ANTWERPEN Schauguldiner o. J. (spätes 15./frühes 16. Jahrhundert),
ANTWERPEN Schauguldiner o. J. (spätes 15./frühes 16. Jahrhundert),
Meine Notizen
Beschreibung
Von größter Seltenheit. Sehr attraktives Exemplar mit herrlicher Darstellung. Hübsche Patina, vorzüglich +
Die Grundlage für unsere Zuschreibung bildet das im Scheitelpunkt der Rückseitenumschrift befindliche Kreuz mit der spezifischen dreifachen Gliederung seiner Enden. In der niederländischen Numismatik wird es als „Gelder kruis“ bezeichnet. Als Münzzeichen begegnet es seit etwa dem letzten Fünftel des 15. Jahrhunderts auf Münzen aus Nijmegen und wohl auch aus Arnheim (z. B. Groot Onald Wientjes. Bernhard Proys, muntmeester van Maria van Bourgundie, Maximiliaan van Oostenrijk en Filips de Schone in Gelderland en van de stad Arnhem, 1479-1497. In: Jaarboek voor Munt- en Penningkunde 102, 2015, S. 103-152, hier S. 121, Abb. 1). Im Verlaufe des 16. und 17. Jahrhunderts verwendeten neben Nijmegen weitere Prägestätten Gelderlands dieses Zeichen (siehe die Abbildungen der mit dem „Gelder kruis“ gekennzeichneten Münzen aus Gelderland in den Katalogwerken Delmonte bzw. van Gelder/Hoc).
Das „Gelder kruis“ begegnet aber ebenfalls auf numismatischen Objekten aus den südlichen Niederlanden, hier freilich als Stempelschneidersignatur. Dieses Zeichen wird dem für seine Kunstfertigkeit geschätzten und wohlhabenden Antwerpener Gold- und Silberschmied und Eisenschneider Jan Vlierden van Nijmegen (* ca. 1450, † 1532) zugeschrieben (seine Lebensdaten nach Oliver Gilberte Kik. Children of Mercury. Studies on the transmission of geometrical design knowledge in the Netherlandish workshop practice: 1480-1560. Dissertationsschrift, Universität Utrecht 2021, Teil I, S. 28, Anm. 53). In der urkundlichen Überlieferung ist er ab 1484 dokumentiert. Im Quellenbestand seiner Zeit erschient er oft mit seiner verkürzten Namenversion „Jan van Nimmegen“ (und in ähnlichen Varianten), die wohl auf seine Herkunft aus der gleichnamigen Stadt des Gelderlands hindeutet. Als Siegelstecher und Goldschmied wurde er 1484 in die Lukasgilde von Antwerpen aufgenommen. Seine 1487 seitens des Rechnungshofes (Chambre des comtes) erfolgte Bestallung zum Stempelschneider der Münzstätten Antwerpen und Mechelen (Malines) wurde 1496 von Philipp dem Schönen auf die Münzen des Herzogtums Brabant erweitert. 1508 bestätigte Erzherzog Karl von Habsburg (später Karl V.) als Landesherr der Habsburgischen Erblande dem Jan Vlieren „alias Van Nyemegen“ als Schneider der Prägeeisen der Münzen von Brabant und von Mechelen. Gemäß der urkundlichen Überlieferung schnitt Van Nijmegen auch Stempel für die Prägestätten von Gelderland und Holland, 1497 auch für die Münzstätte Namur und 1500 für die Münzstätte Maastricht (Alexandre Pinchart. Jean Van Vlierden dit Van Nymmegen. [Cité de 1488 à 1521]. In: Revue de la numismatique belge, 2. Serie, Band III, .Brüssel 1853, S. 391-405, hier S. 392-394).
Als Eisenschneider gestaltete er ebenfalls Stempelpaare für die in seiner Zeit ausschließlich in Kupfer und Kupferlegierungen geschlagenen Rechenpfennige, die in der Avers- oder Reversumschrift mit dem Zeichen der offiziellen Münzstätte versehen sind und so auf den Ort ihrer Entstehung verweisen. So entstanden in den südlichen Niederlanden Rechenpfennige, die auf der einen Seite mittels ihres spezifischen Münzzeichens (so z. B. „Hand“ für Antwerpen, „steigender Löwe“ für Brüssel, „Lilie“ für Brügge, „Fürstenkrone“ für Namur) ihre Produktionsstätte ausweisen und auf der Gegenseite mit dem Stempelschneiderzeichen „Gelder kruis“ des Jan Vlierden van Nijmegen ausgestattet sind (siehe die synoptischen Kombinationstabellen in: Freek Groenendijk. Venus op rekenpenningen. Een onderzoek naar bijna 100 jaar Venuspenningen. In: Jaarboek voor Munt- en Penningkunde 99, 2012, S. 1-130, hier S. 11-13 und S. 34).
Das von uns angebotene silberne Schaustück beleuchtet aus numismatischer Perspektive einen weiteren, bisher unbeachteten Aspekt der Schöpfungen des Jan Vlierden van Nijmegen.
Informationen zu Los 440 aus Berlin Auktion 437
| Nominal/Jahr | Schauguldiner o. J. (spätes 15./frühes 16. Jahrhundert), |
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| Seltenheit | Von größter Seltenheit. |