ertrag um ein Vielfaches zu steigern.

Bald blühte und gedieh die Stadt wieder. Eine Beschreibung des „Königlich Preussischen Kirchspiels Goldkronach“ aus dem Jahr 1800 berichtet, dass 12 Zechen in Betrieb waren. Sie ernährten 1766 Einwohner in Goldkronach selbst, dazu Bergleute in den umliegenden Dörfern, die zum Teil sprechende Namen wie Goldmühle, Goldberg, Brandholz oder Schmelz trugen.

 

Friedrich Wilhelm III., König in Preußen 1797-1840. Dukat 1803 B aus der Ausbeute der Grube Fürstenzeche bei Goldkronach. Aus Sammlung Vogel. Auktion Künker 213 (2012), 5035. Schätzung: 75.000 Euro. Zuschlag: 160.000 Euro.

 

Die seltenste preußische Münze legt Zeugnis ab von dieser späten Blüte. 1803 wurde ein Dukat geprägt, dessen Gold wie seine Aufschrift behauptet, aus der Fürstenzeche stammt. Lediglich zwei Stücke sind von diesem Typ bekannt, eines davon wurde 2012 bei Künker für 160.000 Euro verkauft.

1807 fiel Goldkronach im Frieden von Tilsit an Frankreich. Drei Jahre später schenkte es Napoleon dem eben gegründeten Königreich Bayern. Doch der Bergbau lag darnieder. Er war während der Befreiungskriege praktisch eingestellt worden. Dann vernichtete 1836 ein verheerendes Feuer große Teile der Stadt. Und erst Maximilian II. beschäftigte sich wieder mit Goldkronach.

Er setzte große Hoffnungen darauf, den Goldbergbau wieder zum Leben zu erwecken. Wie groß diese Hoffnungen waren, entnehmen wir einem Stempel, den der königliche Graveur Johann Adam Ries im Auftrag von Maximilian II. schuf. Münzen scheinen zunächst damit nicht geprägt worden zu sein. Denn der Ertrag der Goldkronacher Goldminen ging von Jahr zu Jahr zurück und 1861 endete der Bergbau vorerst.

Der Stempel blieb – wohl unbenutzt – im Hauptmünzamt. Dort sah ihn kurz vor 1906 der Numismatiker C. F. Gebert. Er schrieb darüber in den Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass einer der Investoren, die 1907 eine Gesellschaft zur Wiederbelebung des Goldkronacher Bergbaus gründeten, diesen Artikel las und eine hübsche Idee hatte... Denn nur wenige Jahren später existierten Goldmünzen aus diesem Stempel. Sie wurden 1914 erstmals von H. Buchenau beschrieben.

1925, als erstmals so ein Stück in der Sammlung von Bergbaugeprägen des Bergrates Dr. Karl Vogelsang versteigert wurde, zählte es mit 1.800 Reichsmark zu den teuersten Münzen der gesamten Auktion. Dies war ein beeindruckender Preis, wenn man daran denkt, dass ein Ministerialrat, höchster Beamter im bayerischen Staat, damals pro Monat rund 1.000 Reichsmark verdiente.

Auch heute ist diese Prägung eine absolute Rarität, von der nur wenige Exemplare existieren. Sie erinnern an die letzte Phase des Goldkronacher Bergbaus. Denn trotz Probebohrungen in den 1970er Jahren endete Goldkronachs Geschichte als Bergbaustadt in der Mitte der 1920er Jahre.