Teaserbild
Trennline

Jüdisch und weltoffen - zur Erinnerung an die Familien Samel und Arluk

13. Februar 2020 10:58


Die jüdische Familie Samel stammt aus der polnischen Kleinstadt Gorzkowice, die in Zentralpolen im Bezirk Lodz liegt und heute etwa 8.500 Einwohner hat. Die Familie Samel hatte fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Die Familie betrieb einen Holzgroßhandel. Der polnische Staat war nach dem 1. Weltkrieg im Jahre 1918 neu erstanden, daher dienten Josef Samel und seine Brüder in der polnischen Armee.

Nach dem von Hitler befohlenen Überfall der Wehrmacht auf Polen am 01. September 1939 änderte sich das Schicksal vieler Polen dramatisch, vor allem die jüdische Bevölkerung wurde nach derEroberung Polens Opfer von brutaler Gewalt und Erniedrigung. Von den circa 3,3 Millionen Juden in Polen überlebten den Krieg nur ungefähr 380.000.

Zu den Überlebenden gehörten auch Josef Samel und seine beiden Schwestern Angela und Rosa. Angela und Rosa überlebten den Krieg dank der Barmherzigkeit von katholischen Ordensschwestern, die die beiden Samel- Töchter als christliche Waisenkinder tarnten und in einem polnischen Kloster unterbrachten.

 

Josef Samel während eines Besuches in Jerusalem

Die Familien Samel und Arluk fanden sich nach dem Krieg in München, das zur dauerhaften Heimat beider Familien wurde. Nachdem Josef Samel für einige Zeit in die USA ausgewandert war, kehrte er jedoch nach München zurück. Die Famlie von Josef Samel erlitt einen schweren Schicksalsschlag, als die Frau von Josef Samel, Lay Samel, kurz nach der Geburt der Tochter Mali verstarb. Mali Samel wurde von ihrer Tante, Angela Arluk und von ihrem Onkel Arnold Arluk adoptiert. Bis an sein Lebensende lebte Josef Samel mit seiner Schwester Angela und seinem Schwager Arnold Arluk in München in einem gemeinsamen Haushalt.

Der Schwager von Josef Samel, Arnold Arluk, überlebte den Krieg als Mitglied einer jüdischen Partisanengruppe in Weißrußland. In der Jüdischen Allgemeinen beschreibt die Journalistin Marina Maisel am 09.02.2006, unter welchen Umständen Abrascha Arnold Arluk und andere jüdische Partisanen aus Polen den Krieg überstanden. Unter dem Titel „Geretteter Retter“ erzählt Arluk selber, dass die jüdischen Partisanengruppen vor allem jüdische Mitmenschen aus den Gettos befreit haben. Allein seine Einheit rettete 2000 jüdische Menschen. Arnold Arluk wollte ursprünglich nach Israel auswandern, das sich damals noch unter britischer Verwaltung befand. Auf dem Weg dorthin lernte er in München Angela Samel kennen. München wurde für beide zur neuen Heimat.

Josef Samel, seine Schwester Angela und sein Schwager Arnold Arluk gründeten zusammen mit einem Jugendfreund aus Polen in den 1970er Jahren eine erfolgreiche Immobilienfirma in München.

     

Angela Arluk                                                                  Arnold Arluk

Die Geschwister Josef Samel und Angela Arluk verband ein leidenschaftliches Interesse an der Geschichte des jüdischen Volkes in Europa und Israel. Auf einer seiner zahlreichen Reisen nach Israel lernte Josef Samel den Bürgermeister von Jerusalem Teddy Kollek kennen (Bürgermeister 1965-1993). Kollek, geboren 1911 in Ungarn, wuchs in Wien  auf und wanderte schon 1935 nach Palästina aus.

Teddy Kollek war selber Münzensammler und schon bald in inniger Freundschaft mit Josef Samel verbunden. Durch Kollek lernte er auch Mosche Dajan kennen, den Helden des Sechstagekrieges von 1967. Dajan brachte Samel mit dem Direktor des Israel Museums in Jerusalem zusammen, Prof. Ya‘akov Meshorer.

In dieser Zeit muß auch die Idee der Geschwister Josef Samel und Angela Arluk entstanden sein, eine Münzensammlung aufzubauen, die die Geschichte des Volkes Israel widerspiegelt. Mit der fachkundigen Hilfe von Prof. Meshorer und dem ehemaligen Direktor der Staatlichen Münzsammlung München, Prof. Bernhard Overbeck (1942-2018) entstand in wenigen Jahrzehnten eine herausragende Sammlung jüdischer Münzen.

Höhepunkt der Sammlertätigkeit des Geschwisterpaares war die Ausstellung der Sammlung in der Staatlichen Münzsammlung München. Mit Beginn der Ausstellung 1993 war die Sammlung im wesentlichen abgeschlossen.

Mit diesem Katalog soll den Geschwistern ein bleibendes Denkmal gesetzt werden und an die wechselvolle Geschichte des jüdischen Volkes und an das Schicksal der Famlien Samel und Arluk erinnert werden.

Josef Samel und Angela Arluk traten als Mäzene verschiedener Institutionen auf, die Ihnen wichtig waren. Sie unterstützen das Jüdische Museum in Jerusalem ebenso wie das Jüdische Altersheim in München, den Verein für jüdisch-christliche Zusammenarbeit und die Staatliche Münzsammlung neben vielen Einzelprojekten. Die Adresse der Geschwister in der Pienzenauer Straße in München war unter „Fund raisern“ gut bekannt. Eine Bitte um eine Spende lehnten die erfolgreichen Immobilienkaufleute nie ab.

Es ist den Nachfahren, der Tochter Mali Gitbud, dem Schwiegersohn Dr. Leo Gitbud, sowie den Enkeln Simone und Daniel Gitbud wichtig, dass dieser Teil der Familiengeschichte als Teil der Sammlungsgeschichte verstanden wird. Möge dieser Katalog dazu beitragen, die Erinnerung an eine wunderbare Familie wachzuhalten.