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Militärischer Christus-Orden [Ordem Militar de Cristo] (seit 1918). 3. Modell (seit 1918), Bruststern in Brillanten zum Großoffizier [grã-oficial], 80,8 x 81,6 mm, Gold (17 ct), à jour besetzt mit 27 Diamanten in Altschliff von 0,18 bis 0,29 ct, 75 D

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
PORTUGAL, REPUBLIK (SEIT 1910)

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Losnummer 595




Schätzpreis: 20.000,00 €
Zuschlag: 26.000,00 €


Militärischer Christus-Orden [Ordem Militar de Cristo] (seit 1918). 3. Modell (seit 1918), Bruststern in Brillanten zum Großoffizier [grã-oficial], 80,8 x 81,6 mm, Gold (17 ct), à jour besetzt mit 27 Diamanten in Altschliff von 0,18 bis 0,29 ct, 75 Diamanten in Altschliff von 0,08 bis 0,17 ct, 195 Diamanten in Altschliff von 0,01 bis 0,07 ct, 214 Diamant-Rosen (was zusammengenommen ein geschätztes Gesamtgewicht von über 25 ct ergibt) und 28 synthetischen Rubinen, ohne Punzierungen, an Nadel, Gesamtgewicht 52,0 g.


RRRR II

Unseres Wissens handelt sich um den bisher einzigen bekannten Bruststern des Christus-Ordens der Republik Portugal in Brillanten.

Angeboten mit einem Zertifikat des Juweliers Antonio Bernardo in Rio de Janeiro vom 15. April 2015, über die Anzahl und das Gewicht der Steine, mit Angabe eines derzeitigen Beschaffungswerts in Höhe von ca. 14.500,00 US$, sowie einer Kopie der Verleihungsurkunde zum Großoffiziers-Kreuz des Christus-Ordens.

Im Zusammenhang mit seinem Staatsbesuch in Brasilien verlieh der portugiesische Präsident General António Óscar de Fragoso Carmona (1869-1951, Präsident von 1926 bis de jure 1951, de facto nur bis 1932) mit Datum vom 23. September 1933 dem brasilianischen Bundes-Intervenienten [Interventôr Federal] des Distrikts von Rio de Janeiro, Dr. Pedro Ernesto Baptista das Großoffiziers-Kreuz [Grã-Oficial] des Militärischen Christus-Ordens [Ordem Militar de Cristo]. Die Insignien, die aus einem normalen Großoffiziers-Kreuz mit zugehörigem Bruststern bestanden, befinden sich heute im Historischen Museum der Stadt Rio de Janeiro [Museu Histórico da Cidade]. Zusätzlich zu den „normalen“ Ordensinsignien erhielt er von Präsident Fragoso Carmona den hier angebotenen Bruststern „in Brillanten“ als persönliches Geschenk.

Pedro Ernesto Baptista wurde 1884 in Recife geboren. Nach dem medizinischen Studium, der Promotion zum Dr. med. im Jahre 1908 und einer Laufbahn als Arzt und Chirurg, nahm er ab 1922 aktiv an der Politik des Landes teil, eine Ausnahme-Erscheinung in der Elite der Stadt, zu der er wegen Herkunft und Beruf zählte. Von Beginn an widmete er seine Tätigkeit dem Aufbau der medizinischen Versorgung der „Unterprivilegierten“ seiner Heimatstadt, später auch dem Aufbau der Schulbildung. Diese Intentionen führten ihn zu den militärisch-revolutionären Kreisen der sogenannten „Tenentes“, bei denen er bald eine führende Rolle einnahm. Im Februar 1931 wurde eine nicht-öffentliche Organisation, der „Club 3 de Outubro“ gegründet, um gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben.

Nachdem Getúlio Dornelles Vargas (1883-1954, brasilianischer Präsident von 1930 bis 1945 und von 1950 bis 1954) Präsident geworden war, gewann Ernesto als persönlicher Arzt der Familie großen politischen Einfluß. 1931 wurde er zum Bundes-Intervenienten des Bundes-Distrikts von Rio de Janeiro ernannt, und leitete die Distrikt-Regierung bis 1936. 1933 gründete er aus den Kräften der „Tenentes“ und des „Club 3 de Outubro“ die Partei für die Autonomie des Bundes-Distrikts (von Rio de Janeiro), abgekürzt „PADF“.

Noch im gleichen Jahr errang die PADF die Mehrheit im Stadtrat. Sofort machten Ernesto und seine Mitarbeiter sich daran, die sozialen Verhältnisse in Rio de Janeiro nach modernen gesellschaftlichen Anforderungen zu verändern, besonders im Gesundheits- und im Erziehungswesen der Stadt. Im April 1935 wurde er zum Bürgermeister von Rio de Janeiro gewählt, dem ersten gewählten der Stadt. Er setzte sich u. a. für die Freiheit der Presse ein, was ihm den Ruf einbrachte, sich immer mehr den linken Kräften der Stadt anzunähern.

Inzwischen in Widerspruch zur Regierung wie auch zur die Gesellschaft dominierenden Hierarchie der katholischen Kirche geraten, wurde er im April 1936 abgesetzt, verhaftet und zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Bald wieder freigekommen, wurde er noch einmal verurteilt, dieses Mal wegen Korruption, worauf er sich aus der Politik zurückzog. 1942 starb er in Rio de Janeiro an Prostatakrebs und wurde unter riesiger Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.