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Ritterorden der Finnischen Weißen Rose [Suomen Valkoisen Ruusun ritarikunta]. Großkreuz-Kollanen-Set [suurristi ketjuin], 1. Modell (mit Hakenkreuzen – 1919-1963), 2. Ausführung (1936-1963), bestehend aus: Kollane mit neun Hakenkreuz- und neuen Rosen

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
REPUBLIK FINNLAND, REPUBLIK FINNLAND

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Losnummer 660






Schätzpreis: 15.000,00 €
Zuschlag: 65.000,00 €


Ritterorden der Finnischen Weißen Rose [Suomen Valkoisen Ruusun ritarikunta]. Großkreuz-Kollanen-Set [suurristi ketjuin], 1. Modell (mit Hakenkreuzen – 1919-1963), 2. Ausführung (1936-1963), bestehend aus: Kollane mit neun Hakenkreuz- und neuen Rosen-Gliedern, jeweils Silber vergoldet, letztere teilweise emailliert, ein Hakenkreuz-Glied auf der Rückseite u. a. mit der Herstellerpunze "A.T." der Firma A. Tillander in Helsinki, der Punze "813H" für 830er-Silber und der Jahrespunze "C7" für 1956, mit Kleinod, Silber vergoldet und emailliert, auf der Öse u. a. Herstellerpunze von Tillander und Punze "813H" für 830er-Silber, zusammen mit Bruststern, Silber, hohl gefertigt, mit Luftdruck-Ausgleichslöchern, mit separat aufgelegten und auf der Rückseite vernieteten "Schuppen-Auflagen" in Silber vergoldet, und Medaillon, Silber vergoldet und emailliert, auf der Rückseite Herstellerbezeichnung von Tillander, an Nadel, im originalen, mit goldfarbener Rose bedruckten Verleihungsetui von Tillander. BWK2 173, 181; TI 2.2.1b; ZK2 660, 664.


RRR 2, I-II

Aufgrund der Gestaltung der Überhöhung des Kleinods und der Kombination mit dem Bruststern, dessen Spitze nach oben zeigt, kann eindeutig festgestellt werden, daß es sich bei der Kollane des hier angebotenen Sets um ein Exemplar der 2. Ausführung des 1. Modells handelt, die von 1937 bis 1963 insgesamt nur 22 Personen verliehen worden ist, darunter u. a.

1941 an Hermann Göring (1893-1946, von 1932 bis 1945 Präsident des Deutschen Reichstags, von 1933 bis 1945 preußischer Ministerpräsident und Reichsminister für Luftfahrt, von 1940 bis 1945 Reichsmarschall),

1942 an Joachim von Ribbentrop (1893-1946, von 1938 bis 1945 Reichsminister des Auswärtigen)

1942 an König Mihai I. von Rumänien (geb. 1921, von 1927 bis 1930 und von 1940 bis 1947 König)

1942 an Kaiser Hirohito von Japan (1901-1989, Kaiser seit 1926),

1954 an König Baudouin von Belgien (1930-1993, König seit 1951,

(ab hier vollständig)

1956 an die schwedische Königin Louise (1889-1965, Königin seit 1951),

1957 an die dänische Königin Ingrid (1910-2000, Königin ab 1972),

1958 an Kronprinzessin Margarethe von Dänemark (geb. 1940, Königin seit 1972),

1960 an den österreichischen Bundespräsidenten Adolf Schärf (1890-1965, Bundespräsident seit 1957),

1960 an den italienischen Präsidenten Giovanni Gronchi (1887-1978, Präsident von 1955 bis 1962),

1961 an Kronprinz Harald von Norwegen (geb. 1937, König seit 1991),

1961 an Königin Elisabeth II. von Großbritannien (geb. 1926, Königin seit 1953),

1962 an den französischen Präsidenten Charles de Gaulle (1890-1970, Präsident von 1959 bis 1969),

1963 an den jugoslawischen Staats- und Ministerpräsidenten Marschall Josip Broz Tito (1892-1980, Staats- und Ministerpräsident seit 1945),

1963 an den tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba (1903-2000, Präsident von 1957 bis 1987),

1963 an den tansanischen Präsidenten Julius Kambarage Nyerere (1922-1999, Präsident von 1962 bis 1985).

Laut Punzierung ist diese Kette im Jahre 1956 hergestellt worden. Die Ketten von Louise von Schweden, Ingrid von Dänemark, Margarethe II. von Dänemark, Harald V. von Norwegen, Königin Elisabeth II. von Großbritannien, Charles de Gaulle und Josip Broz Tito befinden sich entweder noch bei den jeweiligen Beliehenen oder bei deren Erben bzw. in Institutionen oder Museen. Auch die Ketten Bourguibas und Nyereres dürften sich aufgrund der Bedeutung dieser Persönlichkeiten für ihre Länder noch dort befinden. Über den Verbleib der an den österreichischen Bundespräsidenten Schärf verliehenen Auszeichnungen ist bisher nichts bekannt. Allein der Ordensnachlaß von Giovanni Gronchi wurde nach seinem Tod in den 1970er Jahren in Rom versteigert, so daß es sich mit großer Wahrscheinlichkeit bei dem hier angebotenen Set um das 1960 an Präsident Gronchi verliehene handelt.

Die erste Ausführung wurde zwischen 1919 und 1935 insgesamt 20 Mal verliehen, das zweite Modell zwischen 1964 und 2002 insgesamt 74 Mal. (Vgl.: TI S. 75 ff. und 89 ff.)

Bemerkenswert ist die Gestaltung der Kollane, die schon von 1919 an Hakenkreuze (Swastikas) zeigte. Dabei handelt es sich um das während des finnischen Freiheitskampfes gegen Rußland verwandte Symbol der Freiheitsbewegung, das Freiheitskreuz [vapaudenristin], das gestaltungmäßig eine große Ähnlichkeit mit dem Hakenkreuz des Nationalsozialismus aufweist, aber inhaltlich über keinerlei Gemeinsamkeiten mit diesem verfügt, außer vielleicht, daß es sich bei beiden um aus dem Alt-Germanischen Umfeld stammende Symbole handelt. Aus diesem Grund zeigen wir dieses Hakenkreuz auch hier ohne Abdeckung, weil es aufgrund der zuvor gemachten und noch folgenden Feststellungen nicht (!) unter die Bestimmungen der §§ 86a Abs. 3 bzw. 86 Abs. 3 StGB fällt.

Das Freiheitskreuz und die weiße Rose waren schon 1918 die Symbole des finnischen Kampfes um Unabhängigkeit geworden und fanden folgerichtig auch Aufnahme in die Staatssymbolik des finnischen Staates ab 1919. Das Hakenkreuz des Nationalsozialismus jedoch wurde erst im Verlauf des Jahres 1920 zum Symbol der am 24. Februar 1920 aus der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) hervorgegangenen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gemacht. Schon zuvor hatte es als Symbol verschiedenster Bewegungen und Vereinigungen in Deutschland gedient, so wurde es z. B. ab 1907 in der antisemitischen sogen. "Ariosophie" des Jörg Lanz von Liebenfels (1874-1954) verwendet, ab 1917 von der neuheidnischen Germanischen Glaubens-Gemeinschaft von Wilhelm Schwaner (1863-1944) und Ludwig Fahrenkrog (1867-1952), ab 1917 von der antisemitisch und "ariosophisch" geprägten Deutschvölkischen Partei und ebenfalls 1917 sogar von der Bewegung des Wandervogels, die darin eine "alte Germanenrune" sah.

Am 28. Januar 1919 stiftete der Reichsverweser Carl Gustav Emil Freiherr Mannerheim (1869-1951) den sechsklassigen (Kette, Großkreuz, Kommandeur 1. und 2. Klasse und Ritter 1. und 2. Klasse) allgemeinen Verdienstorden, dem das Zeichen der Finnischen Weißen Rose sowie eine dreistufige Verdienstmedaille affiliiert sind. Die Ordensstatuten datieren vom 16. Mai 1919.

Mit dem Statuten-Nachtrag vom 20. August 1936 entfiel die Klassenbezeichnung beim Kommandeur, und beim Ritter 2. Klasse und auf das Band des Ritterkreuzes 1. Klasse wurde eine Rosette aufgelegt. Am 20. August 1938 wurde die bisherige Praxis, den Bruststern mit der Spitze nach oben zu tragen, mit Erlaß sanktioniert. Ab 1939 konnten alle Klassen des Ordens für Tapferkeit vor dem Feind sowohl an Zivilpersonen als auch an Militärangehörige mit Schwertern verliehen werden. Seit etwa 1941 setzte sich die Praxis durch, ihn auch für militärische Verdienste im Kriege mit Schwertern zu verleihen. (Vgl.: Klietmann, Kurt-Gerhard und Neubecker, Ottfried: Finnland - Orden der Finnischen Weißen Rose. In: KOL1.)

1963 erfolgte bei der Kollane die Entfernung der Freiheitskreuz-Glieder (die hier dem Symbol des Nationalsozialismus doch sehr ähnlich gestaltet waren), die durch sog. "Drei-Gabel-Kreuze" (stilisierte "Schneeflocken") ersetzt wurden.