DEUTSCHES REICH 1933-1945, SOGEN. "DRITTES REICH"
DEUTSCHES REICH 1933-1945, SOGEN. "DRITTES REICH"
Schätzpreis : 20.000 €
Zuschlag
Meine Notizen
Beschreibung
RRR II Das hier angebotene, Oberst Werner am 3. Juni 1940 verliehene Exemplar des Ritterkreuzes entspricht in allen Details dem bei Dietrich Maerz (in MRD S. 70 ff.) abgebildeten Stück, das dessen Angaben zufolge am 27. Oktober 1939 an den General der Artillerie Franz Halder (1884-1972 – später Generaloberst) für seine Verdienste als Chef des Generalstabs während des sog. „Polenfeldzuges“ verliehen wurde. Besonders die für alle Juncker-Exemplare typischen "Überkreuzungen" der Riffelungen in den das Hakenkreuz umgebenden Ecken der Zargen-Bordierung auf der Vorderseite finden sich auch bei dem hier angebotenen Stück.
Auf den Seiten 70 ff. führt Maerz (in MRD) aus, daß die allerersten von Juncker gefertigten Exemplare nachweisbar zunächst weder über einen Eisenkern noch über eine Silberzarge verfügten (und deshalb auch nicht punziert waren). Auch die etwas späteren Anfertigungen der zweiten Fertigungsserie verfügten dann zwar über einen Eisenkern, die ihn umgebende Zarge war aber immer noch in Neusilber ausgeführt und somit auch weiterhin nicht punziert. In unserer Auktion 240 wurde ein solches Exemplar der zweiten Fertigungsserie angeboten: Es war wie das Werner'sche am 3. Juni 1940 verliehen worden, und zwar an Oberstleutnant Hermann Balck (1893-1982), Kommandeur des Schützen-Regiments 1 der 2. Panzer-Division. Es wurde für € 22.000,- zugeschlagen.
Laut Maerz (in MRD S. 70) erfolgten die ersten 13 Verleihungen schon am 30. September 1939, gefolgt von einer Einzelverleihung am 18. Oktober und der zweiten Verleihungsserie (wieder 13 Verleihungen) am 27. Oktober 1939. Die an Werner und Balck am 3. Juni 1940 ausgegebenen Stücke belegen eindeutig, daß mindestens bis in den Juni des Jahres 1940 hinein nicht punzierte Exemplare ohne oder mit Eisenkern, mit Neusilber-Zarge, ausgegeben wurden. Zur Ausgabe von Exemplaren mit Eisenkern und gepunzter Silberzarge scheint es wohl erst im Verlauf der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1940 gekommen zu sein.
Bis wann und wie viele Exemplare der ersten Fertigungsserie von der Firma Juncker (in einer oder gar in mehreren Tranchen) geliefert wurden, und ab wann dann wie viele Exemplare der zweiten Fertigungsserie zur Auslieferung kamen, diese höchst interessanten Informationen sind bis dato leider noch nicht belegbar. Dennoch ist davon auszugehen, daß diese früh verliehenen, nicht punzierten Juncker-Stücke als verliehene Originalexemplare von allergrößter Seltenheit sind und somit auch einen deutlich höheren Preis als die später ausgegebenen punzierten Ritterkreuze rechtfertigen.
Paul-Hermann Werner wurde am 19. März 1893 in Stade bei Hamburg geboren und trat um 1912 als Fahnenjunker in die preußische Armee ein. Am 20. August 1912 erfolgte die Beförderung zum Seconde-Lieutenant im preußischen, zum XVIII. Armeekorps gehörenden Eisenbahn-Regiment Nr. 2 in Hanau. Mit diesem zog er auch im Sommer 1914 in den Ersten Weltkrieg, diente während des Krieges im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 229, und wurde insgesamt viermal verwundet. 1917 Beförderung zum Oberleutnant; nach Ende des Krieges Übernahme in die Reichswehr, zunächst im 1. Pommerschen Reichswehr-Infanterie-Regiment Nr. 3. 1926 wurde er zum Hauptmann im Stab der 2. Kraftfahr-Abteilung befördert, 1927 zum Chef von dessen 2. Kompanie. 1931 erfolgte, veranlaßt von Oberst Heinz Guderian (1888-1954 – später Generaloberst der Panzer), seine Versetzung ins Reichswehrministerium in Berlin. Am 1. Januar 1937 wurde Werner zum Oberstleutnant und Ernennung zum Kommandeur der Panzer-Abwehr-Abteilung 20 in Hamburg befördert, im Herbst 1938 zu dem der Panzerabwehrtruppen im Wehrkreis X in Hamburg.
Nach dem sogen. „Polenfeldzug“ erfolgte seine Beförderung zum Oberst und Ernennung zum Kommandeur des Panzer-Regiments 31, zuweilen auch als „Sudeten-Panzerregiment“ bezeichnet, das zur 5. Panzer-Division gehörte. Zu Beginn des sogen. „Westfeldzuges“ am 10. Mai 1940 führte Werner sein Regiment über Belgien gegen Arras im äußersten Norden Frankreichs (wo er im Ersten Weltkrieg das EK I erworben hatte) und erstürmte die sogen. „Lorettohöhe“.
Am 3. Juni 1940 wurde ihm von Generaloberst Walther von Brauchitsch (1881-1948 – später Generalfeldmarschall), Oberbefehlshaber des Heeres, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Die Verleihungsbegründung liest sich wie folgt: „Oberst Paul Hermann Werner hat als Kommandeur eines Panzerregiments durch sein entschlossenes, tapferes Verhalten und seine geschickte Führung den Vorstoß starker feindlicher Panzerkräfte gegen eine wichtige Vormarschstraße abgewiesen und verhindert. Später hat er selbständig den Entschluß gefaßt, die Festung Maubeuge [an der belgisch-französischen Grenze – Anm. des Autors] vom Süden her zu nehmen. Er besetzte mit Teilen seines Regiments die Zitadelle und zwei Forts und hielt sie bis zum Eintreffen weiterer Verstärkungen.“
Später überquerte Werner, wie stets an der Spitze seines Regiments, das von „Freund und Feind“ nach seinem Regimentsabzeichen, einem roten Teufelskopf, allgemein „die roten Teufel“ genannt wurde, bei Amiens in der Picardie die Somme, und schloß zusammen mit der 7. Panzer-Division den Kessel bei Saint-Valery-sur-Somme an der Somme-Mündung in den Ärmelkanal. Nach einem Gewaltmarsch von 360 Kilometern erreichte er am 19. Juni 1940 als erster Offizier der Wehrmacht den französischen Marinehafen Brest an der Westspitze der Bretagne. Im Verlauf eines Badeunfalls im Atlantik erlag Werner nur wenige Tage darauf am 30. Juni 1940 einem Herzinfarkt. Nachdem am 5. Juli 1940 in der Hamburger Hanseatenkaserne die Trauerfeier stattgefunden hatte, wurde er am folgenden Tag in Cambs bei Schwerin beigesetzt.
Paul-Hermann Werner wurden im Laufe seiner militärischen Karriere folgende Orden und Ehrenzeichen verliehen:
Preußen: Eisernes Kreuz 1914 II. Klasse, 1914 oder 1915;
Preußen: Eisernes Kreuz 1914 I. Klasse, am 27. Dezember 1915;
Bayern: Militär-Verdienstorden 4. klasse, im Jahre 1916;
Hamburg: Hanseatenkreuz;
Deutsches Reich: Abzeichen für Verwundete in mattweiß für dreimalige Verwundung, am 6. Mai 1918;
Preußen: Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern, am 20. Juni 1918;
Deutsches Reich: Abzeichen für Verwundete in mattweiß für viermalige Verwundung, am 29 November 1918 (sic!);
Grenzschutzabzeichen – blaugelbe Schleife, am 18. August 1919;
Deutsches Reich: Ehrenkreuz des Weltkrieges für Frontkämpfer, wohl 1934;
Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komturkreuz mit Schwertern am Ring, am 1. Dezember 1935;
Deutsches Reich: Wehrmachts-Dienstauszeichnung II. Klasse, am 2. Oktober 1936;
Ungarn: Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern und Helm, am 4. Februar 1937;
Schweden: Königlicher Wasaorden, Kommandeurskreuz 2. Klasse, am 30. April 1937;
Österreich: österreichische Kriegserinnerungsmedaille mit den Schwertern, am 20. Dezember 1937;
Bulgarien: Kriegserinnerungsmedaille, am 10. Januar 1938;
Deutsches Reich: Wehrmachts-Dienstauszeichnung I. Klasse, am 26. März 1938;
Deutsches Reich: Spange 1939 zum Eisernen Kreuz II. Klasse 1914, wohl 1939;
Deutsches Reich: Spange 1939 zum Eisernen Kreuz I. Klasse 1914, wohl 1940;
Deutsches Reich: Orden des Eisernen Kreuzes (1939), Ritterkreuz, am 3. Juni 1914;
Deutsches Reich: Panzerkampfabzeichen in Silber (nicht postum, wie tlw. angegeben!).
Exzellent dokumentierter Ritterkreuz-Nachlaß des bedeutendsten Kommandeurs des legendären Panzer-Regiments 31 aus dem ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs, von großer historischer Bedeutung. Die „Roten Teufel“ waren besonders durch das Geschick ihres Kommandeurs Werner in der Panzertruppe berühmt und bei den Gegnern als „Red Devils“ oder „Diables Rouges“ sehr gefürchtet.
Informationen zu Los 212 aus Auktion 265
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