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Kurfürstentum Hessen-Kassel: Dokumenten-Teil-Nachlass des Oberst a. D. Ernst Heinrich Wiegrebe, bestehend aus insgesamt 26 Dokumenten: 1) Mathematik-Zeugnis des Dr. Wild, datiert Cassel am 18. October 1813, mit Lacksiegel und Unterschrift;2) Beschein

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
SAMMLUNG GUNTHER WIEGREBE: ORDEN UND EHRENZEICHEN DES FÜRSTENTUMS UND FREISTAATS LIPPE

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Kurfürstentum Hessen-Kassel: Dokumenten-Teil-Nachlass des Oberst a. D. Ernst Heinrich Wiegrebe, bestehend aus insgesamt 26 Dokumenten: 1) Mathematik-Zeugnis des Dr. Wild, datiert Cassel am 18. October 1813, mit Lacksiegel und Unterschrift;

2) Bescheinigung der am 26. Dezember 1812 erfolgten Ernennung zum Eleven der Ecole royale d’Artillerie et Génie in Kassel, datiert Cassel am 1. November 1813, mit Siegel und Unterschrift;

3) Bestätigung über den Besuch der Vorlesungen über Genie, Physik und Naturkunde, datiert Cassel am 12. November 1813, mit Unterschrift.

4) Befähigungs-Bestätigung, datiert Kaßel am 20. Dezember 1813. mit Lacksiegel und Unterschrift;

5) Patent zum Secondlieutenant, datiert Cassel am 19. Januar 1814, mit Originalunterschrift Kurfürst Wilhelms I. (1743-1821, reg. seit 1785 als Landgraf, von 1803 bis 1807 und seit 1813 als Kurfürst);

6) Rescript über die Ernennung zum 2. Lehrer der Mathematik und Lehrer im Planzeichnen im Cadetten-Corps, datiert Cassel am 24. April 1816, mit Originalunterschrift Kurfürst Wilhelms I.;

7) Patent zum Premier-Lieutenant, datiert Cassel am 6. Mai 1817, mit Originalunterschrift Kurfürst Wilhelms I.;

8 + 9) Aufnahme-Urkunde der St. Johannis-Loge Wilhelm zur Standhaftigkeit in Cassel zum Lehrling, datiert Cassel am 2. April 5818 (1818), mit Lacksiegel in metallener Siegelkapsel, mit vier Unterschriften. Dazu das Mitglieder-Verzeichnis der Loge aus dem Jahr 5821/22;

10) Aufnahme-Urkunde als wirkliches Mitglied des Casinos in Cassel, datiert Cassel am 4. October 1819, mit Unterschrift;

11) Patent zum Stabs-Capitain, datiert Cassel am 23. December 1820, mit Oblatensiegel und Originalunterschrift Kurfürst Wilhelms I.;

12) Patent über die Versetzung in den General-Stab, datiert Cassel am 1. Mai 1821, mit Oblatensiegel und Originalunterschrift Kurfürst Wilhelms II. (1777-1847, reg. seit 1821);

13 + 14) Patent zum Major im General-Stab, datiert Cassel am 19. April 1835, mit Oblatensiegel und Originalunterschrift des Kurprinzen und Mitregenten Friedrich Wilhelm (1802-1875, reg. von 1847 bis 1866 als Kurfürst), mit Taxstempel über 35 Thaler auf separatem Blatt;

15 + 16) Patent zum Oberstlieutenant im General-Stab, datiert Cassel am 2. Juni 1843, mit Oblatensiegel und Originalunterschrift des Kurprinzen und Mitregenten Friedrich Wilhelm, mit Taxstempel über 40 Thaler auf separatem Blatt;

17) Quittung über 2 Thaler, datiert Cassel am 13. Juni 1843, mit Unterschrift;

18 + 19) Patent über die Versetzung ins Kriegs-Ministerium, datiert Cassel am 25. Juni 1843, mit Oblatensiegel und Originalunterschrift des Kurprinzen und Mitregenten Friedrich Wilhelm, mit Taxstempel über 2 Thaler auf separatem Blatt;

20 - 22) Verleihungs-Document zum Ritterkreuz des Hausordens vom Goldenen Löwen, datiert Cassel, am 26. Juni 1847, mit Prägesiegel und drei Unterschriften der Kurfürstlich Hessischen Ordens-Commission, mit zugehörigem Übersendungsschreiben, datiert Cassel am 26. Juni 1847, mit drei Unterschriften der Kurfürstlich Hessischen Ordens-Commission, sowie die erneuerten Statuten des Kurfürstlich Hessischen Haus=Ordens vom Goldnen (sic!) Löwen, in der Ausgabe vom 1. Januar 1818, zwölf Seiten, innen mit großem Oblatensiegel, und zwei Tafeln.

23 - 25) Patent zum Oberst im General-Stab, datiert Cassel am 10. April 1849, mit Oblatensiegel und Originalunterschrift des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. mit Taxstempel über 45 Thaler auf separatem Blatt und Quittung für die 45 Thaler, datiert Cassel, am 2. Mai 1849, mit Unterschrift;

26) Gedrucktes Informationsschreiben bezüglich der Umbildung der unteren Klassen des Hausordens vom Goldenen Löwen in den Wilhelmsorden (was auch die bisher verliehenen Stücke betrifft!), und die Übersendung des neuen Ordensbandes, datiert Cassel am 1. Januar 1852, mit Unterschrift.

Die Dokumente in unterschiedlichem Zustand, teils ein- oder mehrfach eingerissen, teils etwas vergilbt und/oder stockfleckig, ein- oder mehrfach gefaltet.

Angeboten mit ausführlichem Lebenslauf Wiegrebes von Carl von Stamford, aus: Allgemeine Deutsche Biographie (1897), Onlinefassung auf www.deutsche-biographie.de/pnd117361399.html.

Besonderer und in seiner Vollständigkeit (abgesehen von den unter den vorangegangenen Katalognummern mit den entsprechenden Auszeichnungen angebotenen Auszeichnungen) sehr seltener Dokumenten-Nachlass eines langgedienten kurhessischen Offiziers und bedeutenden Kartographen, mit zahlreichen originalen Unterschriften der hessischen Kurfürsten Wilhelm I. Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm.

Ernst Heinrich W. Wiegrebe (1793-1872) wurde am 16. April 1793 in Betheln bei Hildesheim im Kurfürstentum Hannover als Sohn des dortigen protestantischen Pastors geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Hildesheim nahm er an der Georg-August-Universität in Göttingen das Studium der Mathematik und Physik auf. Am 26. Dezember 1812 wurde er in Kassel, Hauptstadt des 1807 entstanden Königreichs Westphalen unter König Jérôme Bonaparte (1784-1860, reg. von 1807 bis 1813), dem jüngsten Bruder Kaiser Napoléons I. als Eleve-Souslieutenant in die dortige Ecole royale d’Artillerie et Génie [Königliche Artillerie- und Ingenieursschule] aufgenommen, wo er sich vorwiegend dem Studium der Mathematik widmete.

Im Zusammenhang mit der Einnahme Kassels durch die Truppen des russischen Generals Alexander Iwanowitsch Tschernyschow (1786-1857) wurde er am 28. September 1813, zwei Tage vor der Kapitulation der Stadt, als Leutnant zur Artillerie versetzt. Nach dem endgültigen Zusammenbruch des Königreichs Westphalen, der Wiederherstellung des Kurfürstentums (korrekt: Landgrafschaft unter der Regierung eines Kurfürsten) und der Rückkehr Kurfürst Wilhelms I. (1743-1821, reg. seit 1785 als Landgraf, von 1803 bis 1807 und seit 1813 als Kurfürst) am 21. November 1813 zog Wiegrebe im Februar 1814 mit den kurfürstlichen hessischen Truppen gegen die Franzosen ins Feld und nahm nach Stamford an den Belagerungen von Thionville und der Festung von Luxemburg teil.

Mit Patent vom 19. Januar 1814 ernannte Kurfürst Wilhelm I. ihn zum Second-Lieutenant im Artillerie-Regiment. Mit Reskript vom 24. April 1816 ernannte ihn Wilhelm I. unter Beibehaltung seiner bisherigen Position zum 2. Mathematik-Lehrer und Lehrer im Planzeichnen des kurfürstlichen Kadetten-Corps. Mit Patent vom 6. Mai 1817 erfolgte die Beförderung zum Premier-Lieutenant. Mit Urkunde vom 2. April 5818 [1818] wurde er als Lehrling in die St. Johannis-Loge Wilhelm zur Standhaftigkeit in Kassel der großen Mutterloge von Kurhessen aufgenommen. Mit Datum vom 4. Oktober 1819 folgte seine Aufnahme als wirkliches Mitglied des Casinos zu Kassel. Nach seiner Beförderung zum Stabs-Capitain mit Patent vom 23. Dezember 1820 erfolgte mit Patent vom 1. Mai 1821 seine Versetzung in den kurfürstlichen Generalsstab. Als Mitglied der Kommission des deutschen Bundes war er im Jahre 1821 bis zum September bei Übernahme der Festung Landau in der Pfalz tätig. Am 28. Juli 1821 wurde ihm die kurhessische Kriegsdenkmünze 1814-1815 für Kämpfer verliehen.

Im Frühjahr 1821 wurde auf Befehl des neuen Kurfürsten Wilhelms II. (1777-1847, reg. seit 1821) eine Kommission zur Landesaufnahme [Vermessung] des Kurfürstentums (Landgrafschaft) unter Leitung von Oberst Christian Friedrich von Cochenhausen (1769-1839), dem späteren Generalleutnant und kurhessischen Kriegsminister eingerichtet. Wiegrebe, der in die Kommission berufen worden war, wurde die Vermessung der Herrschaft Schmalkalden übertragen, die er mit Bravour abschloss. Unter Verwendung der Ergebnisse anderer Vermesser führte er die Vermessung des Kurstaates fort.

Mit Patent vom 19. April 1835 beförderte ihn Kurprinz Friedrich Wilhelm (1802-1875, reg. von 1847 bis 1866 als Kurfürst) im Namen seines Vaters, Kurfürst Wilhelm II. zum Major, und ernannte ihn am 20. Mai zum Vorsitzenden einer Kommission, die die Arbeiten der Landesaufnahme fortführen sollte, unter Mitarbeit des Mathematikers Professor Christian Ludwig Gerling (1788-1864) von der Philipps-Universität Marburg. Am 6. Juni 1839 wurde Wiegrebe zum Direktor der gesamten Landesaufnahme des Kurfürstentums (Landgrafschaft) ernannt. Kurprinz und Mitregent Friedrich Wilhelm beförderte ihn mit Patent vom 2. Juni 1843 zum Oberstlieutenant. Am 15. November befahl Kurprinz und Mitregent Friedrich Wilhelm der Kommission die Erstellung von lithographierten Landkarten im Maßstab 1/50 000, die in der Folgezeit entstanden. Mit Patent vom 25. Juni 1843 erfolgte Wiegrebes Versetzung in das kurhessische Kriegs-Ministerium.

Im Februar 1847 erschien Wiegrebes "Sammlung verschiedener Bestimmungen und Notizen nach den bis dahin gemachten Erfahrungen". Dies brachte ihm das Ritterkreuz des kurfürstlich hessischen Hausordens vom Goldenen Löwen ein, das ihm mit Datum vom 26. Juni 1847 von Kurprinz und Mitregent Friedrich Wilhelm verliehen wurde. Weiter erschienen im August desselben Jahres die "Hilfstafeln für die topographische Landesaufnahme von Kurhessen nach Walbeck's Elementen des Erdsphäroids, Abo 1819" und 1848 die ersten sechs (von insgesamt 40 projektierten) Blatt der Landesaufnahme, also topographische Karten von Teilen des Kurfürstentums (Landgrafschaft). Mit Patent vom 10. April 1849 erfolgte durch Kurprinz und Mitregent Friedrich Wilhelm Wiegrebes Beförderung zum Oberst im Generalstab, und am 1. Mai 1849 erhielt er das kurz zuvor gestiftete Dienstauszeichnungs-Kreuz für Officiere.

Im März 1850 wurden Wiegrebes neue "Vorschriften für die Meßtischarbeiten und die Zeichnungsarten der topographischen Aufnahme von Kurhessen" veröffentlicht. Einer ihm während der kurhessischen Verfassungskrise von 1850 vom Oberbefehlshaber General Wilhelm Carl von Haynau (1779-1856) angebotene Position als Kommandant von Kassel konnte er ausweichen. Nachdem im Jahre 1852 die Gesamtfläche des Kurfürstentums (Landgrafschaft) auf nur 174,7 Quadratmeilen (statt der bisher angenommenen 208) festgelegt werden konnte, fiel er beim nunmehrigen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. vorübergehend in Ungnade. Am 16. März 1855 genehmigte der Kurfürst die Erarbeitung topographischer Generalkarten im Maßstab 1/350 000 und 1/200 000). In einer Denkschrift des Hauptmanns Matthias vom Generalstab schrieb dieser "Wir besitzen ein Kartenwerk, dessen sich nach höherem Urtheil kein anderer Staat bis dahin rühmen kann, ein Werk, dem Dirigenten der Landesaufnahme zum bleibenden Denkmal!"

Nachdem ihm mit Datum vom 30. September 1856 das Kommandeurkreuz 2. Classe verliehen worden war, ersuchte Oberst Wiegrebe nach Vollendung seiner Arbeiten um seinen Abschied, den ihm der Kurfürst mit Datum vom 7. März 1858 auch gewährte. Er zog sich auf sein Gut in Elmshagen zurück, wo er sich weiter seinen topographischen Studien hingab.

Mit Datum vom 10. Mai 1862 verlieh ihm die philosophische Fakultät der Philipps-Universität Marburg den Doktor-Titel für seine Verdienste um die Landesaufnahme. Nach der Annektion Kurhessens durch Preußen im Jahre 1866 erfuhr seine Arbeit hohe Anerkennung, indem sie zum Vorbild für die für die eigene Landesvermessung genommen wurde, die von einer Kommssion unter der Leitung des Chefs des preußischen Generalstabs, Helmuth Karl Bernhard von Moltke (1800-1891) in Angriff genommen wurde. So schrieb ihm sei ehemaliger Mitarbeiter J. A. Kaupert im Februar 1868 aus Berlin: "Man hat hier im Generalstabe, General v. Moltke an der Spitze, die volle Ueberzeugung durch die That gewonnen, daß die unter Ihrer Leitung entstandenen topographischen Karten alles in sich vereinigen, was man nur von einer solchen Karte verlangen und erwarten kann. Dieses mustergiltige Werk haben Sie hervorgerufen; Ihre mathematischen Principien gaben den Grundstein für das zu errichtende Gebäude, Ihre exacten Forderungen zeigten dem gewissenhaften Arbeiter die Bahn, auf welcher der Bau in aller Schöne entstehen konnte … der Bau gelang. Hier ist in der Topographie noch viel zu thun; feste Anschauungen haben noch keine Wurzeln gefaßt …"

1872 starb Oberst a. D. Ernst Heinrich Wiegrebe im Alter von fast 79 Jahren auf seinem Gut im Kreise seiner Familie.

Erstellt u. a. auf Basis der Ausarbeitung "Wiegrebe, Ernst Heinrich" von Carl von Stamford, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1897), Onlinefassung auf www.deutsche-biographie.de/pnd117361399.html.


R 26 Stück., II und II-III