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Moritz, 1547-1553. Silbergußmedaille, vermutlich um 1600, Habich II, 1, 1962 var.

GERMAN COINS AND MEDALS
SACHSEN, SACHSEN, KURFÜRSTENTUM

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Lot number 3002




Estimated price: 5,000.00 €
Hammer-price / sale price: 5,500.00 €


Moritz, 1547-1553.
Silbergußmedaille, vermutlich um 1600, Arbeit eines unbekannten Künstlers nach der Dreifaltigkeitsmedaille 1544, von H. Reinhart d. Ä. PROPTER - SCELVS - POPV- LI MEI - PERCV - SSI - EVM (blumenartige Verzierung) - ESAIÆ Ú - LIII Thronender Gottvater im kaiserlichen Ornat mit Krone, Zepter und Reichsapfel, vor ihm das freie, aufgelötete Kruzifix mit der Taube des Heiligen Geistes; zu den Seiten je ein betender Engel und Engelsköpfe//REGNANTE Ú - MAVRITIO Ú - D Ú G Ù DVCE Û SAXONIÆ zc Ù GROSSVM - HVNG Û LIPSIÆ HR (kursiv, verbunden) Ú CVDEBAT Ü - AN° - Û M Û D Û XLIIII Û - MENSE Û - IANV Ü Auf einer von zwei Engeln gehaltenen Tafel das athanasianische Glaubensbekenntnis in 22 Zeilen, darüber Schild mit IHS. 96,82 mm; 238,64 g.
Habich II, 1, 1962 var.

Ein Meisterwerk der deutschen Medaillenkunst. Vorzügliche, um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert geschaffene Arbeit

Exemplar der Auktion Fritz Rudolf Künker 119, Osnabrück 2007, Nr. 731 und der Auktion Sternberg 25, Zürich 1991, Nr. 536.

Dieses außergewöhnliche Schaustück erinnert an die besonders von Herzog Moritz vor dem Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges betriebenen Einigungsbestrebungen, für die das Athanasianische Bekenntnis eine geeignete Grundlage zu bieten schien. War doch die Trinitätslehre für beide Konfessionen ein gemeinsamer Glaubenssatz. Die Tafelinschrift HAEC EST FIDES CATHOLICA, VT VNVM DEVM IN TRINITATE ET TRINITATEM IN VNITATE VENEREMVR ist dem dritten Satz des Athanasianischen Glaubensbekenntnis entlehnt, die folgenden Worte bis MAIESTAS dem fünften und sechsten Satz desselben (mit unwesentlicher Umstellung), der Schluß O VENERANDA (usw.) ist laut Tentzel "ein Seufzer der alten Kirche" und laut Domanig einem kirchlichen Hymnus entnommen.

Diese prachtvollste deutsche Schaumünze aller Kunstepochen hat sich in den verschiedensten Ausführungen erhalten; viele der überkommenen Exemplare differieren voneinander. Die Schaumünze kommt mit den Jahreszahlen 1544, 1556, 1561, 1566, 1568, 1569 und 1574 vor, mit eigenhändiger Signatur Hans Reinharts d. Ä. und als unsignierte Werkstattarbeit wie hier, mit verschiedenen Durchmessern, teilweise mit aufgelöteten Haar- und Bartlocken und getrennt gegossenen Kruzifix und Zepter. Das Kruzifix ist einmal groß das andere Mal klein gearbeitet, in dem Schild über der Tafel der Rückseite ist das sächsische Wappen, aber auch an seiner Stelle das Name-Jesu-Trigramm zu finden. Die Schaumünze ist weiterhin mit und ohne Blätter- und Früchtekranzrahmen überkommen. Bei einem Exemplar sind Vorder- und Rückseite getrennt gegossen, um auf einem Bucheinband als Appliquen befestigt zu werden; eine weitere Vorderseite der Schaumünze diente als Deckel einer Hostienbüchse. Für die letzte datierte Schaumünze des Jahres 1574 ist die Rückseitendarstellung neu gestaltet. Bei der vorliegenden Schaumünze handelt es sich wohl wie bei dem Exemplar der Sammlung Felix (Auktion Adolph Hess Nachfolger 64, Frankfurt/Main 1895, Nr. 232) um die Ausführung eines privaten Auftrages; so erklärt sich das Name-Jesu-Trigramm auf der Rückseite anstelle des sächsischen Wappens des Herzogs Moritz.Erwähnenswert ist, daß die Dreifaltigkeitsschaumünze in der Legende der Rückseite von Hans Reinhart d. Ä. als grossus = Groschen (hier mehrfacher Guldengroschen) benannt, also ausdrücklich als Münze bezeichnet wird. Der Wunsch nach einer Einigung der Konfessionen war auch in den Generationen nach Luther ein zentrales Thema des Kunst- und Geisteslebens. Dafür ist auch diese herrliche Medaille ein anschaulicher Beleg, die wohl am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges entstanden ist.