Teaserbild
Trennline

L. & L. HAMBURGER, Auktion [33] vom 10.-11.12.1902, Frankfurt/Main.

L. & L. HAMBURGER
Auktion [33] vom 10.-11.12.1902, Frankfurt/Main.

Zurück zur Listenansicht
In Merkliste legen

Losnummer 3609




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 55,00 €


L. & L. HAMBURGER, Auktion [33] vom 10.-11.12.1902, Frankfurt/Main.

Catalog [33]. Münz-Sammlungen aus dem Besitze der Herren Guidi aus Faenza, H. G. Gutekunst in Stuttgart und eines russischen Amateurs sowie Dubletten des Großherzoglichen Münzcabinets in Weimar, nebst reichhaltigen Serien der Niederlande und überseeischer Länder aus einer alten Sammlung. 4 unpaginierte, 45 S. 1 Tf. 861 Nrn. Orig.-Broschur.


Neben der in diesem Katalog vertretenen Partie der Sammlung Heinrich Gottlieb Gutekunst (* 1833 in Stuttgart, Ó 1914 ebendort) gelangten weitere Partien aus dessen numismatischer Kollektion bei diversen Versteigerungen zum Aufruf: in Frankfurt am Main bei Adolph Hess am 21.6.1886 sowie bei Leo Hamburger am 9.12.1902, in München bei Jacob Hirsch am 7.11.1910, am 6.5.1912 und am 5.5.1914.
Gutekunst war indes nicht nur Sammler, sondern vielmehr ein arrivierter Kunsthändler und -auktionator, der schon in seinen frühen Jahren für eine der führenden Kunsthandlungen der damaligen Zeit in ihrem Stammsitz Paris und als Leiter ihrer Niederlassung in London gearbeitet hatte. In den 1860er Jahren gründete er in Stuttgart die "Kunsthandlung H. G. Gutekunst", deren Arbeitsfelder Arbeiten auf Papier, insbesondere die Graphik, Holz- und Kupferstiche, bildeten. Der erste Lagerkatalog seiner Firma erschien zum 1. Oktober 1864, die erste Auktion veranstaltete er im Oktober 1868. Daneben eröffnete er sich einen weiteren Geschäftszweig, nämlich dem Verlag von qualitätvollen Reproduktionen von Graphikblättern alter Meister in Originalgröße zu Vergleichs- und Dekorationszwecken für eine breitere Kundschaft. Im Laufe weniger Jahre konnte Heinrich Gottlieb Gutekunst sich im internationalen Kunsthandel etablieren, im Hinblick auf den Handel mit Kupferstichen wurde "Stuttgart der eigentliche Vorort des Kunsthandels in Deutschland" (Albert Lichtwark). Gutekunst pflegte Kontakt mit zahlreichen bekannten, ja hochberühmten Sammlern, so auch mit Baron Adalbert von Lanna, aus dessen Sammlung von Druckgraphik und Zeichnungen er 1909 eine hochqualitative Auswahl versteigern konnte, darunter eine Vorzeichnung Albrecht Dürers zum Kupferstich "Adam und Eva", die sich der New Yorker Bankier J. Perpont Morgan mit einem Zuschlagpreis von 65.000 Goldmark sichern konnte. Nach seiner 66. Auktion zog sich Heinrich Gottlieb Gutekunst 1910 in den Ruhestand zurück und überließ die Leitung der Kunsthandlung seinem langjährigen Mitarbeiter Richard A. Gaiser, der sie einige Jahre sehr erfolgreich führte, doch bereits 1915 infolge eines Verkehrsunfalls vertstarb. Gutekunsts Söhne Otto und Richard hatten sich bereits zuvor, ein jeder für sich, in London als Kunsthändler selbstständig gemacht. Der Erste Weltkrieg machte dieser Tätigkeit in Großbritannien ein Ende, doch 1919 gründete Richard in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker und -händler August Klippstein die Firma "Gutekunst und Klippstein" in Bern, deren Handel sich auf alte und bald auch auf neue Graphik konzentrierte. Daraus ist die heutige Firma Galerie Kornfeld Auktionen AG hervorgegangen.

Die Münzensammlung Guidi stammte aus dem Besitz des gleichnamigen italienischen Adelsgeschlechts, das in Faenza ein eigenes Museum eingerichtet hatte. Die Auktion dieser numismatischen Objekte erfolgte im Zuge der Auflösung dieses Museums, dessen Kunstgegenstände Giorgio Sangiorgi in Rom im April desslben Jahres versteigert hatte (Auktion vom 21.-27.4.1902: Grande vente du Musée de la noble famille Guidi de Faenza, ainsi que des collections du Marquis Albites de Florence, du Comte G. Bracci, du peintre G. Surdi, de Mr. A. Clerle de Venise, et autres).