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ADOLPH HESS NACHF., Auktion 197 vom 28.1.1930 u.f.T., Frankfurt/Main.

ADOLPH HESS NACHF.
Auktion 197 vom 28.1.1930 u.f.T., Frankfurt/Main.

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Losnummer 3935




Schätzpreis: 10,00 €
Zuschlag: 26,00 €


ADOLPH HESS NACHF. Auktion 197 vom 28.1.1930 u.f.T. Frankfurt/Main.
Versteigerungskatalog 197. Baltische Münzen, Hamburger Goldportugalöser, Würzburg, Bamberg. 4 unpaginierte, 38 S. 16 Tfn. 1057 Nrn. Orig.-Broschur. Eine Kopie der maschinengeschriebenen Ergebnisliste lose beigefügt.


Während weder Adolph Hess (1935) noch Dr. Busso Peus Nachf. Angaben zur Herkunft dieser Bestände liefern, ordnet Detlef Tietjen die Münzen und Medaillen dieser Auktion drei verschiedenen Sammlungen zu. Demzufolge bildeten die Münzen des Baltikums (Kat.-Nr. 1-442) die Sammlung "Kieler", die Hamburger Goldstücke einen Teil der Sammlung H. Kirsten und die fränkischen Gepräge die Sammlung des Geheimen Hofrats K. Bissinger.
Hans Kirsten (* 1868 in Hamburg, Ó 1942 ebendort) war ein Sohn von Adolph Kirsten (* 1839 in Hamburg, Ó 1915 ebendort), der 1866 die Schiffsmaklerfirma A. Kirsten und 1878 die gleichnamige Reederei gegründet hatte und damit zu großem Wohlstand gekommen war. Nach Bestehen der Reifeprüfung machte Hans eine kaufmännische Ausbildung, zu der auch Aufenthalte in Frankreich und Nordamerika zählten. In das väterliche Unternehmen trat er 1895 ein und wurde 1899 dessen Mitinhaber. Zudem besaß er seit 1915 wie zuvor schon sein Vater Anteile am Hamburger Schiffahrtsunternehmen H. J. Perlbach & Co. Nachf. und hatte von 1924 bis 1925 in der Hamburger Vereinsbank einen Aufsichtsratssitz. Mit seinem nicht unerheblichen Vermögen konnte er eine der bedeutendsten Sammlungen Hamburger Münzen und Medaillen aufbauen und publizierte zu diesem Gebiet auch einige kleinere Arbeiten. Im Verein der Münzfreunde in Hamburg e. V. engagierte er sich und führte diesen zeitweilig als Erster Vorsitzender. 1926 sah er sich gezwungen, aufgrund seiner gescheiteren Spekulationsgeschäfte den Rückzug aus allen seinen Firmenbeteiligungen vorzunehmen und sich ins Privatleben zurückzuziehen (https://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=2446). Den Hauptteil seiner Sammlung versteigerte Felix Schlessinger am 16.3.1931 und folgene Tage, Berlin. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise mögen Hans Kirsten zur Versteigerung seiner numismatischen Sammlung veranlassst haben.
Karl Bissinger (* 1845 in Karlsruhe, † 1910 in Pforzheim) trat nach Abschluss seines Studiums eine Lehrerstelle am Gymnasium zu Karlsruhe an, erhielt später eine Stelle als Direktor des Progymnasiums Donaueschingen und ließ sich schließlich nach Pforzheim versetzen, wo er bis zu seiner Pensionierung als Direktor des Reuchlin-Gymnasiums amtierte. In seiner Freizeit widmete er sich insbesondere seiner Münzensammlung und beschäftigte sich mit der römischen Geschichte und Archäologie im Großherzogtum Baden, woraus aus seiner Hand etliche Veröffentlichungen hervorgingen. Seine mehr als 14.000 Stücke umfassende, von der Antike bis zur Neuzeit spanne Universalsammlung vermachte er der Stadt Pforzheim, die sie vor dem Zweiten Weltkrieg im "Bissingerzimmer" ihres Reuchlinmuseum der Öffntlichkeit präsentierte (Alfons Kern, Das Pforzheimer Reuchlin Museum, Pforzheim o. J.). Während des Krieges wurde der Bestand in einen der Kellerräume des Hilda-Gymnasiums ausgelagert und erlitt dort 1943 durch einen Bombentreffer erheblichen Schaden. Heute werden im Stadtarchiv noch ca. 4800 Stücke bewahrt. Ob die im Januar 1930 durch Adolph Hess Nachf. versteigerten, von Detlef Tietjen der Sammlung Bissinger zugeschriebenen Würzburger und Bamberger Prägungen seitens der Stadt in die Auktion eingeliefert worden sind, oder andere Wege gegangen sind oder aber gar nicht aus dem Nachlass von Bissinger stammten, sei dahingestellt.