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Das polnische Abenteuer Augusts des Starken

12. январь 2015 13:31


Das polnische Abenteuer Augusts des Starken

1694 kam Friedrich August I. auf den Thron, nachdem sein Bruder Johann Georg IV. nach nur drei Jahren Herrschaft überraschend verstorben war. August der Starke, wie er sich gerne nannte, war für seine Aufgabe bestens ausgebildet. Er hatte hervorragende Lehrer gehabt, war drei Jahre mit offenen Augen durch die Welt gereist und hatte sich sogar als Feldherr bewährt.

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Friedrich August war hoch begabt und unglaublich ehrgeizig. Das „kleine“ Sachsen genügte ihm nicht. Er wollte in der internationalen Politik mitspielen. Und dafür gab es bereits drei Jahre nach seinem Amtsantritt eine hervorragende Gelegenheit: Am 17. Juni 1696 starb der polnische König. Sein Sohn folgte ihm – wie in Polen üblich – nicht automatisch nach. Polen war ein Wahlkönigtum. 1696 konnten die rund 100.000 polnischen Wahlberechtigten unter 10 Kandidaten wählen, darunter auch der sächsische Kurfürst.

Die Wahl fand statt auf dem Hintergrund des Spanischen Erbfolgekriegs, der ganz Europa in seinen Bann gezogen hatte. Auf der einen Seite standen die Franzosen, die mit enormen Bestechungsgeldern durchsetzten, dass ihr Kandidat, der Prinz von Conti am 26. Juni mit vier Fünfteln der Stimmen gewählt wurde. Am nächsten Tag fand die gleiche Wahl noch einmal statt. Diesmal wurde mit der Hälfte der Stimmen August der Starke gewählt, Kandidat Russlands und Habsburgs. Der war nicht nur vorsorglich zum Katholizismus konvertiert, er hatte dazu ebenfalls kräftig bestochen. Sein Hofjude Issachar Lehmann hatte in seinem Auftrag alle sächsischen Exklaven verkauft oder beliehen und so Millionen von Gulden flüssig gemacht, die nun in den Taschen der Wähler gelandet waren. Damit gab es zwei gewählte Könige. Doch August verfügte vor Ort über das stärkere Heer: ein hervorragendes Argument im Zeitalter des Absolutismus. Conti war lediglich bis Danzig gekommen, als August als August II. am 15. September in Krakau zum polnischen König gekrönt wurde.

Eine prachtvolle Medaille von Georg Hautsch feiert diese Krönung. August der Starke ist als Hercules abgebildet, wie er den Fuß auf die vielköpfige Hydra setzt. Hercules galt im Barock als Inbegriff des perfekten Herrschers, der sich an der Wegscheide gegen den breiten Weg des Lasters für den schmalen der Tugend entschieden hatte. Nur deshalb, so die damalige Überzeugung, konnte es dem Halbgott gelingen, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen. Diese Darstellung gibt uns einen guten Einblick, wie August der Starke, der hier aus der Hand der Polonia die Krone entgegen nimmt, sich selbst sah: Als den unermüdlichen Arbeiter, der durch seinen Fleiß seine Herrschaft zum größten Ruhm führen sollte.

Die Polen freilich sahen das anders. Polen war ein Agrarstaat mit 12 Millionen Einwohnern, der beherrscht wurde von rund 100.000 kleinen Adligen. Die konnten mit der deutschen Gründlichkeit, mit der Friedrich August ihr Land zu modernisieren plante, nichts anfangen. Während die polnischen Magnaten stolz waren auf ihre Republik, versuchte ihr neuer König die Zentralmacht auf Kosten der Adligen zu stärken. Der Konflikt war vorprogrammiert.

Dazu kamen außenpolitische Fehlentscheidungen. Augusts Lebensart, bei der große Mengen von Alkohol kombiniert mit vielen Frauen eine durchaus entscheidende Rolle spielten, harmonierte perfekt mit der Peters des Großen. Der war nun dummerweise Herrscher von Russland, natürlicher Gegner eines mächtigen Polens. Trotzdem fanden die Herrscher Gefallen aneinander und schmiedeten Pläne. Man wollte Schweden, wo gerade ein junger, unerfahrener König den Thron bestiegen hatte, einige europäische Besitzungen entreißen. Niemand ahnte damals, dass Karl XII. ein militärisches Ausnahmetalent war, das Russland und Polen innert kürzester Zeit derart in Bedrängnis bringen sollte, dass er den Polen ein Ultimatum stellen konnte: Entweder sollten sie August als König absetzen, oder Karl würde Polen mit einem Krieg überziehen.

Ein großer Teil der polnischen Adligen empfand das als Zumutung und schloss sich enger an ihren König an als der es sich zuvor hätte träumen lassen. Eine kleine Minderheit aber wählte am 12. Juli 1704 Stanislaw Leszczynski zum neuen Herrscher. Und damit waren die besten Voraussetzungen für einen totalen Krieg jeder gegen jeden geschaffen. Keine einzige Stadt in Polen blieb von den folgenden Plünderungen verschont, ehe der siegreiche Karl XII. den Frieden von Altranstädt vom 24. September 1706 erzwang: August musste auf den Thron verzichten, Stanislaw Leszczynski wurde als König anerkannt und das Bündnis mit Russland gelöst.

Ein Reichstaler aus dem Jahr 1709 zeigt, wie August propagandistisch mit dieser Niederlage umging. Er nannte sich immer noch REX, König, sowohl in der Vorderseitenlegende als auch auf dem Monogramm der Rückseite. Nur worüber er König war, das verriet seine Münzprägung nicht.

Noch im gleichen Jahr kam es in Polen zur Wende. Leszczynski hatte sich nur mit der Unterstützung der Schweden auf dem Thron halten können. Doch die Niederlage bei Poltava beendete den Siegeszug Karls XII. Er floh zu den Türken, und Leszczynski blieb nichts anderes üblich, als ins Exil zu gehen. August kehrte zurück und erneuerte sein Bündnis mit Peter. Allerdings waren die beiden Herrscher längst keine gleichwertigen Partner mehr. Der russische Zar bestand darauf, Polen schwach zu halten. Im „stummen Reichstag“ von 1717 wurden ohne Diskussion die Verhältnisse von 1648 fixiert, die nur leider überhaupt nicht mehr die geänderten Anforderungen erfüllten. Probleme waren damit vorprogrammiert. Nichtsdestotrotz ließ sich Russland für sein Diktat sogar noch mit Livland und Kurland bezahlen.

Tiefe Mutlosigkeit unter den Polen war die Folge. Die polnische Geschichtsschreibung beschreibt die folgende Epoche als „dunkle Zeit“. Die religiöse Toleranz ging verloren. Die Wirtschaft lag auf Grund der Zerstörungen des Krieges am Boden und die Bildung soll teilweise sogar unter das Niveau gesunken sein, das sie bereits im Mittelalter gehabt hatte.

Es war also kein Sieg, als es August dem Starken gelang, die Nachfolge als polnischer König für seinen Sohn zu sichern. Es war vielmehr eine Art Anfang vom Ende. Polen war zum Spielball der Großmächte geworden, und sollte 1772 erstmals geteilt werden, als ein polnischer König die Interessen Russlands nicht ausreichend berücksichtigte.

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Losnummer 441



Friedrich August I., 1694-1733 (August der Starke).
3 Dukaten 1696, Dresden.
Vorzüglich-Stempelglanz. GOLD.
Von großer Seltenheit. Prachtexemplar mit feiner Goldtönung.
Schätzung 35.000 Euro
 


Losnummer 676



August II., der Starke, 1697-1733.
Silbermedaille 1697.
Sehr attraktives Exemplar mit prachtvoller Patina, vorzüglich. RR
Schätzung 1.000 Euro
 


Losnummer 170



Friedrich August I., 1694-1733 (August der Starke).
Reichstaler 1709, Dresden.
Herrliche Patina, winz. Prägeschwäche, vorzüglich.
Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. Schätzung 6.000 Euro
 


Losnummer 681



August II., der Starke, 1697-1733.
Reichstaler 1702, Leipzig.
Attraktives Exemplar mit kräftiger Patina, sehr schön +. RR
Schätzung 2.500 Euro
 


Losnummer 445



Friedrich August I., 1694-1733 (August der Starke).
Reichstaler 1728, Dresden.
Sehr attraktives Exemplar, vorzüglich-Stempelglanz. Selten in dieser Erhaltung. Schätzung 4.000 Euro