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OLEARIUS, J. CH.

NUMISMATISCHE LITERATUR
BIBLIOPHILE WERKE

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Losnummer 568




Schätzpreis: 200,00 €
Zuschlag: 470,00 €


OLEARIUS, J. CH.
Hala-Saxonis isagoge ad Numophylacium Bracteatorum, qua, Praestantia, Usus & Natura illorum succincte describitur, addita centum & amplius eorundem litteris signatorum sylloge. Jena 1694. 4 unpag. S. Widmungstext und Vorwort, „40“ S. (de facto nur 38 S. da infolge eines Fehlers des Druckers die Seitenzahlen 7 und 8 in der Paginierung ausgelassen wurden und so der S. 6 gleich die S. 9 folgt), eine von C(aspar). Junghanß gestochene Kupfertafel mit den Abbildungen dreier „Bracteati aurei“ sowie einer Münzmesserskala. Halbleinen, wohl aus der fortgeschrittenen zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.


Vollständiges Exemplar von sehr schöner Erhaltung

Johann Christoph Olearius (*1668 in Halle, Ó1747 in Arnstadt) hat in dieser Veröffentlichung als Erster die vom lateinischen „bractea“ (= dünnes Metallblech) abgeleitete barocke substantivische Kunstwortschöpfung „bracteatus“ für jene mittelalterlichen Münzen gebraucht, die einseitig auf blechartig dünnen Schrötlingen geprägt worden sind (vgl. hierzu: P. Berghaus, in: Geldgeschichtliche Nachrichten, 29. Jg. 1994, S. 64). Olearius gibt indes in seiner etwas später publizierten Schrift „Spicilegium antiquitatis nummos XXV suggerens bracteatos“ (Jena 1702), den Hinweis, daß diese barocke Begriffschöpfung nicht von ihm stamme, sondern erstmals im Rahmen einer Korrespondenz zwischen dem Helmstädter Professor Hermann Conring (*1606, Ó1681) und dem Jenaer Professor Johann Andreas Bose (*1626, Ó1674) aufgetaucht sei. Demnach muss also dieser Begriff schon vor dem Tode Boses im Jahre 1674 für solche „Blechmünzen“ angewendet worden sein (siehe W. Steguweit, in: P. Berghaus [Hrsg.], Numismatische Literatur 1500-1864. Die Entwicklung der Methoden einer Wissenschaft, Wiesbaden 1995, S. 60). P. Berghaus (a. a. O) hat freilich darauf hingewiesen, daß der Begriff in sämtlichen Publikationen, die vor der hier vorliegenden Schrift von Olearius aus dem Jahre 1694 erschienen sind, deskriptiv-adjektivisch verwendet worden ist. In der Tat haben sich mehrere Vertreter der Gelehrtengeneration vor Olearius im Rahmen ihrer landesgeschichtlichen Studien mit mittelalterlichen ein- und zweiseitigen Münzen auseinandergesetzt. Eine bedeutende Persönlichkeit war in diesem Zusammenhang sein akademischer Lehrer Caspar Sagittarius (*1643 in Lüneburg, Ó1694 in Jena), der als Professor an der Universität Jena lehrte und als Vater der thüringischen wie auch der deutschen Brakteatenforschung reklamiert wurde (W. Steguweit, Thüringische Brakteaten, Gotha 1981, S. 8). Auch der spätere Lübecker Pastor Jacob von Melle (*1659, Ó1743), der sich schon als Jenaer Student mit entsprechenden einseitigen mittelalterlichen Silberblechgeprägen beschäftigte und gelegentlich als Schöpfer des Begriffs „bracteatus“ beansprucht wurde, benutzt in diesem Zusammenhang in seiner bereits 1678 verfassten Schrift „Epistola de antiquis quibusdam Nummis Germanicis Historium Thuricam ...“ die Wortform adjektivisch-beschreibend: „Bracteatus et ex argento conflatus est nummus“ (= Blechern und aus Silber geprägt wurde die Münze). Doch erst nach dem Erscheinen der hier offerierten Publikation von Johann Christoph Olearius wurde der substantivische Terminus „bracteatus“ von anderen Wissenschaftlern und Autoren schon bald übernommen und hat sich bis in unsere heutigen Tage als fester Begriff für die Gattung der einseitigen mittelalterlichen Münze etabliert, die auf so dünnen Schrötlingen geprägt worden ist, daß das Gepräge der Vorderseite sich auf der Rückseite spiegelbildlich vertieft abzeichnet.

Auf dem Titelblatt des vorliegenden Heftes befinden sich mehrere Besitzerzeichen. Das wohl älteste ist der Namenszug H. Ph. Cappe (Heinrich Philipp Cappe, Geburtsdatum und –ort unbekannt, Ó1862 in Dresden), der schon 1824 und dann umso mehr zwischen 1846 und 1860 als numismatischer Autor in Erscheinung getreten ist (siehe J. Leitzmann, Bibliotheca numaria, Weißensee 1867, S. 19). Ferner ist das Titelblatt dreifach gestempelt. Ein Stempel trägt den Namen des Magdeburger Stadtrats und Bürgermeisters Max Fischer, der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Verdienste um das Städtische Münz-Kabinett Magdeburg erworben hat, ein weiterer kennzeichnet das Heft als Inventar vom „Münz-Kabinet der Stadt Magdeburg“.