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Loreley. Bronzegußmedaille 1920

MEDAILLEN
AKT UND EROS IN DER NUMISMATIK, Mythische und literarische Varia

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Losnummer 8241




Schätzpreis: 100,00 €
Zuschlag: 775,00 €


Loreley.
Bronzegußmedaille 1920, von Karl Goetz, auf die Rheinlandbesetzung durch die Franzosen. DIE WACHT AM RHEIN !!; Kopf eines französischen wulstlippigen Kolonialsoldaten, der einen französischem Helm mit Kokarde und einen afrikanischen Ohrring trägt, hinter dem Kopf 1920, darunter LIBERTÉ / ÉGALI-TÉ / FRATERNI/TÉ//DIE SCHWARZE — SCHANDE; die nackte kniende Loreley an einen phallusähnlichen Eichenstamm gebunden, der von einem französischen Helm mit Kokarde bekrönt ist, vor der Loreley eine Kithara, deren Saiten zersprungen sind, darüber in einem Dreieck mit Strahlen das Auge Gottes; unter der Szenerie die Signatur K(arl) G(ötz). 59,53 mm; 63,01 g. Kienast 1967, Nr. 262.


Vorzüglich

Exemplar der Auktion Leipziger Münzhandlung 26, Leipzig 2001, Nr. 896.

Die "Wacht am Rhein" spielt zunächst auf das 1840 von Max Schneckenburger verfasste Gedicht "Es braust ein Ruf wie Donnerhall" an, das mit der Vertonung von Carl Wilhelm zu einem der populärsten nationalistischen Lieder des Wilhelminischen Deutschlands wurde; zugleich soll Wut auf die neue Wacht am Rhein geweckt werden. Die Devise der Französischen Revolution soll durch den Zusammenhang, in den sie gestellt wird, als hohle Phrase entlarvt werden.

Die Kithara macht deutlich, dass es sich nicht um die Germania, sondern um die Loreley handelt, wie sie in dem berühmten Gedicht von Heinrich Heine "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" geschildert wird.

Gemäß Versailler Vertrag wurden die linksrheinischen Gebiete Deutschlands zu entmilitarisierten Zonen erklärt und von den Alliierten auf 15 Jahre besetzt. Dadurch wollte Frankreich sich vor deutschen Angriffen schützen und ein Pfand haben, dass Deutschland seinen Reparationszahlungen nachkam. Eigentlich hatte Frankreich alle linksrheinischen Gebiete mehr oder weniger unter französische Kontrolle bringen wollen, drang aber wegen der deutschsprachigen Bevölkerung dieser Gebiete damit nicht durch. Frankreich schürte aber separatistische Bewegungen in dem Besatzungsgebiet. Die von den Franzosen im Rheinland eingesetzten Soldaten aus Kolonialgebieten wurden zur Zielscheibe der deutschen Propaganda gegen die demütigenden Rheinlandbesetzungen. Auch wenn es mit Sicherheit zu sexuellen Übergriffen dieser Soldaten auf deutsche Frauen kam und an die 400 afrodeutsche Besatzungskinder – Rheinlandbastarde oder Schwarze Schmach genannt – amtlich erfasst wurden, wurde dieser Aspekt der Rheinlandbesetzung, nicht zuletzt durch Medaillen und Plakate, übersteigert.