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Banknoten und Papiergeld (8.-20. Jahrhundert)


Die Geschichte des Papiergeldes ist ebenso spannend und abwechslungsreich wie die des Metallgeldes. Am Anfang standen zwei Urformen: Die Quittung und der Schuldschein.

Ming Dynastie, 1368-1399. Banknote im Wert von 1 Kuan = 1000 Käsch.
Ming Dynastie, 1368-1399. Banknote im Wert von 1 Kuan = 1000 Käsch. Zuschlag: 3.000 Euro.

Die Quittung wurde auf eine physisch hinterlegte Menge von Metallgeld ausgestellt und wurde im Laufe der Zeit übertragbar. Aus ihr entwickelte sich die Banknote, die den Anspruch des Kunden verbriefte, sich den auf der Note genannten Betrag jederzeit wieder auf Verlangen in Münzgeld auszahlen zu lassen. Aus dem Schuldschein wiederum entwickelte sich das Staatspapiergeld, das in der Regel nicht in Münzgeld eingelöst werden konnte aber von allen öffentlichen Kassen angenommen werden musste. Hinzu kommt das als Ersatz für Münzgeld ausgegebene Notgeld aus Papier.

Für den Beginn der Papiergeldzahlung mussten also drei Grundbedingungen erfüllt sein: Das Vorhandensein von Papier, die Kenntnis der Schrift und eine private oder staatliche Organisationsform, die den Wert des auf den Scheinen genannten Betrages garantierte. Das erste Papiergeld entstand dementsprechend auch im 8. Jahrhundert in China, wo alle Bedingungen für das „fliegende Geld“ vorhanden waren. In Europa gaben zuerst die italienischen Kaufleute des Spätmittelalters Quittungen für hinterlegtes Geld aus. Aus ihnen entwickelten sich in der Folgezeit auf Wechsel und Geldgeschäfte spezialisierte Bankiers (in Nordeuropa aufgrund der Herkunft auch „Lombarden“ genannt). Die ersten nordeuropäischen „Banken“ entstanden 1609 in Amsterdam, 1619 in Hamburg und 1621 in Nürnberg. Die ersten europäischen Banknoten gab 1661 der ehemalige Kaufmann Johan Palmstruck in Stockholm aus. Die auf vier verschiedene Währungen und 24 Nennwerte lautenden Geldscheine wurden auf den Kontoinhaber ausgestellt, konnten übertragen und von der Stockholms Banco wieder in Münzgeld eingelöst werden. Im Gegensatz zu Münzgeld ließen sich Banknoten beliebig ohne großen Kostenaufwand vermehren. Dieser Versuchung erlag auch Palmstruck, dessen Bank 1668 verstaatlicht wurde, als es nicht mehr möglich war, die ausgegebenen Banknoten in Bargeld einzulösen.

Preußen / Kolberg, Pommern, unter preußischer Besatzung. Notgeldschein zu 8 Groschen 1807.
Preußen / Kolberg, Pommern, unter preußischer Besatzung. Notgeldschein zu 8 Groschen 1807. Zuschlag: 400 Euro.

Für die Annahme der ausgegebenen Geldscheine war also das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit des Emittenten entscheidend. Ein Vertrauen, das beispielsweise die Bank von England seit ihrer Gründung 1694 als private Aktiengesellschaft über Jahrhunderte genoss, da auch England weitestgehend von Wirtschaftskrisen und Geldentwertungen des Kontinents verschont blieb. Ganz anders in Frankreich, wo die Spekulationsgeschäfte des Schotten John Law 1720 zu einer ersten großen Inflation in Europa führten und zahlreiche ungedeckte Banknoten hinterließen. Die Assignaten der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege wiederum verbreiteten das Papiergeld in den besetzten Gebieten Europas (Niederlande, Polen und Teile des Deutschen Reiches). Sie führten aber auch in Deutschland zu einer tiefen Abscheu vor der Verwendung des Papiergeldes bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In Amerika setzte sich das Papiergeld dagegen bereits im frühen 18. Jahrhundert durch, da die Kolonien zunächst kein Recht zur Münzprägung besaßen und der Bedarf an Zahlungsmitteln durch das Mutterland oft nicht ausreichend gedeckt werden konnte.

Russland. 50 Rubel o. J. (1917).
Russland. 50 Rubel o. J. (1917). Zuschlag: 1.400 Euro.

Heute ist das Papiergeld wesentlicher Bestandteil des Geldwesens eines jeden Staates der Erde. Die historischen aber auch die modernen Geldscheine eröffnen dem Sammler ein breites Spektrum an verschiedensten Währungsstückelungen, faszinierenden Hintergrundgeschichten und abwechslungsreichen Motive mit künstlerischem Anspruch. Dabei geben die Bilder der Banknoten heute oftmals einen interessanten Einblick in die Kultur und Gesellschaft der ausgebenden Staaten.

Entdecken Sie die Vielfalt der Banknoten und des Papiergelds mit einer Sammlung von Geldscheinen aus aller Welt!

Einführungsliteratur

  • Rosenberg, H. / Grabowski, H.-L.: Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. Auflage, Regenstauf 2011.
  • Grabowski, H.-L.: Kleiner deutscher Papiergeldkatalog von 1871-heute, 1. Auflage, Regenstauf 2010.
  • Krause Publications (Krause/Mishler), Standard Catalog of World Paper Money Vol. 1 (Specialized Issues), Iola 2009 (regelmäßig aktualisierte Auflage).
  • Krause Publications (Krause/Mishler), Standard Catalog of World Paper Money Vol. 2 (General Issues 1368-1960), Iola 2010 (regelmäßig aktualisierte Auflage).
  • Krause Publications (Krause/Mishler), Standard Catalog of World Paper Money Vol. 3 (Modern Issues 1961-Present), Iola 2012 (regelmäßig aktualisierte Auflage).
  • Deutsches Papiergeld 1772-1870 (Beispiele aus der Geldscheinsammlung der Deutschen Bundesbank), München / Frankfurt am Main o. J.
  • Frühzeit des Papiergeldes (Beispiele aus der Geldscheinsammlung der Deutschen Bundesbank), München / Frankfurt am Main o. J.

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